FLF-Präsident Paul Philipp: „Vielleicht hätten wir eher handeln müssen“

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FUSSBALL - Am Mittwoch bezog Paul Philipp Stellung zum (überraschenden?) Rücktritt am Dienstagabend von Guy Hellers als Nationaltrainer. Konkrete Gründe wollte aber auch der FLF-Präsident nicht nennen.

Christophe Junker

Tageblatt: War der Zeitpunkt seines Rücktritts von Guy Hellers bewusst gewählt?
Paul Philipp: „Das kann ich nicht sagen. Ich kann nur sagen, der Moment war sauschlecht gewählt. Andererseits war es aber auch gut so.“

„T“: Widerspricht sein Rücktritt nicht seinem Motto „Die Spieler sind für mich das Wichtigste“?
P.P.: „In diesem Fall wurden die Spieler definitiv nicht respektiert. Das, was Guy gestern (am Dienstag, d.Red.) wusste, das wusste er auch bereits in seinen Ferien. Das hat er ja auch so gesagt. Und vor seinem Urlaub hatte er auch keine 190 Termine im Kalender stehen oder drei Länderspiele vorzubereiten …“

„T“: Kam Guy Hellers etwa mit seinem Rücktritt einem Rauswurf zuvor?
P.P.: „Todsicher nicht. Klar hatten wir die beiden letzten Jahre die eine oder andere Diskussion miteinander …“Hellers: F91-Sportdirektor? 

Bereits bevor Guy Hellers Nationaltrainer wurde, wollte der F91 sich seine Dienste sichern. Der Kontakt nach Düdelingen riss in all den Jahren nie wirklich ab.
Vor Wochen bzw. Monaten saßen Hellers und F91-Geldgeber Flavio Becca Gerüchten zufolge bereits zusammen, um über eine mögliche Zusammenarbeit zu diskutieren. Zuletzt soll der
Kontakt noch intensiviert worden sein.
Der F91 will Guy Hellers
anscheinend als eine Art Sportdirektor einstellen. Ziel soll es sein, eine Mannschaft mit professionellen Strukturen aufzubauen, die möglicherweise in einem ausländischen Championat mitwirken soll.
Auch die Arbeit im F91-Nachwuchsbereich, wo die Stimmen aus dem eigenen Lager immer lauter und
kritischer werden, wäre ein Aufgabenbereich für Guy Hellers und eventuell auch Ronny Bonvini.
Und sollte dem F91 der Saisonstart in die BGL Ligue mit den Spielen bei Déifferdeng 03 und anschließend Fola misslingen, ist sogar noch früher als angenommen mit einem Comeback von Guy Hellers zu rechnen.
CJ 

„T“: In den letzten Monaten soll zum Teil gar kein Dialog mehr stattgefunden haben …
P.P.: „… was stimmt, es wurde immer weniger. Aber das war auch egal, so lange das Berufliche korrekt behandelt wurde. Ich bekam früher auch nicht immer alle Wünsche erfüllt und habe dann auch mal zwei Tage lang gemotzt. Guy hätte noch einen Vertrag gehabt bis 31. Dezember 2011. Wenn er noch so eine Qualifikation fertiggebracht hätte, hätte man sich sogar vielleicht nochmals zusammen an den Tisch gesetzt.“

„T“: Die FLF hat Roland Schaack, Jeff Saibene, Tobias Zölle, Dr. Robert Huberty verloren. Warum?
P.P.: „Ich will dazu nichts sagen. Fragen Sie die Betroffenen bitte selbst.“

„T“: Wie viel Schuld trägt die FLF, mit Ihnen an der Spitze, daran, dass die Situation in Monnerich derart unerträglich werden konnte?
P.P.: „Manchmal dachte ich zwischendurch wirklich, dass es besser würde. Oft habe ich aber auch eine Faust in der Tasche gemacht. Vielleicht hätten wir eher handeln müssen. Guy hatte uns ja zweimal mit Rücktritt gedroht, vielleicht hätte ich das zweite Mal nicht mehr sagen sollen: Komm, lass uns diskutieren. Jetzt konnten wir gar mehr nicht anders, als den Rücktritt anzunehmen.“

„T“: Warum?
P.P.: „Die meisten Mitglieder im Verwaltungsrat hätten mich gefragt: ‚Hues du se nach all?’“

„T“: Glauben Sie, dass auch Nationalspieler zurücktreten werden?
P.P.: „Ich denke, eher nicht. Das wäre auch nicht im Sinne von Guy Hellers gewesen.“

„T“: In Monnerich beginnt möglicherweise nun das große Stühlerücken.
P.P.: „’Deemno, wéi et geet, jo.‘ So, wie wir aber derzeit aufgestellt sind, können wir sehr gut funktionieren. Alle Nachwuchsteams haben einen Trainer. Claude Mangen wird die U15, wenn sie wieder anfangen, übernehmen.“

„T“: Wie geht es nun weiter?
P.P.: „Wir müssen uns fragen: Welches Profil brauchen wir? Fest steht, dass wir jemanden brauchen, der den Luxemburger Fußball kennt. Ein Außenstehender wäre wohl nicht ideal.“

„T“: Würde jemand wie Michel Leflochmoan ins Profil passen?
P.P.: „Er kennt sich in Luxemburg aus und ist anerkannt.“

„T“: Wird ein vollberuflicher Nationaltrainer gesucht?
P.P.: „Wir dürfen jedenfalls keinen Schritt zurück machen. Ist es jemand, der nur das A-Team übernimmt, muss es ein Fulltimejob sein. Wenn nicht, muss der Verantwortliche der Fußballschule vollberuflich angestellt sein. Es muss jedenfalls recht schnell gehen. Wir dürfen aber auch nichts überstürzen.“

„T“: Sie haben Luc Holtz, der im Winter bereits einen Vorvertrag beim F91 unterschrieben haben soll, davon abgehalten, die FLF zu verlassen …
P.P.: „Ja, okay, aber ‚ça n’engage à rien‘. Ich habe Luc damals gesagt: Wenn du gehst, ist die Tür hier zu, wenigstens so lange, wie ich Präsident der FLF bin.“