Razzia bei Olympus

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Schwere Zeiten für Olympus. Wegen dem Bilanzskandal wurden jetzt bei einer Großrazzia Dutzende Büros durchsucht.

Der riesige Bilanzskandal bringt dem japanischen Kamerahersteller Olympus neuen Ärger: In einer Großrazzia wurden die Zentrale sowie Dutzende Büros und Wohnungen durchsucht. Die Ermittler suchten am Mittwoch nach Beweismaterial gegen frühere Top-Manager. Ein Verfahren gegen sie könnte laut Medienberichten bis März eröffnet werden. Unterdessen wurde bekannt, dass Olympus auch mehrere Mitarbeiter deutscher und Liechtensteiner Banken bezahlt haben soll, um den Bilanzbetrug durchzuziehen.

Olympus hatte nach Erkenntnissen einer vom heutigen Management eingesetzten Kommission über mehr als ein Jahrzehnt Verluste von insgesamt 134,8 Milliarden Yen (aktuell rund 1,3 Mrd Euro) verschleiert. Die Fehlbeträge aus Anlagegeschäften in den 90er Jahren wurden mit überhöhten Zahlungen bei Übernahmen vertuscht, statt sie in der Bilanz zu verbuchen.

Als Drahtzieher des Bilanzskandals gelten vor allem der frühere Konzernchef Tsuyoshi Kikukawa, Ex-Vize-Chef Hisashi Mori und der frühere Buchprüfer Hideo Yamada. Auch die Wohnsitze von Kikukawa und anderen früheren Managern seien durchsucht worden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Der 70-jährige Firmen-Patriarch zog bis vor kurzem noch als Verwaltungsratschef die Fäden bei Olympus.

Kooperation

An der Razzia beteiligten sich neben einer Sondereinheit der Tokioter Staatsanwaltschaft die Wertpapier-Aufsicht und die Polizei. Laut Medienberichten beschlagnahmten sie Kisten an Material. Olympus erklärte, das Unternehmen werde weiter mit den Behörden kooperieren.

Die Olympus-Prüfungskommission erklärte nun am Mittwoch, es seien auch Zahlungen von mehr als drei Milliarden Yen (heute knapp 70 Mio Euro) an fünf Mitarbeiter deutscher und Liechtensteiner Banken geflossen, als Belohnung für die Kooperation beim Verschleiern der Verluste. Die Mitarbeiter seien inzwischen zurückgetreten. Konkret war bei Kyodo die Rede von einem Beschäftigten der Filiale eines deutschen Kreditinstituts in Singapur, der Olympus geholfen habe, die Verluste zu vertuschen. Außerdem seien weitere 3,5 Milliarden Yen an Beschäftigte anderer Finanzfirmen gegangen. Olympus wolle rund 7,2 Milliarden Yen zurückfordern. Von den Zahlungen habe der einstige Vize-Chef Mori berichtet.

Olympus hatte zuletzt mit der Vorlage aktualisierter Zahlen die sofortige Verbannung von der Börse in Tokio in letzter Minute abgewendet. Die Börse schaut sich aber das Ausmaß der Bilanzfälschung weiter an und könnte die Aktie noch vom Handel ausschließen. Etwa, wenn sich die Affäre noch ausweiten sollte oder doch noch eine Verbindung zur organisierten Kriminalität nachgewiesen würde.

Radikaler Neuanfang

Vor kurzem hatte der derzeitige Chef Shuichi Takayama einen radikalen Neuanfang mit scharfen Kontrollen für das Management versprochen. Der geschasste Olympus-Chef Michael Woodford, der den Bilanzskandal aufgedeckt hatte, will mit Unterstützung von Aktionären an die Firmenspitze zurückkehren. Der Brite war nach seinen Nachforschungen zu den verdächtigen Deals gefeuert worden und ging danach sofort an die Medien, was den Stein ins Rollen brachte. Es ist unklar, ob Woodford genug Rückhalt bei den Aktionären finden kann, um wieder auf den Chefposten zurückzukehren.

Unterdessen wird in japanischen Medien über eine drohende Finanznot bei Olympus und groß angelegte Rettungspläne durch einheimische Konzerne spekuliert. So schrieb die Wirtschaftszeitung „Nikkei“ Anfang der Woche, eine Möglichkeit sei der Einstieg von großer Technologie-Unternehmen wie Sony und Fujifilm