FußballZu Gast beim „Public Viewing“ der Fola: „Warum gibt es keinen VAR?“

Fußball / Zu Gast beim „Public Viewing“ der Fola: „Warum gibt es keinen VAR?“
Die Gelbe Karte für Dejvid Sinani sorgte für Unverständnis Foto: Alain Rischard

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Wenn schon nicht im Stadion oder beim klassischen „Public Viewing“, dann wenigstens irgendwie gemeinsam: Mit diesem Gedanken versprühten die Fans der Escher Fola gestern Abend etwas Teamspirit aus der Heimat. 

Livestreams kennt man, Champions-League-Auswärtsspiele unter Corona-Bedingungen dagegen aus Luxemburger Sicht noch nicht. Zur Premiere hatte die Escher Fola ihre Anhänger zu sich, auf das Trainingsgelände und ins Clubhouse, eingeladen. Und obschon die Mannschaft nichts davon mitbekommen hat, wurde der Schlusspfiff von kollektivem Beifall als Zeichen des Respekts für die Leistung begleitet.

Erste Station, 19.15 Uhr in Lallingen. Es riecht bereits nach „Kotletten“, während die Frauenmannschaft ihre Runden auf dem Trainingsplatz dreht. Obschon es bis zum Anpfiff noch 45 Minuten dauern wird, haben die ersten hartgesottenen Fans bereits auf den Plastikstühlen zwischen Rasen und „Buvette“ Platz genommen. Unter ihnen auch Victor Matos, der sich normalerweise um das Material der ersten Mannschaft kümmert. Stefan Guden, Mitglied der Jugendkommission, erklärt, warum der Verein entschieden hat, zwei Orte für die Übertragung der Partie auszuwählen. „Wir haben hier nur Platz für rund 40 Personen. Es haben sich ein paar weniger angemeldet.“ Distanzen, Masken und Desinfektionsgel gehören mittlerweile zur Standardausrüstung. Für die Bewirtung der Gäste gelten die aktuellen Horesca-Regeln. „Das Geld, das wir heute hier einnehmen, werden wir nutzen, um die Schiedsrichter bei den Begegnungen unserer Nachwuchsspieler zu bezahlen. Diese Einnahmen fehlten zuletzt, da die Buvette ja geschlossen war.“

Angekommen im Clubhouse auf dem Galgenberg fast das gleiche Bild. Die in Rot gekleidete Fola-Fantruppe, darunter Vorstandsmitglieder, Spielerfrauen und Nachwuchs, hat an mehreren Tischen Platz genommen und blickt gebannt auf einen … schwarzen Bildschirm. Während der ersten Hälfte werden die unterschiedlichsten Livestreams immer wieder Probleme machen, weshalb auf jedem Tisch mindestens ein Tablett oder Handy parallel läuft. Die „Ahs“ und „Ohs“ lassen immer wieder darauf schließen, dass wieder irgendwo ein ohnehin wackliges Bild hängengeblieben ist. Viermal hatten sich die Escher bereits Torchancen herausgespielt, doch „wie aus dem Nichts“ fällt das 0:1 durch Anatole Abang. Zum ersten Mal geht ein sichtlich enttäuschtes, kollektives Raunen ging durch die Buvette. „Schlecht verteidigt“, lautet das einstimmige Urteil beim ersten Gegentreffer.

Verdutzt und verärgert könnte man dagegen die Reaktionen beschreiben, als statt eines Elfmeterpfiffs eine Gelbe Karte für Dejvid Sinani folgt. „Oh Misère!“ – „Warum gibt es keinen VAR?“ – „Wo bleibt die Wiederholung?“ An der bedrückten Stimmung ändert auch der Teller Nudeln nichts. „Wir spielen gut“, meint Vizepräsident Gilbert Goergen in der 71., der hinter dem Tresen für die Bewirtung zuständig ist. Wieder einmal haben sich die Luxemburger im gegnerischen Strafraum präsentiert und so langsam wird dem anwesenden Publikum klar, dass die Zeit der Mannschaft, trotz der aufopferungsvollen Leistung, davonläuft. 

Eine Beschreibung braucht der Ausdruck von Goergen nach dem zweiten Gegentor nicht. Der Barkeeper des Abends hat das Tor fast 30 Sekunden vor allen anderen auf seinem Laptop gesehen. Die Hoffnungen auf eine Sensation sind dahin, stattdessen geht der Blick in Richtung Europa League. Vom Nebentisch heißt es bloß: „Am 31. August wird gelost, wer unser nächster Gegner ist.“ Die Zeit läuft weiter und die Hoffnungen schwinden. Der Applaus, den es am Ende der Partie gibt, verdeutlicht, wie stolz das Team seine Anhänger an diesem Abend gemacht hat.

aly
20. August 2020 - 21.05

Wie man auf den Fotos sieht, gibt es Corona anstatt.