Omnisport / Sportstätten in Luxemburg: Nicht ob, sondern wie und wo

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Fußballstadion und Velodrom bestimmten in letzter Zeit die Diskussion um die Sportinfrastruktur in Luxemburg. Und sie beschäftigen auch immer noch den Luxemburger Gemeinderat René Kollwelter, seines Zeichens auch Vorsitzender der Kockel arena asbl., der gestern in einer Pressekonferenz seine Bedenken kundtat.

Fußballstadion und Velodrom bestimmten in letzter Zeit die Diskussion um die Sportinfrastruktur in  Luxemburg. Und sie beschäftigen auch immer noch den Luxemburger Gemeinderat René Kollwelter, seines Zeichens auch Vorsitzender der Kockelarena asbl., der gestern in einer Pressekonferenz seine Bedenken kundtat.

Zur Erinnerung: Das ist jene Vereinigung, die sich schon länger dafür stark macht, verschiedene Sporteinrichtungen auf einem Gebiet zusammenzulegen. Vorzugsweise in oder um die Hauptstadt. Bereits vor Jahren hatte man auf Kockelscheuer den idealen Baugrund ausgemacht – ergo der Name Kockelarena –, stieß allerdings bei den politischen Verantwortlichen weitestgehend auf taube Ohren.
Ungeachtet dessen wurden die eigenen Idee weiter lautstark nach außen vertreten. In diesem Kontext war auch der Widerstand gegen das Velodrom in Cessingen (auf der ehemaligen Müllhalde) zu sehen und in diesem Kontext dürfte auch Kollwelters Widerwillen gegen das Stadion in Liwingen zu sehen sein. Nicht dass er etwas gegen das Stadion an sich hätte, im Gegenteil. Es geht vor allem um das Wie und das Wo des Stadions im Besonderen und der Sportstätten im Allgemeinen.
Kollwelter stellt dazu ein Rechenbeispiel an: 1+1+1=4. Die Ausführungen lesen sich wie folgt. 1) Zwei Spielfelder für den RFCUL sind in Bonneweg geplant, ein Projekt, das zu 100% von der Stadt Luxemburg getragen wird. Kostenpunkt: zehn Millionen. 2) Das Velodrom in Cessingen ist beschlossen, getragen wird es vom Staat und der Stadt, veranschlagte Kosten auch hier ungefähr zehn Millionen. 3) Das nationale Fußballstadion in Liwingen, das privat (von F91-Mäzen Flavio Becca) finanziert wird, für das die FLF aber die Betriebskosten tragen muss. Das wiederum mit staatlicher Hilfe. Es soll 30 Millionen Euro kosten. Und dann kommt Kollwelters 4. Mit dem Stadion in Liwingen würde das Stade Josy Barthel fast nutzlos. Die Leichtathleten alleine rechtfertigten kein Festhalten an der Anlage, deren Baugrund auf einen Wert von 55 Millionen Euro geschätzt wird. Ergo (4) muss ein Leichtathletik-Stadion in der Hauptstadt her: für den lokalen CSL, aber auch für internationale Wettbewerbe.

Cité des sports

Und der Bogen zur Kockelarena-Idee ist schnell wieder geschlagen. Warum nicht alles zusammenlegen, um so Synergien zu erzeugen? Eine „Cité des sports“, wo Fußball , Rugby, Leichtathletik, Sportministerium u.a. ihre Heimat finden könnten. Das ungefähr ist es, was Kollwelter vorschwebt – eine Idee, die er schon länger vertritt. Allerdings muss das Ganze nicht mehr zwangsläufig auf Kockelscheuer sein. Alternative Standorte seien der geplante TGV-Bahnhof in Cessingen oder der „Ban de Gasperich“, wo ein weiteres großes Einkaufszentrum geplant ist. Und so fordert das Staatsratmitglied ein Moratorium für die bestehenden Projekte, eine optimierte Nutzung der öffentlichen Mittel und überhaupt ein globales Konzept, das Synergien privilegiert und dem Staat und den Gemeinden eine größere Handhabe ermöglicht.
Denn beim geplanten Stadion stößt er sich u.a. auch daran, dass es sich gewissermaßen um ein privates Projekt handelt, das aber durchaus nationalen Charakter hat. Und so fragt er sich, ob es für private Promoter eher darum geht, „ein Geschäftszentrum mit einem Stadion als Draufgabe zu bauen, um so leichter an Genehmigungen zu kommen, oder (…) ein Stadion des 21. Jahrhunderts mit verschiedenen Anhängen, darunter auch geschäftlicher Natur“. Und bei einem Stadion des 21. Jahrhunderts stellt sich ihm die Frage, „ob man dessen Bau eher einem großen Promoter/Finanzier (…) oder einem großen Architekten anvertrauen sollte“.
An den politischen Willen, vor allem in der Hauptstadt, seine Vorschläge überhaupt in Betracht zu ziehen, scheint Kollwelter indes nicht mehr zu glauben. Andernorts hört man ihm offenbar wohlgesinnter zu: „Es gab viele positive Rückmeldungen. Sonst hätte ich längst aufgehört.“
khe