Herz und Seele hinter Ali

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Er war verständnisvoller Vater und strenger Lehrer zugleich. Er betreute 15 Weltmeister und liebte doch immer nur den einen, den „Größten“: Muhammad Ali. Am Mittwoch ist der legendäre Box-Trainer Angelo Dundee im Alter von 90 Jahren gestorben.

Er wollte so gerne 100 werden, trainierte mit 90 noch regelmäßig Kinder und stand beim 70. Geburtstag von Muhammad Ali vor knapp drei Wochen fast ebenso im Rampenlicht wie der Größte selbst. Das mit den 100 hat Angelo Dundee nicht mehr geschafft, am 1. Februar hat der legendäre kleine Mann, der 15 Box-Weltmeister trainierte und doch stets nur den einen liebte, den Ring verlassen. Für immer.

Angelo Dundee starb im Kreise seiner Familie und seiner Freunde in Tampa an einem Herzinfarkt. „Er war bis zuletzt glücklich“, sagte sein Sohn Jimmy Dundee: „Er liebte das Leben und seine Boxer, und er liebte Ali.“ Vor allem Ali. Nur Ali.

Dundee war Herz und Seele hinter den legendären Kämpfen, hinter dem Menschen und dem Boxer Ali. Und der Größte hielt zu seinem Freund und Mentor, auch in Zeiten, in denen die Black Muslims Ali vehement aufforderten, einen schwarzen Coach zu verpflichten.

„Ich liebe Angelo“

Angelo Dundee kam am 30. August 1921 als Angelo Merena in Philadelphia zur Welt, später ging er nach New York, wo er Ende der 40er Jahre im „Stillman’s Gym“ alles lernte, was das Boxen ausmacht. Er und sein älterer Bruder Chris änderten ihren Familiennamen später in Dundee, eine Hommage an den damaligen US-Meisterboxer Johnny Dundee. Die Brüder zogen weiter nach Miami und eröffneten 1950 ihr legendäres „Fifth Street Gym“. Dort traf Angelo auf einen jungen Boxer namens Cassius Clay. „Er ließ mich immer genau der sein, der ich sein wollte, und er war loyal. Deswegen liebe ich Angelo“, schrieb Ali viel später als Vorwort in Dundees Buch „Axis of Greatness“. Ali, Ali und noch einmal Ali – für Angelo Dundee gab es nie einen Zweifel, wer der größte Boxer aller Zeiten ist. „Bitte verwenden Sie im Zusammenhang mit Boxen nie das Wort groß, größer oder Größter. Weil dieses Attribut nur einem zusteht: Muhammad Ali“, sagte er einst der Welt am Sonntag.

„Freunde fürs Leben“

Neben Muhammad Ali, den er von 1960 bis zum Karriereende 1980 trainiert hatte, führte Angelo Dundee 14 weitere Boxer zum WM-Titel, darunter Stars wie Sugar Ray Leonard und George Foreman. Sein Herz aber schlug stets für Ali.

„Muhammad war der kompletteste Fighter, er konnte einfach alles. Zudem war er extrem willensstark und selbstbewusst. Er war der Erste im Gym und ging als Letzter. Er war einfach unglaublich, auch als Mensch. Er ist so herzensgut wie kein Zweiter“, sagte er über seinen einstigen Zögling. Bis zuletzt hatte er regelmäßigen Kontakt zu Ali. „Wir sind Freunde fürs Leben“, sagte Dundee. Nur schwer verkraften konnte er, dass Ali von der Parkinson-Krankheit so schwer gezeichnet ist: „Es tut wahnsinnig weh, es bricht mir das Herz. Ich könnte heulen, weil ich ihm auch nicht helfen kann.“