TischtennisTitelverteidiger Mladenovic im Gespräch: „Mental war es nicht leicht“ 

Tischtennis / Titelverteidiger Mladenovic im Gespräch: „Mental war es nicht leicht“ 
2017 und 2020 wurde Luka Mladenovic bereits Landesmeister. In diesem Jahr könnte er das Triple feiern. Archivbild: Editpress/Gerry Schmit

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Im Jahr 2017 wurde Luka Mladenovic überraschend Landesmeister im Einzel. Am Wochenende will sich der 22-Jährige zum dritten Mal ins Palmarès eintragen. Das Tageblatt hat sich im Vorfeld der Meisterschaft mit dem Titelverteidiger über die Zeit seit Beginn der Pandemie, seine sportliche Entwicklung und seine Ambitionen unterhalten.

Tageblatt: Luka Mladenovic, es geht wieder los – auch in Luxemburg. Wie groß ist die Vorfreude?

Luka Mladenovic: Die Vorfreude ist riesig. Seit der Landesmeisterschaft im Februar vergangenen Jahres, bei der ich meinen zweiten Titel feiern konnte, ist es das erste Mal, dass ich wieder in Luxemburg spiele. Ich hoffe, dass zahlreiche Anhänger den Weg in die Halle finden werden.

Wie haben Sie die Zeit seit Beginn der sanitären Krise erlebt?

Während der Quarantäne war ich ständig in Kontakt mit meinen Fitnesstrainern und konnte mich im Rahmen des Möglichen fit halten. Von Mai bis September letzten Jahres habe ich die Grundausbildung der Armee absolviert. Beim Joggen habe ich mir danach eine Knieverletzung zugezogen und konnte bis Ende Januar dieses Jahres nicht trainieren. Mental war diese Situation nicht immer leicht zu verarbeiten. Ab Februar stand ich erstmals wieder an der Platte, um eine halbe Stunde im Stand zu spielen, einfach nur um das Gefühl für den Schläger zurückzuerlangen. Im März kam dann noch ein Hexenschuss im Rücken hinzu. Anschließend konnte ich das Training nach und nach steigern, um mich auf die Olympia-Qualifikation im April vorzubereiten.

Das waren nicht die besten Voraussetzungen für die Olympia-Qualifikation …

Dort lief es zu meiner Überraschung extrem gut. Gegen starke Gegner habe ich mich sehr teuer verkauft. Ich war froh, festzustellen, dass ich mit wenig Training bereits ein hohes Leistungsniveau erreicht hatte. Das Turnier gab meiner Motivation einen deutlichen Schub. Das Mental-Training mit einem Psychologen hat sicherlich auch geholfen. Bei der Einzel-Europameisterschaft im Juni konnte ich mich erstmals für das Hauptfeld qualifizieren.

Können Sie Ihr Knie mittlerweile wieder voll belasten?

Das Knie bereitet mir überhaupt keine Probleme mehr und ich fühle mich so fit wie nie zuvor. Seit Mitte Juli kann ich wieder zweimal am Tag trainieren.

Bei der EM-Qualifikation am vergangenen Wochenende haben Sie Ihre Form eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Ich merke, dass das spezifische Training seine Früchte trägt. Beim Turnier in Tschechien hat Nationaltrainer Peter Engel mich erstmals betreut. Wir sind dabei, mein Spielsystem offensiver zu gestalten. Mein Anti-Belag soll zur Vorbereitung für den entscheidenden Angriffsschlag eingesetzt werden. Diese Umstellung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Bei der Team-EM-Qualifikation hat das so geklappt, wie ich es mir vorstelle, vor allem im Spiel gegen Irfan (Cekic).

Welche Rolle spielt Peter Engel, der Deutsche Meister von 1984, in Ihrer Entwicklung?

Peter Engel, der auch für den Nachwuchsbereich zuständig ist, hat über den Sommer eine Trainingsgruppe geleitet. Dort konnte ich intensiv mit ihm arbeiten. Ich bin begeistert, was seine Trainerrolle und sein ganzes Wissen angeht. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt binnen weniger Monate mehr Fortschritte gemacht habe als sonst in zwei Jahren. Das ist sehr motivierend und stimmt mich optimistisch für die Zukunft, auf meinem Weg zum Profispieler.

Wer könnte Ihnen am Wochenende auf dem Weg zu einem dritten Titel gefährlich werden?

Eindeutig Eric Glod. Gegenüber letztem Jahr hat er sich noch einmal gesteigert. Er ist definitiv Favorit auf den Titel, zusammen mit mir. Was die anderen Konkurrenten anbelangt, so ist es für mich nicht einfach, Spielern gegenüberzustehen, die mein Spielsystem gut kennen. Trotzdem bin ich sehr optimistisch, dass ich am Wochenende eine gute Leistung zeigen kann.

Im vergangenen Jahr konnten Sie sich im Finale mit 4:3 gegen Eric Glod behaupten. Könnte es am Sonntag zur Wiederauflage dieses Endspiels kommen?

Eric ist an Position eins gesetzt, ich an zwei. Wir treffen also frühestens im Finale aufeinander. Davor könnte Eric es mit Christian (Kill) zu tun bekommen und ich mit Traian (Ciociu). Auch Evgheni Dadechin, Fabio Santomauro und Kevin Kubica sind nicht zu unterschätzen. Ich bin der Meinung, dass mit dem neuen Spielsystem eher eine Überraschung drin ist. Die Spieler aus der Qualifikation haben schon einige Spiele absolviert. 

In welcher Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 treten Sie diese Saison an und welches sind Ihre nächsten persönlichen Ziele?

Es ist vorgesehen, dass ich die gesamte Saison in der ersten Mannschaft spiele. In der Weltrangliste ist das Erreichen der Top 100 ein realistisches Ziel. Es besteht noch viel Luft nach oben, auch wenn manche Leute finden, dass ich durch mein Spielsystem mit Anti-Belag limitiert bin.

Was haben Sie sich für die EM in Rumänien vorgenommen?

Ich war selten so motiviert wie für diese EM. Dort will ich zeigen, zu was ich fähig bin. Wir als Mannschaft hoffen, starke Gegner zugelost zu bekommen. Wenn es jedem gelingt, seine Bestleistung abzurufen, ist einiges drin.