Teamwork gefragt

Teamwork gefragt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Rund einen Monat später als geplant lud der nationale Kampfsport-Verband FLAM am Dienstag zu einer Pressekonferenz, um sein Nationaltrainer-Duo sowie deren Konzept bis 2016 - Olympia in Rio lässt grüßen - vorzustellen.

Im Mittelpunkt stand natürlich der neue Mann, Ralf Heiler, bisher Privattrainer und seit kurzem auch Ehemann der Olympia-Fünften Marie Muller.

„Wir hatten einen schwierigen Sommer“, meinte FLAM-Präsident Roland Lenert einleitend und hatte damit schon fast alles gesagt. Die „Affäre“ um den ab 1. Januar 2013 Ex-Nationaltrainer Frédéric Georgery soll der Vergangenheit angehören, unter seinem Nachfolger Ralf Heiler soll resolut nach vorne geblickt werden.

Schwerer Stand

Wobei der sich bewusst ist, dass er trotzdem – viele Nationalkader-Athleten standen während der „Affäre“ resolut Georgery zur Seite – einen schweren Stand haben könnte: „Ich bin mir der Situation natürlich bewusst. Aber meine Person hat damit nichts zu tun. Ich werde das Gespräch suchen. Wenn aber ein Sportler sagt, ich will nur noch für meinen Verein starten und nicht mehr für mein Land, dann darf er das. Wobei ich nur sagen kann: Für sein Land starten zu dürfen, ist das Größte, was es gibt.“

Ein erstes Gespräch habe stattgefunden, er habe sein Konzept vorgestellt und die Resonanz sei positiv gewesen, so Heiler. Und abschließend zu diesem Thema: „Ich kann nur die Hand reichen. Nehmen muss sie jemand anders.“

Potenzial

Wie kam es aber überhaupt dazu, dass Ralf Heiler nun Luxemburger Nationaltrainer ist? Grob resümiert trug sich dies wie folgt zu: Bereits vor Olympia hatte der Deutsche mit seinem damaligen Arbeitgeber – eine Bank in Stuttgart – Gespräche geführt, Ende 2012 wieder voll in seinen Beruf einzusteigen, im Übrigen in einer Führungsposition. Während der Londoner Spiele wurde dann in Luxemburg deutlich, dass womöglich der Nationaltrainer-Posten frei werden könnte.

„Marie wollte immer mal nach Luxemburg ziehen. Da haben wir das diskutiert, Gespräche wurden aufgenommen, im August habe ich mir bei meinem damaligen Arbeitgeber einen Monat Bedenkzeit gefragt. Dann haben wir uns entschieden. Ich sehe das vorhandene Potenzial, der Job als Nationaltrainer in Luxemburg ist eine sehr interessante Herausforderung“, erzählt Heiler, der neben seiner Tätigkeit als Muller-Trainer und Coach des KSV Esslingen zwischen 2002 und 2007 auch bereits Landestrainer in Baden-Württemberg war.

Anderes Umfeld

Diskutieren musste das Ehepaar Heiler-Muller auch seine persönliche Situation: „Sie muss sich ihren Trainer nun ‚teilen‘. Das wird eine Umstellung, mit dem Umzug im Januar nach Luxemburg wird eh auch das ganze Umfeld anders, aber dessen ist sie sich bewusst, das wurde alles zwischen uns besprochen.“

Das Umfeld in Luxemburg könnte derweil so aussehen, dass Marie Muller vielleicht – im Falle einer Qualifikation – nicht alleine zu Olympia 2016 nach Rio müsste. Das ist jedenfalls das Ziel der FLAM und ihres jungen Trainer-Duos Heiler (Jahrgang 1976) und Wolfgang Amoussou (1977). Beide unterschrieben, bzw. verlängerten (Amoussou) für vier Jahre bis Ende 2016. Heiler betreut alle Kategorien ab U18, Amoussou die Jugend bis U18.

Teamwork

Beider Konzept orientiert sich am LTAD („Long term athlet development“), dem auch seit einigen Jahren die COSL-Kader-Zugehörigkeiten zu Grunde liegen, und das auch im Sportlycée seine Anwendung findet. Beider Vision ist auch die gleiche, und kann in einem Schlagwort zusammengefasst werden: Teamwork. Die Zusammenarbeit mit den Vereinen und den Vereinstrainern wird aktiv gesucht werden und soll so eng wie nur möglich sein. In Zukunft sollen beispielsweise auch Vereinstrainer „ihre“ Sportler zu Europa- oder Weltcups begleiten können, nicht nur der Nationaltrainer. Das war bisher in der FLAM nicht üblich, und soll eine bessere Rundum-Betreuung der Sportler ermöglichen.

Die gestern präsentierten Ideen sind jedenfalls schlüssig. Wird in der FLAM, Sparte Judo, ab jetzt an einem Strang gezogen, könnten sie auch von Erfolg gekrönt sein.