Fußball / Mafia und Wetten: Neuer Skandal in Italien

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Neun Festnahmen, 20 Verdächtige, acht mutmaßlich manipulierte Spiele und Verbindungen zur Mafia – auch der italienische Fußball wird von einem Wettskandal erschüttert. Ein Bezug zu den Drahtziehern des europäischen Skandals wurde gestern jedoch von der Ermittlern auf einer Pressekonferenz zunächst ausgeschlossen.

Man ermittele vor allem im Hinblick auf die Verbindungen der Verdächtigen zur örtlichen Mafia, erklärte der Chef der Carabinieri der süditalienischen Stadt Potenza, Domenico Pagano. Am Morgen hatte die italienische Polizei den Präsidenten des Fußball-Drittligisten Potenza Calcio, Giuseppe Postiglione, sowie acht weitere Verdächtige festgenommen, darunter ein bekannter Mafioso.
Wie die Ermittler mitteilten, werden den Festgenommenen nicht nur Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Wettbetrug, sondern auch undurchsichtige Baugeschäfte, SchutzgelManipulation bei Union Namur? 

Frühere Verantwortliche des belgischen Zweitligisten Union Namur sind von Manipulationsvorwürfen gegen ihren Club keineswegs überrascht. „Man hat mich für verrückt erklärt, als ich mich von einigen Spielern getrennt habe. Aber ich wusste, warum“, sagte der frühere Manager Fabio Cordella gestern.
Union Namur soll im März ein Spiel gegen Charleroi mit 0:3 und ein Spiel gegen Louvain mit 0:2 wegen betrügerischer Manipulationen verloren haben. Auch der frühere Präsident von Union Namur Jean-Claude Baudart zeigte sich nicht überrascht: „Ich muss sagen, dass mir ein Vorsitzender und ein Manager eines Erstliga derpressung und illegales Glücksspiel vorgeworfen. Postiglione habe sich eine Art „kriminelle Holding“ geschaffen, so Pagano. „Die Vorwürfe basieren auf Fakten“, betonte auch der leitende Staatsanwalt, Giovanni Colangelo. „Wir haben klare Beweise gefunden, wonach es Drohungen und Einflussnahmen gegeben hat, um Spielergebnisse zu manipulieren“, erklärte Colangelo.
Potenzas Club-Chef Postiglione und seine Komplizen stehen unter dem Verdacht, das Zweitligaspiel zwischen Ravenna und Lecce (1:3) am 26. April 2008 manipuliert zu haben. Nach Angaben italienischer Medien soll Postiglione auf das Spiel gewettet und 86.000 Euro gewonnen haben. Im Visier der Ermittler seien außerdem weitere sieben Spiele der dritten Liga, in der Potenza seit drei Jahren spielt und derzeit den 4. Platz belegt.
Postiglione scheint der Kopf der mutmaßlichen Betrügerbande gewesen zu sein. Im Juni 2006 war er im Alter von 24 Jahren als Präsident an die Spitze des Vereins getreten und damit zum jüngsten Club-Chef im italienischen Fußball aufgestiegen. Nun droht dem Medienunternehmer, der in Süditalien lokale Radio- und TV-Stationen betreibt, der Absturz.
1980 war der italienische Fußball von seinem bislang größten Wettskandal erschüttert worden. Damals hatten zahlreiche Spieler und Club-Funktionäre Partien der 1. und 2. Liga durch Ergebnisabsprachen manipuliert. Der AC Mailand und Lazio Rom wurden damals zum Zwangsabstieg verurteilt.