Ni hao! Gudden Moien vun Beijing

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Konfuzius sprach: Bei einem guten Rennpferd lobt man nicht etwa die Kraft, sondern seinen Charakter (Lunyu 14.33)

Konfuzius sprach: Bei einem guten Rennpferd lobt man nicht etwa die Kraft, sondern seinen Charakter (Lunyu 14.33)

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Zum Beispiel dieser Tag aus dem Leben des Sportreporters Ju Na Lee:
Früh war Lee aufgebrochen. Er wollte einer der Ersten am Flughafen sein. Das Ziel: früher Check-in, um einen Platz am Notausstieg oder wenigstens am Gang zu ergattern. Bei einer Körpergröße von über 1,90 Meter ein verständlicher Wunsch. Immerhin wurde ihm im Cityhopper ein Sitz am Gang zugewiesen. Die Kollegen hatten derweil mehr Glück. Als Letzte beim Check-in erschienen, gab es für sie ein Upgrade in die Business-Klasse, war der kleine Flieger doch restlos ausgebucht.
Beim Zwischenstopp wurde die Zeit knapp, dabei hatte Ju Na Lee noch einen fertigen Artikel zu übertragen. Sechs Euro kostete der WLAN-Zugang am Flughafen … und er funktionierte nicht. Wie immer, wenn man’s am nötigsten hat. Ju Na Lee wurde aufgerufen, hastete zur Boing 747 und probierte es weiter. Nichts. Während der Flieger schon Richtung Startbahn rollte, diktierte er per Handy die wichtigsten Sätze in die Redaktion durch, denn der Flug sollte über acht Stunden dauern. Bei Ankunft wäre die Zeitung des nächsten Tages schon lange gedruckt gewesen.
Die ihn begleitenden Journalisten-Kollegen halfen, wo sie nur konnten, und sicherten sich nebenbei die Plätze am Fenster (gut zum Anlehnen des Kopfes im Schlaf) und am Gang (gut bei langen Beinen). Ju Na Lee fand sich auf dem Mittelsitz wieder.
Neun Stunden später war das freilich vergessen, auch wenn niemand so richtig gut schlafen konnte, war die Geräuschkulisse in unmittelbarer Nähe zur Küche doch einfach zu groß.
Man soll den Tag nicht vor der Arbeit loben, und das dicke Ende kam erst noch. Vier Passagiere warteten vergeblich auf ihr Gepäck, darunter Lee. Erst tags drauf sollte der Koffer eintreffen. Das ist schon zu überleben, doch richtig dumm wird es für Journalisten, wenn Akkus, Netz- und Telefonkabel nicht mehr ins Handgepäck passen und in den Koffer müssen.
Trotz all dieser kleinen und großen Demütigungen des Lebens, zu denen sich nebenbei ein verloren geglaubter Reisepass und später ein verpasster letzter Bus gesellen sollten, ertrug Pechvogel Ju Na Lee sein Schicksal auf stoische, ja fast schon chinesische Art. Und er lieferte seine Arbeit für die Ausgabe des nächsten Tages fristgerecht und gut ab.
Gibt’s nicht, sagen Sie? Nein, so was gibt es wirklich nicht!

Zai Jian, bis demnächst aus Beijing

Ihr Phee Lee Mi