„Skateboarden ist mehr als Sport“

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Titus Dittmann ist das Gesicht des Skateboardens in Europa. Der Deutsche hat den Sport Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre aus den USA mit nach Deutschland gebracht.

Der 65-Jährige hat nicht nur die Jugendkultur geprägt, sondern ist auch ein erfolgreicher Unternehmer mit über 30 Skateshops in Deutschland. Titus Dittmann ist ein Unikum, der nicht in eine Schublade passt. Im Tageblatt-Interview gibt er sich offen und auskunftsfreudig über seine große Liebe, das Skateboarden, das Skateboarden als Jugendkultur, Wertevermittler, den pädagogischen Faktor und der Verbindung des Skateboardens mit dem Leben.

Tageblatt: Warum gibt es Skateboarden noch immer?

Titus Dittmann: „Bevor ich das beantworte, muss ich kurz das Skateboarden definieren. In der Zwischenzeit boomt ja das Longboarden. Wenn ich von Skateboarden spreche, meine ich die kurzen Dinger, mit denen man Tricks machen kann, Treppengeländer malträtiert. Das Gerät ist ähnlich wie das Longboard. Aber die Leute, die es benutzen, sind unterschiedlich, z.Bsp. die Altersstruktur: Longboarder sind viel älter.Bei der Antwort auf ihre Frage rede ich vom klassischen Skateboarden, mit dem sich Jugendliche in der Orientierungsphase beschäftigen. Das sagt aus, weshalb das Skateboarden noch immer aktuell ist und sich weiterentwickelt. Das Skateboarden ist die größte Jugendkultur, die je aus dem Sport entstanden ist.“

Ist es nicht auch so, dass Erwachsenen die Kultur nicht verstehen?

„Das ist auch das Gute daran. Dadurch haben die Jugendlichen etwas in ihrer Entwicklungsphase, was nur ihnen gehört. Das schafft Selbstbewusstsein, ist sinnstiftend, identitätsstiftend und persönlichkeitsbildend. In diesem Alter versucht der Mensch sich freizuschwimmen, weil jeder doch irgendwie ein gewisses Maß an Selbstbestimmung mitbringt. Die Eltern sorgen in dem Alter dafür, dass die Kinder nicht zu selbstbestimmt groß werden. In der Pubertät hat man die Übergangsphase, wo aus der Abhängigkeit zu den Eltern ein eigenständiger Mensch wird. Dafür braucht der Mensch Ausdrucksmittel und Dinge, die ihm gefallen, sozusagen ästhetische Gesinnungsgenossenschaften.“

Das Skateboarden als sozialer Wertevermittler?

„Auf jeden Fall. Das Skateboarden besitzt sehr viele Eigenschaften, die man später in unserer Leistungsgesellschaft sehr gut gebrauchen kann. Ein Beispiel: wenn ein Skateboarder jeden Tag aufs Neue die paradiesisch schöne Treppengeländer einer Bank gegen den Hausmeister erobern muss, dann muss er leistungsbereit, kreativ sein, schlechten Willen haben um gegen die Regeln dort zu fahren. Wenn er das Treppengeländer erobert hat, dann ist er unter Zeitdruck, muss er den Trick stehen, bevor der Hausmeister kommt. Er lernt also unter Druck Ergebnisse abzuliefern. Grundsätzlich lernen die Skateboarder: nach dem Hinfallen kommt das Aufstehen.“

Existiert die Underground-Funktion, das Rebellische überhaupt noch?

„Es gibt es noch, aber lange nicht mehr so ausgeprägt. Skateboarden ist viel ‚mainstreamer‘ geworden, ein Teil der Gesellschaft. Aber im Grunde wirkt es bei den pubertierenden Jugendlichen so: ‚ich mache etwas ganz Besonderes‘ und das teilweise gegen den Willen der Erwachsenen. Die nervt das natürlich, wenn es überall klackert und die Treppengeländer kaputt sind.“

Das ganze Interview mit Titus Dittmann lesen Sie In der Tageblatt-Donnerstagausgabe (27.02.14), sowie als ePaper.