Tokyo 2020Ecuadors zweiter Goldjunge: Richard Carapaz sichert sich den Sieg im Straßenrennen

Tokyo 2020 / Ecuadors zweiter Goldjunge: Richard Carapaz sichert sich den Sieg im Straßenrennen
Richard Carapaz ist der zweite Goldmedaillengewinner aus Ecuador Foto: AFP/Greg Baker

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Das schwere olympische Straßenrennen bescherte Tokio 2020 ein Traumpodium. Gold ging an den Ecuadorianer Richard Carapaz vor dem dreifachen Tour-Etappengewinner Wout Van Aert und dem slowenischen Tour-Gesamtsieger Tadej Pogacar. Kevin Geniets wurde 37., Michel Ries 73.

Welch ein Rennen, welch ein Podium! Die Fachleute waren sich nach dem olympischen Straßenwettbewerb am Mount Fuji einig darüber, dass sie eine Sternstunde des Radsports mit einem würdigen Sieger erlebt hatten. Richard Carapaz aus Ecuador, der vor zwei Jahren mit einem Sieg beim Giro d’Italia erstmals in der Sportwelt Aufmerksamkeit erregte, gewann in Tokio im Alleingang, nachdem er sechs km vor dem Ziel seinen amerikanischen Begleiter Brandon McNulty abgehängt hatte.

Der spätere Goldmedaillengewinner machte sich auf dem schweren Rundkurs allein auf und davon, weil die Verfolger mit dem Belgier Wout Van Aert an der Spitze bis auf 20 Sekunden an das Duo herangekommen waren. Während Carapaz dem Ziel entgegenbrause, hatte sich Van Aert, dessen Helfer längst abgehängt waren, in der schwülen Hitze und bei hoher Luftfeuchtigkeit so sehr verausgabt, dass an ein Aufholen im Schlussteil nicht mehr zu denken war.

Für Van Aert und seine Begleiter ging es also „nur noch“ um Silber und Bronze. Dabei verwies der Belgier den slowenischen Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar um eine Reifenbreite auf den dritten Rang.

Van Aert scheint bei Titelrennen auf den zweiten Platz abonniert zu sein. Letztes Jahr musste er bei den Weltmeisterschaften auf der Straße und im Zeitfahren mit diesem Rang Vorlieb nehmen. Auch Ende Januar 2021 blieb ihm bei der WM im Cyclocross nichts anderes übrig, als neben seinem „Erzfeind“, dem Holländer Mathieu Van der Poel, als Zweiter aufs Podium zu steigen. Am Mittwoch will Van Aert es nun endlich schaffen. Er träumt von olympischem Gold im Zeitfahren. Ein ähnliches Vorhaben hat Van der Poel beim Mountainbike-Wettbewerb.

Angehimmelt

Richard Carapaz ist erst der zweite Olympiasieger, der aus Ecuador kommt. Für die erste Goldmedaille des Andenlandes sorgte im Jahr 1996 in Atlanta der Geher Jefferson Perez. Er gewann den Wettbewerb über 20 km und war ein Dutzend Jahre später in Beijing nahe dran, diesen Erfolg zu wiederholen. Am Ende aber lief es nicht nach Wunsch für den dreifachen ecuadorianischen Geher-Weltmeister (2003, 2005, 2007). Er musste sich 2008 in der chinesischen Hauptstadt mit Silber begnügen.

In seinem Heimatland wird Richard Carapaz angehimmelt wie seinerzeit der Tennisspieler Andres Gomez, der im Juni 1990 das Kunststück fertigbrachte, den amerikanischen Favoriten André Agassi im Finale von Roland-Garros zu bezwingen. Der 28-jährige Olympiasieger auf der Straße (geb. am 29. Mai 1993 in Carmelo) wuchs in rund 3.000 m Höhe auf. Als Jugendlicher verschlug es ihn in die Hauptstadt Bogota, wo er das Radrennfahrer-Handwerk erlernte.

Carapaz wurde panamerikanischer Meister der U-23 (2013), war bester Nachwuchsfahrer der Route du Sud (2017), doch so richtig bekannt machte er sich erst durch einen Etappensieg im Giro 2018. Ein Jahr später fuhr er bei derselben Rundfahrt als Gesamtsieger in die Arena von Verona ein. Letztes Jahr gewann Carapaz eine Etappe der Polen-Rundfahrt, diese Saison war er auf einer Teilstrecke der Tour de Suisse erfolgreich, deren Gesamtwertung er davontrug.

Ergebnisse

Männer, Straßenrennen (234 km): Gold: Richard Carapaz (Ecuador) 6:05:26 Stunden, Silber: Wout Van Aert (Belgien) 1:07 Minuten zurück, Bronze: Tadej Pogacar (Slowenien) 1:07, … 37. Kevin Geniets (Luxemburg) 10:12, 73. Michel Ries (Luxemburg) 16:20