Manipulation im Boxsport?

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Spektakuläre Korruptionsaffäre vor dem Auftakt der Amateur-Box-WM am Wochenende in Baku: Der Weltverband AIBA soll Aserbaidschan laut dem Fernseh-Sender BBC zwei Goldmedaillen beim olympischen Box-Turnier 2012 in London zugesagt haben.

Gegenleistung dafür war laut BBC, dass Aserbaidschans Boxverband die von der AIBA ins Leben gerufene World Series of Boxing (WSB) mit umgerechnet 6,7 Millionen Euro aus einer geheimen Quelle gefördert haben soll.

Die AIBA wehrte sich in einer Mitteilung gegen die Vorwürfe. „Andeutungen, dass im Gegenzug für diese Summe Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen versprochen wurden, sind absurd und absolut falsch“, heißt es auf der BBC-Webseite. „Die WSB wird auf transparente Art und Weise geleitet“, sagte AIBA-Präsident Wu Ching-Kuo, kündigte aber dennoch eine Untersuchung an: „Es gibt in der AIBA eine Null-Toleranz-Politik in dieser Sache.“

Untersuchung

Auch das Internationale Olympische Komitee hat bereits reagiert. IOC-Sprecher Mark Adams: „Wir begrüßen die Ankündigung der AIBA, sie werde eine umgehende Untersuchung einleiten, und erwarten das Ergebnis.“ Adams ließ wissen, das IOC betrachte die Anschuldigungen als ernsthaft: „Die BBC sollte jeden vorliegenden Anhaltspunkt weiterleiten an die AIBA oder die Ethik-Kommission des IOC, die, falls nötig, weitere Schritte unternehmen kann.“

Die AIBA steht zum wiederholten Male unter Betrugs-Verdacht. Bereits nach Olympia 2004 in Athen hatte es wegen angeblich manipulierter Kampfrichter-Urteile Konsequenzen gegeben. Das IOC hatte über zwei Jahre eine Million Dollar für die AIBA zurückbehalten. Das Geld floss erst, als der fast 25 Jahre lang nahezu diktatorisch die Geschicke des Weltverbandes bestimmende Präsident Anwar Chowdry (Pakistan) abtrat. Der greise Funktionär stand im Mittelpunkt zahlreicher dubioser Affären.

Wenige Tage nach den Sommerspielen 2008 in Peking war der rumänische Funktionär Rudel Obreja wegen des „möglichen Versuchs der Manipulation“ beim olympischen Boxturnier suspendiert worden.

Verdachtsmomente

Laut AIBA gab es schon Monate vor den Spielen in Peking Verdachtsmomente, es seien deshalb entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen worden. Zudem wurde das IOC informiert, das einen unabhängigen Beobachter einschaltete. Am 22. August 2008 wurde Obreja dann suspendiert. Er erhob seinerseits Vorwürfe gegen Offizielle der AIBA mit dem Hinweis auf etliche umstrittene Kampf-Entscheidungen.

Nach dem Turnier in Peking hatte die AIBA angekündigt, in London ein neues elektronisches Wertungssystem einführen zu wollen. Dieses zeichnet die Punktevergabe der Ringrichter auf. Somit sind alle Wertungen den einzelnen Ringrichtern jederzeit zuzuordnen.