LBBL DamenDie Zahl Zwei im Fokus: Rückblick auf die Saison 2022/23

LBBL Damen / Die Zahl Zwei im Fokus: Rückblick auf die Saison 2022/23
Keine andere Spielerin der LBBL hat ein derartiges Spielverständnis wie Sam Logic (in Weiß) Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Zwei Teams im EuroCup, zwei dominierende Spielerinnen, zwei Titel für den Gréngewald und die zwei berüchtigten Punkte im Pokalhalbfinale zwischen Düdelingen und Hostert. Die Saison 2022/23 in der Damen-LBBL wurde von der Zahl Zwei dominiert. Das Tageblatt wirft einen Blick zurück auf die Spielerinnen, die das Geschehen bestimmten, aber auch auf Überraschungen und Enttäuschungen.

Profispielerin der Saison

Sam Logic: Sie war in dieser Saison der Dreh- und Angelpunkt im Hosterter Spiel und ohne jeden Zweifel die stärkste Spielerin der Liga. Zwar schien Sam Logic in der ersten Saisonphase Schwierigkeiten zu haben, ihr gewohntes Spiel, das man noch aus ihren Walferdinger Zeiten kannte, aufzuziehen. Doch spätestens mit dem Beginn des neuen Kalenderjahres kam die 30-Jährige immer besser in Form. Keine andere Spielerin der LBBL hat ein solches Basketballverständnis und Auge für ihre Teamkolleginnen, doch Logic kann auch scoren, wenn es von ihr verlangt wird. Am Ende kommt die Gréngewald-Leaderin auf Statistiken von 18,5 Punkten, 8,1 Assists, sieben Rebounds und 2,8 Steals pro Partie. In der entscheidenden Finalbegegnung am Sonntag gegen den T71 Düdelingen steuerte sie 29 Punkte, neun Assists und sieben Rebounds bei. Eine Spielerin, auf die man zählen kann, wenn es drauf ankommt und der Hauptfaktor, warum Hostert sich erstmals in der Vereinsgeschichte über das Double freuen durfte.

Luxemburgische Spielerin der Saison

Ehis Etute, das größte Talent im luxemburgischen Basketball, hat in dieser Saison einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht
Ehis Etute, das größte Talent im luxemburgischen Basketball, hat in dieser Saison einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht Foto: Fernand Konnen

Ehis Etute: Dass sie das größte Talent im luxemburgischen Basketball ist, dürfte längst jedem klar sein. Und mit ihren immer noch erst 17 Jahren hat sich Ehis Etute in den letzten beiden Jahren zur absoluten Leistungsträgerin beim T71 Düdelingen entwickelt. In dieser Saison kam auf das Nachwuchstalent nicht nur mit dem EuroCup eine ganz neue Herausforderung zu. Und gerade in diesen Herbstwochen wurde deutlich, welchen Schritt die junge Düdelingerin alleine durch diese Begegnungen noch einmal nach vorne gemacht hat, denn ihre Aktionen auf dem Platz wirkten auf einmal viel überlegter. Für Eute war diese Kampagne jedenfalls auch ein Reifeprozess. Mit dem Jahr 2023 und den vielen verletzungsbedingten Ausfällen in der „Forge du Sud“ war Ehis Etute dann auch in der Liga noch einmal ganz anders gefordert, denn nun wurde noch einmal ein gutes Stück mehr Verantwortung von ihr gefordert, Verschnaufpausen gab es kaum noch. Auch wenn die junge Spielerin in den letzten Wochen verständlicherweise etwas platt wirkte, war sie dennoch im Rebound weiterhin eine Macht und ihre Statistiken von durchschnittlich 14,4 Punkten und 15,1 Rebounds pro Partie sprechen eine deutliche Sprache. Die 17-Jährige ist damit auch ganz klar die luxemburgische Spielerin der Saison 22/23. 

Trainer der Saison

François Manti: Mit der Qualifikation für die Gruppenphase im EuroCup, dem Pokalsieg sowie dem Meistertitel hat François Manti mit dem Gréngewald Hostert in dieser Saison das Optimum erreicht. Auch wenn es von vielen Seiten heißt, dass der Franzose mit drei Profispielerinnen und vielen aktuellen oder ehemaligen FLBB-Nationalspielerinnen die wohl leichteste Aufgabe hatte, sind die Leistungen dieser Saison nicht selbstverständlich. Im Herbst erlebten die Gréngewald-Spielerinnen, die im Eurocup in einer der stärksten Gruppe antreten mussten, keine einfache Phase. Dennoch ging Hostert nicht mit gesenktem Kopf in das Jahr 2023, in dem es nur noch eine einzige Partie verlor. Manti wirkte stets souverän, wurde selten laut, denn der Matchplan seines Teams war klar ausgearbeitet und er musste seine Spielerinnen eigentlich nur an diesen erinnern. Dass es nicht einfach ist, eine solch erfahrene Gruppe mit ihren „vielen starken Charakteren“, wie Lisy Hetting ihr Team schon bezeichnete, zu coachen, zeigte sich auch in den letzten Jahren, als der Gréngewald mit einem ebenfalls starken Kader jeweils in der ersten Play-off-Runde scheiterte. Mit seiner langjährigen Erfahrung scheint Manti demnach genau der richtige Trainer für diese Truppe gewesen zu sein.

Newcomer der Saison

Lena Mersch (in Rot) und Kyra Coulon (in Weiß) sind die Entdeckungen der Saison 2022/23
Lena Mersch (in Rot) und Kyra Coulon (in Weiß) sind die Entdeckungen der Saison 2022/23 Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Lena Mersch: Vor dieser Saison war der Name Lena Mersch sicherlich nicht jedem im luxemburgischen Basketball ein Begriff. Doch in ihrer ersten Saison nach ihrer Rückkehr aus Österreich änderte sich dies schlagartig. Die 26-Jährige, die in Bartringen ihre erste Spielzeit überhaupt in der LBBL bestritt, avancierte schnell zur wichtigsten Non-JICL-Spielerin des Teams und zeigte immer wieder, welch sichere Wurfhand sie besitzt. Am Ende der Saison kommt sie so auch auf einen Schnitt von 11,5 Punkten pro Partie. Bei der Sparta, die in dieser Saison zur dritten Kraft der Liga avanciert ist, hat Lena Mersch jedenfalls schnell ihre Rolle gefunden.

Kyra Coulon: Mit durchschnittlich 10,7 Punkten pro Partie gehört die 18-jährige Kyra Coulon in dieser Saison zu den Top zehn der luxemburgischen Scorerinnen. Damit ist die Escherin zweifelsohne eine der Entdeckungen der Saison und stand zu Recht auch im Kader der FLBB-Damen. Coulon ist derzeit die auffälligste Nachwuchsspielerin in einem Escher Team, in dem so einige junge Talente in dieser Saison ihren Platz gefunden haben und die sich auch den Espoirs-Titel sichern konnten. Gespannt sein darf man somit auf die weitere Entwicklung von Kyra Coulon, aber auch von ihren Teamkolleginnen.

Überraschung der Saison

Sparta Bartringen: In den letzten Jahren ein Kandidat für die Abstiegsgruppe, hat sich die Sparta Bartringen in dieser Saison zur dritten Kraft der Liga entwickelt. Am Ende stehen ein Pokalfinale sowie eine Halbfinalteilnahme in der Meisterschaft zu Buche. Etwas, das wohl nur die wenigsten erwartet hatten. Denn im jungen Kader waren gerade einmal vier Spielerinnen vor der Jahrtausendwende geboren. Doch mit der Verpflichtung der beiden Routiniers Bridget Yoerger und Jovana Jaksic, die seit Jahren in Luxemburg leben, hatte man in Bartringen den richtigen Riecher. Am Ende harmonierten die älteren und die jungen Spielerinnen hervorragend, sicherlich auch ein Verdienst von Trainer Mike Feyder.

Enttäuschung der Saison

Will Nadine Bourg in der nächsten Saison noch in der LBBL spielen, muss sich die Résidence-Kapitänin einen neuen Klub suchen
Will Nadine Bourg in der nächsten Saison noch in der LBBL spielen, muss sich die Résidence-Kapitänin einen neuen Klub suchen Foto: Editpress/Fernand Konnen

Der Fall Walferdingen: Es ist eine Nachricht, die am Montag wie eine Bombe einschlug. Die Résidence Walferdingen hat bei der FLBB den Antrag gestellt, in der nächsten Saison mit ihrem Damenteam in der zweiten Liga anzutreten. Aus rein sportlicher Sicht gab es hierfür absolut keinen Grund, denn die Résidence-Damen, die in den beiden letzten Jahren im Meisterschaftsfinale standen und 2022 sogar den Pokal gewinnen konnten, enttäuschten auch in dieser Saison nicht. Zwar erlebten Nadine Bourg und ihre Teamkolleginnen in den letzten Monaten einige Höhen und Tiefen, doch am Ende gab es trotzdem eine Halbfinalteilnahme, in der man Düdelingen fast in ein Entscheidungsspiel zwingen konnte, und einen vierten Platz. Die Ursachen für den Zwangsabstieg sind also nicht sportlicher, sondern finanzieller Natur. Denn zwei konkurrenzfähige Mannschaften in der höchsten Liga kann sich der Klub in der kommenden Saison schlichtweg nicht mehr leisten. Eine traurige Nachricht für den Damen-Basketball, denn mit Walferdingen geht ein Traditionsklub verloren, der allein im Damenbereich auf 14 Titel kommt. 

Zahl der Saison

2: Es ist die Zahl, die im Damenbasketball irgendwie die gesamte Saison bestimmte. Angefangen mit zwei Mannschaften – Düdelingen und Hostert –, die im Herbst auf europäischer Bühne aktiv waren und damit eine lange Durststrecke im luxemburgischen Basketball beendeten. Im Herbst standen damit auch eindeutig die Damen im Vordergrund. Zwei Titel holte sich schließlich der Gréngewald Hostert, der das erste Double in seiner Vereinsgeschichte feiern konnten. Zwei ist aber auch die Anzahl an Punkten, die dem T71 im berüchtigten Pokalhalbfinale zu viel aufgeschrieben wurden und für die Affäre sorgten, die in dieser Saison den Basketball im luxemburgischen Sport auf einmal komplett in den Fokus rückte. Schlagzeilen, die den Verantwortlichen sicherlich am liebsten erspart geblieben wären, doch am Ende wohl noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Fazit der Saison

Schwere Zeiten: Nach langen Jahren schien der Damenbasketball endlich auf dem richtigen Weg angekommen zu sein. In der letzten Saison spielten erstmals wieder zehn Mannschaften in der höchsten Liga, von denen keine wirklich chancenlos war. Doch die derzeitige Entwicklung dürfte bei vielen Vereinen für große Sorgenfalten sorgen. Mit der Résidence Walferdingen verliert die Liga, wie oben beschrieben, einen Traditionsklub. Mit der Etzella Ettelbrück, die sich nach dem Weggang vieler langjähriger Leistungsträgerinnen derzeit im Umbruch befindet, dürfte ein weiterer Verein mit einer langen Geschichte im Damenbasketball in die Nationale 2 folgen. Wiltz hatte derweil die ganze Saison über Probleme, überhaupt einen kompletten Kader zusammenzubekommen und hatte meistens nur sechs bis sieben Spielerinnen auf dem Spielerbogen stehen. Und auch bei den Musel Pikes scheint die derzeitige Lage alles andere als rosig auszusehen. Die große Frage für die Saison 2023/24 dürfte sein, wie es im Damenbasketball weitergehen wird.