Den Grundstein für einen Aufschwung des europäischen Arbeitsmarkts legen

Den Grundstein für einen Aufschwung des europäischen Arbeitsmarkts legen

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Europa hat in jüngster Zeit die schwerste Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren erlebt: Das Finanzsystem wurde in seinen Grundfesten erschüttert und viele Tausend Arbeitsplätze sind bereits verloren gegangen. Das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum hat Priorität. Ein Gastartikel von EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, László Andor.

László Andor

Die Strategie Europa 2020 skizziert eine Vision der EU für das 21. Jahrhundert. Sie zeigt, wie die EU eine intelligente, nachhaltige und integrative Wirtschaft erreichen kann, die durch ein hohes Beschäftigungs- und Produktivitätsniveau sowie einen ausgeprägten sozialen Zusammenhalt gekennzeichnet ist. Zukünftig werden die Verbesserung und der Erhalt von Kompetenzen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Seit fast zwanzig Jahren funktioniert die EU als Binnenmarkt. Auch wenn sich beispielsweise der freie Warenverkehr über viele Jahre bewährt hat, erwägen viele Europäer erst jetzt, den freien Arbeitsmarkt zu nutzen, der ein wichtiger Teil der Idee des Binnenmarkts ist.

Immer öfters denken Erwerbstätige an Umzug wegen eines Jobs

Obwohl derzeit nur circa 2,7 Prozent der berufstätigen Europäer im EU-Ausland leben, denken immer mehr Erwerbstätige darüber nach, für einen neuen Job umzuziehen, da sich die Rezession auf dem Arbeitsmarkt spürbar bemerkbar macht. So zeigte zum Beispiel eine vor kurzem durchgeführte Eurobarometer-Umfrage, dass 48 Prozent der Befragten bei einem Verlust ihres Arbeitsplatzes einen Umzug in ein anderes Land oder eine andere Region in Betracht ziehen würden. Gleichzeitig suchen Arbeitgeber mobile Arbeitskräfte aus anderen europäischen Ländern, um die trotz des Abschwungs bestehenden Qualifikationsdefizite zu decken. Diejenigen, die diesen Weg bereits eingeschlagen haben, haben erkannt, dass Mobilität große Vorteile mit sich bringt.

Für Arbeitgeber bietet Mobilität eine neue Quelle qualifizierter und begeisterter Arbeitskräfte, die lernwillig sind und ihren Horizont erweitern möchten. Für die Beschäftigten kann Mobilität bessere Bezahlung, neue Chancen und die Gelegenheit bedeuten, neue Kompetenzen zu erwerben.
Zusätzlich ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit, in einem anderen Land zu leben. Die gesamte europäische Wirtschaft profitiert von dieser Mobilität, da auf dem Arbeitsmarkt Qualifikationen und Arbeitsstellen somit besser aufeinander abgestimmt werden können.

Um diesen Prozess zu fördern und Beschäftigte und Arbeitgeber zusammenzubringen, verfügt Europa über einen etablierten und äußerst kompetenten Dienst, der den Bedürfnissen Tausender Arbeitgeber und Zehntausender Arbeitnehmer in Europa gerecht wird.

Größtes europäisches Netzwerk

Eures (European Employment Service) ist das größte Europäische Netzwerk für Stellenangebote. Es vereinigt die Kompetenzen aller europäischen öffentlichen Netzwerke für Stellenangebote und bietet einen zusätzlichen Vorteil: über 850 Eures-Fachberater, die die Bedürfnisse lokaler Arbeitgeber und zur Mobilität bereiter Arbeitskräfte kennen.

Im September und Oktober dieses Jahres organisiert Eures über 500 Jobmessen und ähnliche Veranstaltungen in Europa im Rahmen der Europäischen Jobtage 2010. Verschiedene Organisationen, darunter lokale Unternehmen, öffentliche und private Arbeitsvermittlungen, Gewerkschaften, Unternehmervereinigungen, Universitäten, Lernzentren und Ausbildungsstätten sowie Handelskammern nehmen an den Jobtagen teil.

Dienstangebot für Arbeitgeber und Arbeitssuchende

Entscheidend ist, dass Eures seine Dienste sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitsuchenden anbietet und damit neben der Quelle auch den Endmarkt für Arbeitsuchende abdeckt. Eures wird von allen 27 EU-Staaten (zuzüglich der Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein) unterstützt und ist in die nationalen Arbeitsvermittlungsdienste integriert.

Den Erfolg von Eures belegen Statistiken: Immer mehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer nutzen das Eures-Netzwerk. In den letzten drei Jahren nahm die Zahl der freien Stellen im Eures-Portal (http://ec.europa.eu/eures) um 18 Prozent, die Zahl der Lebensläufe von Arbeitsuchenden um zwölf Prozent und – vor allen Dingen – die Zahl der Arbeitgeber um 129 Prozent zu. Jeden Monat verzeichnet das Eures-Portal 700.000 Besucher und ist damit eine der meist besuchten Internetseiten Europas.

Wenn die Rezession vorbei ist und das Wachstum wieder einsetzt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach an neuen Orten ein zusätzlicher Bedarf an neuen Talenten bestehen. Viele dieser Talente werden sich in den kleineren Unternehmen ansiedeln, die die treibende Kraft hinter dem zukünftigen Wachstum bei Arbeitsplätzen, Produktion und Dienstleistungen sein werden. Kleine und mittelständische Unternehmen sind oft technisch innovativ, kurbeln so die Produktivität an und sorgen damit für neue Arbeitsplätze.

Neue Chancen

Für Arbeitnehmer kann der Verlust der Arbeitsstelle auch eine Chance für die Zukunft bedeuten. Manche wechseln das Unternehmen, andere gründen selbst eines und bieten verschiedenen Firmen spezifische Qualifikationen an. Mit zunehmender Größe können sie so selbst zu bedeutenden Unternehmen werden. Für immer mehr Firmen ist der europäische Binnenmarkt längst Realität.

Eures kann durch die Vermittlung eines ersten Arbeitsverhältnisses für einzelne Mitarbeiter die entscheidende Starthilfe für ein solches Unternehmenswachstum leisten und bringt Arbeitnehmer damit auf den Weg in eine Zukunft, in der sie vielleicht selbst einmal zu Unternehmensgründern werden. Eures kann in der Tat eine doppelte Rolle einnehmen: als erste Anlaufstelle für Menschen, die gerade ihren Job verloren haben und auf Arbeitsuche sind, und später als Arbeitskräftevermittler für diese Personen, wenn diese schließlich ein florierendes Unternehmen in Europa aufgebaut haben. Bis es so weit ist, können einige Jahre ins Land gehen – der Grundstein für diese Entwicklung muss jedoch heute gelegt werden.