Erst Zuschauer, jetzt Teil der Historie: Mickaël Garos vor dem Duell gegen Qarabag

Erst Zuschauer, jetzt Teil der Historie: Mickaël Garos vor dem Duell gegen Qarabag
9.7.2019, Fussball Europa League, UEFA Champions League, 2019-2020, Qualifikation, Runde 1, Luxemburg, Stade Josy Barthel, Luxemburg (LUX) - F91 Dudelange, Düdelingen, - FC Valletta (MLT) vl: Mickael Garos (Düdelingen #20) Freisteller, single view Foto: Gerry Schmit

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Von unserem Korrespondenten Christophe Junker

Vergangene Saison gehörte Mickaël Garos dem F91 Düdelingen, war aber an Déifferdeng 03 ausgeliehen und sah lediglich aus der Ferne zu, wie Düdelingen in der Europa League Historisches schaffte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er am liebsten das Kapitel FCD03 weitergeschrieben. Es kam aber anders. Nun ist er selbst dabei, an einem neuen historischen Kapitel des F91 und des Luxemburger Fußballs mitzuschreiben.

Tageblatt: Nachdem es in der BGL Ligue zuletzt in der Nachholpartie gegen die UT Petingen wieder eine Niederlage (0:2) setzte, kam da die Partie vom vergangenen Sonntag mit dem 7:0-Kantersieg in Rosport gerade zur rechten Zeit?

Mickaël Garos: Ja, die kam definitiv zum richtigen Augenblick. Wir befinden uns in einer recht schwierigen Phase und da kommt so eine Partie mit sieben Toren sehr gelegen. Am Donnerstag wird es aber ein ganz anderes Spiel werden. Für den Kopf sind diese sieben Tore zwar wichtig, aber auch nur, wenn niemand sich sagt, dass das auch für Qarabag reicht. Aber noch mal, unserer Moral tat der Sieg in Rosport gut.

Gegen Apoel Nikosia habt ihr auswärts vier Mal getroffen, auswärts im Pokal in Echternach sechs Mal, wieder auswärts in Rosport sieben Mal. Besteht da unterbewusst nicht doch vielleicht die Gefahr, zu denken, jetzt wird alles gut?

Nein, so dürfen wir auf keinen Fall denken. Diese Spiele sind Vergangenheit, jetzt gilt es, alle anderen Partien wieder bei null anzugehen. Wichtig ist jetzt, konzentriert zu bleiben und im Training weiter Vollgas zu geben.

Noch ist die Trainerfrage nicht definitiv geklärt. Was spricht für oder gegen Bertrand Crasson als F91-Cheftrainer?

Er hat diese Mannschaft übernommen mit dem ersten Ziel, wieder für eine positive Stimmung innerhalb der Mannschaft und des gesamten Kaders zu sorgen. Seine ersten Worte an uns waren, im Kopf wieder frei zu werden und nicht zu sehr nachzudenken. Dafür hat er alles getan. Denn für viele Spieler war es vom Psychischen her lange nicht einfach gewesen. Und das ist ihm sehr gut gelungen. Die Spieler treten befreiter auf und genau das macht sich auch auf dem Spielfeld bemerkbar. Das merkt man an jenen Spielern, die in der Vergangenheit etwas verkrampft aufgetreten sind, dass sie jetzt lockerer aufspielen.

Also spricht nichts gegen Bertrand Crasson?

Ich wüsste nicht, warum wir jetzt nicht mit ihm weiterarbeiten sollten. Er hat uns allen gutgetan. Er hat uns auf den richtigen Weg zurückgebracht und ich denke, diesen Weg sollten wir zusammen weitergehen. Ich bin mir auch sicher, dass jetzt niemand denkt, in Rosport haben wir sieben Tore geschossen, jetzt geht alles von alleine. Nein, wir wissen alle, wo wir herkommen. Es war ein steiniger Weg.

Wie gelegen kommt jetzt die Partie gegen Qarabag? Denkt ihr möglicherweise an einen weiteren Sieg, nachdem ihr zum Gruppenauftakt in Nikosia gewinnen konntet?

Persönlich kenne ich unseren nächsten Gegner so gut wie gar nicht. Wir sollten aufpassen und nicht zu zuversichtlich sein. Es handelt sich immer noch um eine Gruppenpartie in der Europa League, Qarabag ist also immer noch ein sehr starker Gegner. Wir hingegen sind und bleiben weiterhin der kleine Däumling dieses Wettbewerbs. Wir sind sehr ausgeglichen. Wir behandeln niemanden von oben herab und haben nichts zu verlieren. Aber ich warne: Priorität hat immer noch die Meisterschaft.

Die Europa League ist schön und gut und ist ein Bonus, doch wir dürfen aber eines nicht vergessen: Dass wir uns jetzt in der Gruppenphase der Europa League befinden, haben wir der Meisterschaft zu verdanken. Belegen wir am Ende dieser Meisterschaft nicht einen der ersten drei oder vier Plätze, haben wir auch nicht die Chance, diese Momente, die wir gerade in der Europa League erleben, nochmals erleben zu dürfen.

Letzte Saison waren Sie vom F91 an Differdingen ausgeliehen worden und am Saisonende hatten Sie gehofft, weiterhin in Differdingen bleiben zu können. Sie mussten zurück, spielen jetzt aber – wenn auch in der Innenverteidigung. Letztendlich haben Sie jedoch zum Sieg in Nikosia beigetragen und jetzt wartet Qarabag. Ein Film mit Happy End?

Selbst wenn du zum größten Luxemburger Verein wechselt, kann niemand davon ausgehen, die Gruppenphase der Europa League zu erreichen. Das, was die Jungs letzte Saison erreicht haben, war bereits historisch. Wer hätte gedacht, dass uns das noch einmal gelingen würde? Zudem mit einer komplett neu zusammengewürfelten Mannschaft.

Was ich bzw. wir jetzt erleben, ist schön und so etwas erreicht man wohl nur einmal im Leben. Was mich persönlich betrifft, ist es schön, dass man auf meine Dienste zählt. Das Wichtigste sind aber Erfolgserlebnisse wie am Sonntag in Rosport und wer weiß, vielleicht auch am Donnerstag wieder in der Europa League.