Rückfall

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Das Wochenende stand im Zeichen der EM-Qualifikationsspiele und des Rückfalls von England in die schlechte Gewohnheit, sich gegen kleine Länder hemmungslos dem Niveau des Gegners anzupassen.

Hatten sie unter der Woche gegen San Marino Chancen herausgespielt und verwertet, so verirrten sich die Engländer gegen Estland meistens schon vor dem Strafraum und wenn sie ihn dann mal erreichten, fiel ihnen auf, dass Laufrichtung und Flugbahn des Balls nur selten miteinander übereinstimmten. Das Tor von Rooney war glücklich, er selbst war es auch, denn bei dieser Leistung wäre jeder andere zur Pause ausgewechselt worden. Aber Rooney ist Kapitän der Mannschaft und einen Kapitän wechselt man nicht aus, das war schon auf der Titanic so. Letztere ist nur einmal gesunken, Englands Nationalelf läuft regelmäßig bei großen Turnieren auf Grund.

Trotz der Darbietung in Tallinn verlor Roy Hodgson seinen Humor nicht. Er sprach von einer guten ersten Halbzeit, der Torwart Estlands fand sie sogar sehr gut, denn er hatte nicht einen gefährlichen Ball zu halten. Wo England wirklich steht, wird sich erst bei der EM gegen starke Gegner zeigen. Meistens nur in der Vorrunde, danach seltener. Anschließend blickt man wieder nach vorne. Mit einem neuen Kapitän und einer neuen Mannschaft in einer neuen Gurken-Gruppe geht es dann in die Qualifikation zur WM in Russland.

Memoiren

Andere sind da besser dran, wenn auch nicht alle. Die englische Presse notiert mit Genugtuung die Niederlage des verdienten Weltmeisters in Polen, der allerdings die Abwesenheit bewährter Kräfte beklagen musste, darunter die des italienischen Schiedsrichters Rizzoli, der bei der WM den Knie-Schulterblatt-Rempler in 2 m Höhe anerkannt hatte und diesmal wie schon im Freundschaftsspiel gegen Argentinien schmerzlich vermisst wurde. Anders als sonst gegen Polen ließ sich Deutschland gar nicht erst provozieren, sondern schoss sofort zurück, die Polen begnügten sich mit drei Gegenangriffen und zwei Toren, so viel Pech hat Deutschland meistens nur in einem Freundschaftsspiel.

Mehr als die Leistung Englands sind es derzeit die Memoiren eines Roy Keane, die die britische Presse beschäftigen. Bei Manchester United war Keane immer ein unbequemer Zeitgenosse gewesen, den Freund und Feind gleichermaßen fürchteten. Keane war einer, der allein in einem geschlossenen Raum eine Schlägerei anzetteln konnte, Beckham hatte Angst vor ihm und die Eltern drohten ihren ungehorsamen Kindern: „Wenn du nicht brav bist, rufe ich den Keane.“ Sogar Stallone und Statham weigerten sich, ihn für „Expendables 3“ zu verpflichten. Nicht umsonst gibt es auf den britischen Inseln mehr Dobermänner und Pitbulls, die auf den Namen „Roy“ hören, als in Deutschland Schäferhunde, die „Hasso“ oder „Angela“ heißen. Mit der Veröffentlichung seines Buches zeigt Keane sich nunmehr als verärgerten Psychopathen.