Fussball: Verständnis und Offensivfußball fürs Publikum

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Seit Fernando Gutierrez vor fast zwei Monaten das Traineramt bei Jeunesse übernommen hat, zeigt die Leistungskurve nach oben. Richtig erholt von einem verkorksten Saisonstart in der BGL Ligue hat sich der amtierende Meister noch nicht. Immerhin darf sich das Escher Publikum aber wieder über mehr Tore freuen. Am Sonntag empfängt der Rekordmeister Petingen.

Dan Elvinger

Als Verteidiger zerstörte er das gegnerische Spiel und auch so manchen Knochen, als Trainer zelebriert Fernando Gutierrez hingegen das Spiel nach vorne. Seit der Argentinier auf der Escher Kommandobrücke steht, ist ein Wandel zu beobachten.

Nach einem schlechten Saisonstart trennten sich die Wege von Jacques Muller und Jeunesse. Vor allem die ergebnisorientierte und defensive Spielweise stieß beim Escher Publikum auf wenig Gegenliebe, und das trotz des lang ersehnten Meistertitels. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Zuschauer hier auch etwas geboten haben wollen. Ich habe Respekt vor dem Publikum und verstehe, was es will“, so ein leidenschaftlicher Gutierrez, der die Fankultur metaphorisch mit einer Frau vergleicht: „Manche wollen nur das Geld und den Erfolg. Andere muss man mit Blumen beschenken.“ Und Geschenke ist das verwöhnte Jeunesse-Publikum in Form von Meistertiteln gewohnt.

Die Titelverteidigung ist ausgeschlossen und einfach hat es Fernando Gutierrez mit einem kleinen Kader und einigen Verletzten auch nicht. Immerhin kehrt Fons Leweck wieder aufs Spielfeld zurück. „Er ist noch nicht ganz fit, aber wir haben keine andere Möglichkeit“, so der Argentinier über die Escher Notsituation.

Drei wichtige Stützen fallen aus

Momentan fallen mit René Peters, Dan Collette und Thomas Fullenwarth drei wichtige Stützen aus. Als Vorbereitung auf das Spiel gegen Petingen bestritt Jeunesse am Dienstag ein Freundschaftsspiel gegen die U21 des FC Metz (1:0-Sieg). Neben den Verletzten musste Gutierrez auf die Nationalspieler verzichten. „Ich hatte die Möglichkeit, jungen Spielern etwas mehr Spielzeit zu geben. Die erste Halbzeit war von der Spielweise interessant und vom Resultat her gut. Die zweite Halbzeit etwas unregelmäßig.“

Unregelmäßig ist auch das Stichwort für den Petinger Trainer Carlo Weis. Er sagt, dass Jeunesse eine „relative Volatilität“ aufweist. Dem kann Gutierrez nicht wiedersprechen: „Ja, unsere Leistungen schwanken zu sehr.“ Vor der Winterpause ist das Ziel, ein Maximum an Punkten zu holen, um den Rest der Rückrunde gut vorzubereiten. Zwei Offensivspieler will Jeunesse in der Winterpause holen, denn der Kader ist quantitativ stark begrenzt. Der Wiltzer Sanel Ibrahimovic (siehe „T“ von gestern) ist ein Kandidat, kann aber erst im nächsten Sommer wechseln.

Besseres Spielkonzept, mehr Substanz

„Es hat sich schon einiges zum Positiven gewendet. Nach der Winterpause wollen wir jedoch mit einem besseren Spielkonzept und mehr Substanz angreifen“, erklärt der ehemalige Spieler von Colon Sante Fe (Argentinien). Angreifen wird vom Trainer und seiner Mannschaft vom Vorstand und dem Publikum gefordert. „Ich glaube nicht, dass Jeunesse mich geholt hat, um defensiven Fußball zu spielen. Ich habe Lust, mit meinen Spielern den Fans etwas zu bieten“, ergänzt der 40-Jährige. Mit der Berufung von Gutierrez kehrt auch ein alter Bekannter an die „Grenz“ zurück. Yves Divoy wurde zum Co-Trainer ernannt und der Argentinier ist momentan zufrieden mit der Zusammenarbeit: „Wir entdecken uns gerade gegenseitig. Es ist schon von Vorteil, dass Yves den Klub und seine Eigenheiten gut kennt. Es ist übrigens das erste Mal, dass ich meine Verantwortung mit einem anderen teile. Ich habe Vertrauen in ihn.“

Bei seinen anderen Trainerstationen trug er alleine die Verantwortung und delegierte nur sehr wenige Aufgaben. Jeunesse, Rekordmeister und Traditionsverein, spielt aber in einer anderen Liga als Sandweiler, Beggen oder RM Hamm Benfica. „Der Unterschied ist das deutlich größere Interesse der Medien und eine bessere interne Organisation. Die Jeunesse ist immer im Gespräch“, so Gutierrez abschließend.