Omnisport: 1 + 1 zusammenzählen

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Das Ehrenamt im Sport ist in der Krise. Das geht auch zulasten der Betreuung der Kinder. Was die Kinderbetreuung angeht, gibt es seit 1. März 2009 die „chèques-service“; eine staatliche Hilfe, die zum 1. September erweitert werden soll. Die luxemburgische Sportbewegung ist dabei, 1 + 1 zusammenzuzählen, um zu einem dem Sport dienlichen Resultat zu...

Das Ehrenamt im Sport ist in der Krise. Das geht auch zulasten der Betreuung der Kinder. Was die Kinderbetreuung angeht, gibt es seit 1. März 2009 die „chèques-service“; eine staatliche Hilfe, die zum 1. September erweitert werden soll. Die luxemburgische Sportbewegung ist dabei, 1 + 1 zusammenzuzählen, um zu einem dem Sport dienlichen Resultat zu kommen.

Claude Clemens

Ab der Einführung der sogenannten Dienstleistungsschecks (Fakten: siehe Kader) unter der Obhut des Familienministeriums hieß es von staatlicher Seite stets, dass deren mögliche Nutzung ausgeweitet werden solle auf „les institutions denseigenement musical dans le secteur communal et les services de formation informelle au niveau associatif (à partir du 1er septembre 2009).“ (Quelle: www.gouvernement.lu)
„Niveau associatif“, das sind die Vereine, und so waren u.a. die Sportvereine schnell in aller Munde. Das sieht auch FLF-Präsident Paul Philipp so.
Der nationale Fußballverband war der Initiator und stand Ende 2007 an der Spitze einer Bewegung verschiedenster Sportverbände, um auf die Gefahr der zusehends abnehmenden ehrenamtlichen Tätigkeit hinzuweisen. Am 5. November 2007 wurde in einer Pressekonferenz der „Hilfeschrei“ publik gemacht. Wenn es immer mehr an Betreuern fehlen würde, könnte der Sport irgendwann seiner sozio-edukativen und gesundheitsfördernden Rolle nicht mehr nachkommen.

CHÈQUES-SERVICE FAKTEN 

o Erstmals angekündigt am 22. Mai 2008 von Premier Juncker in der Rede zur Lage der Nation

o Eingeführt am 1. März 2009

o Ziel: erster Schritt auf dem Weg zu einer integralen kostenlosen Kinderbetreuung

o Gilt für Kinder von 0-12 Jahren

o Gilt in „Maison relais“, „Crèches“ und anderen privaten oder öffentlichen Empfangsstrukturen („structures daccueil“)

o Funktioniert wie? Kind muss in seiner Wohn-Gemeinde eingeschrieben werden. Die drei ersten in einer Betreuungsstruktur in Anspruch genommenen Wochenstunden sind gratis, Preis anschließend gestaffelt nach Zahl der Wochenstunden und Einkommen der Eltern bis zu einem Höchstbetrag von 7,50 Euro/Stunde.  

Paul Philipp blickt anderthalb Jahre zurück: „Wir ergriffen die Initiative, andere Verbände folgten. Dann das nationale olympische Komitee COSL, dann das Sportministerium. Sitzungen wurden abgehalten. Dann kamen die ‚chèques-service‘. Und dass dieses Konzept ausgedehnt werden könne. Vor ungefähr drei Monaten gab es diesbezüglich eine erste Sitzung.“
Weitere folgten, auch mit dem Familienministerium am Tisch, und am 6. April hatte das Sportministerium alle Luxemburger Sportverbände zu einer Informationssitzung „Maßnahmen zur Unterstützung des Ehrenamtes“ eingeladen.
Zwischendurch, beim COSL-Kongress am 14. März, hatte sich Sportminister Jeannot Krecké wie folgt zum Thema geäußert: „Die Idee der ‚chèques-service‘ muss so angepasst werden, dass der Sport davon profitiert. Das wird ein Meilenstein werden, auch wenn viele das noch nicht glauben. Es ist eine einzigartige Chance, den Sport anzuknüpfen an eine ‚cause noble‘, die als ‚nobler‘ als der Sport anerkannt ist: die Kinderbetreuung.“

Wie?

Wie das aussehen könnte, wird nun allmählich konkreter. Ein Verein müsste wohl von seiner Satzungsform her eine Asbl. sein, und als „structure daccueil“ von einem Ministerium (Sport oder Familie) zugelassen („agréé“) werden. Weiter müssten die Jugendtrainer wohl mindestens einen C-Schein vorweisen können.
Im Gespräch als Gegenwert für ein Training ist der maximale Stunden-Betrag der „chèques-service“ von 7,50 Euro. Das könnte auch weniger sein (die Hälfte z.B.), da im Gegensatz zu anderen Empfangsstrukturen beispielsweise keine Mahlzeiten angeboten werden. Einlösen würden die Vereine die „Schecks“ beim Familienministerium.
Ob ein solches Angebot nur für lizenzierte oder aber auch für nichtlizenzierte Kinder gelte, ist noch unklar. Paul Philipp plädiert jedenfalls für erstgenannte Möglichkeit, weil Lizenz auch gleichbedeutend mit einer Versicherung ist, „im Falle eines Falles“.
Was die Trainer-Qualifikation angeht, „da lagen bei der ersten Sitzung noch Welten zwischen den Vorstellungen der verschiedenen Parteien“, so Philipp weiter. Mittlerweile scheint es in Richtung des in Luxemburg angebotenen C-Scheins zu gehen, der auf Jugendbetreuung ausgerichtet ist und ein Pensum von circa 100 Ausbildungsstunden umfasst. Angedacht ist, diese Ausbildung nun eventuell um 20-30 Stunden Pädagogik auszubauen. Stellt sich natürlich die Frage, ob die jetzigen Inhaber eines C-Scheins diese Weiterbildung nachholen müssten.
Das ist aber nur eines von „sehr vielen Details, die noch geklärt werden müssen. Über das Prinzip scheint aber Einigkeit zu herrschen“, meinte ein Vertreter des Sportministeriums dem Tageblatt gegenüber. Das sieht auch der FLF-Präsident so, der aber hofft, „dass etwas Gutes, was ins Rollen gebracht wurde, nicht mehr gestoppt werden kann. ‚Mir mussen elo Neel mat Käpp maachen‘.“ Schließlich ist es bis zum 1. September nicht mehr so ganz weit, und Wahlen mit dem dazugehörigen „Stillstand“ stehen am 7. Juni auch noch auf dem Programm.
Zusammenfassend sieht Paul Philipp den Vorstoß pragmatisch: „Die Sportvereine würden Geld erhalten für eine Arbeit, die sie sowieso bereits machen. Dieses Geld muss natürlich ins Ehrenamt zurückfließen: freiwillige Helfer entschädigen, mehr und qualifiziertere Trainer zur Verfügung stellen. Mehr Geld bedeutet in dem Fall mehr Qualität in der Betreuung. Es wäre ein riesiger Schritt nach vorne im Jugendbereich.“