Erstes Finale vor 90 JahrenEuropäer ohne großes Interesse – Andrade erster WM-Star

Erstes Finale vor 90 Jahren / Europäer ohne großes Interesse – Andrade erster WM-Star
Auf diesem vom Stadion Centenario zur Verfügung gestellten Bild kann Juan Botasso (r.), Torwart der argentinischen Fußballmannschaft, den Ball nicht aufhalten und Uruguays Pablo Dorado erzielt sein erstes Tor für die uruguayische Nationalmannschaft während des Finales der Weltmeisterschaft im überfüllten Stadion Centenario Foto: dpa

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Die erste Fußball-WM fand vor 90 Jahren in Uruguay statt. Es war eine nicht ganz einfache Auftaktveranstaltung. Das Endspiel fand am 30. Juli 1930 statt.

Die Anfänge waren mehr als bescheiden. Als Uruguay 1930 (13. bis 30. Juli) als erster Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft in die Annalen einging, waren die vielfältigen Probleme nur ganz schwer zu meistern.

Und von einer Welt-Meisterschaft konnte nicht so richtig die Rede sein. Denn viele europäische Teams verzichteten auf die weite Anreise nach Südamerika. Es gab finanzielle Gründe, aber auch der Zeitpunkt passte vielen nicht. Italien, Österreich, Spanien, Ungarn und die Tschechoslowakei sagten von vornherein ab. Die britischen Teams waren gesperrt, weil sie 1928 aus der FIFA ausgetreten waren. Den Skandinaviern war der Weg zu weit, ebenso den Deutschen, Schweizern und Niederländern.

Schon die Suche nach einem Gastgeberland war kompliziert. Erst 1929 in Barcelona gab Uruguay kurzfristig grünes Licht für die Gastgeberrolle, ansonsten wäre die erste WM-Endrunde wohl ausgefallen. Die hohen Kosten – das finanzielle Risiko trug allein der Ausrichter – schreckten viele Interessenten ab.

Und wer nahm die strapaziöse Reise nach Uruguay von den Europäern auf sich? Aus dem südöstlichen Teil meldeten die Rumänen und die Jugoslawen. Schließlich verkündeten auch Frankreich und Belgien ihren WM-Start. Dies war allerdings eher FIFA-Boss Jules Rimet (Frankreich) und Vize Rodolphe William Seeldrayers (Belgien) zu verdanken, die sich für den Weltverband in ihren nationalen Verbänden und für die WM einsetzten. Von Genua aus wurde per Schiff die Reise nach Uruguay in Angriff genommen – drei Wochen dauerte der Trip. Trainiert wurde auf Deck …

Groß war indes die Begeisterung in Uruguay. In Montevideo wurden die Teams wie hohe Staatsgäste empfangen, per Autokorso ging es vom Schiffskai ins Hotel. Zwei Tage vor dem ersten Spiel waren endlich alle da: 13 Mannschaften – sieben aus Südamerika, vier aus Europa sowie Mexiko und die USA.

Trotzdem war es eine WM der Gegensätze und Extreme – und der Außergewöhnlichkeiten. Am Eröffnungstag schneite es in Montevideo, es war eiskalt, und viele Schiffe aus dem benachbarten Argentinien blieben im Nebel auf dem Rio de la Plata stecken. Die WM fand im südamerikanischen Winter statt, daran hatten sie bei der FIFA offenbar nur wenige Gedanken verschwendet.

Während man in Deutschland vom Box-Weltmeister Max Schmeling redete und der erste Fußball-Meistertitel von Hertha BSC in aller Munde war, stellte der WM-Titel ganz Uruguay auf den Kopf.

Schon 1924 in Paris und 1928 in Amsterdam waren die Urus Olympiasieger geworden, hatten die Fußball-Welt mit Spielkunst und Tricks begeistert, wie sie bis dahin in Europa unbekannt gewesen waren. Ein dunkelhäutiger Spieler namens Jose Leandro Andrade avancierte zum ersten WM-Star. Uruguays schlaksiger Außenläufer verzauberte mit seiner Technik die Fans und ließ die Gegner häufig wie Anfänger aussehen.

Eine klare Sache waren beide Halbfinals. Uruguay gab Jugoslawien mit 6:1 (3:1) das Nachsehen, ebenfalls mit 6:1 (1:0) gewann Argentinien gegen die Auswahl der Vereinigten Staaten.

Im Endspiel setzte sich das Gastgeberland mit 4:2 (1:2) gegen Argentinien durch. Bester Turniertorschütze wurde der Gaucho Guillermo Stabile (acht Treffer).

Der belgische Endspiel-Schiedsrichter John Langenus hatte zur Auflage gemacht, dass die rund 70.000 Zuschauer im Estadio Centenario in Montevideo beim Einlass auf Schusswaffen untersucht wurden. Immerhin 1.600 Revolver wurden so beschlagnahmt …