FLBB-Herren„Die bisher wohl schwerste Kampagne“

FLBB-Herren / „Die bisher wohl schwerste Kampagne“
Im Februar spielten die FLBB-Herren in der Coque noch vor vollem Haus gegen den Kosovo, in der Slowakei sind Zuschauer dieses Mal jedoch nicht erlaubt Archivfoto: Jeff Lahr

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Um 16 Uhr bestreiten die FLBB-Herren heute ihr drittes Spiel in der Vorqualifikation für die WM 2023 gegen Island. Nach den vielversprechenden Leistungen im Februar gegen die Slowakei und den Kosovo steht das Team von Trainer Ken Diederich in der „Bubble“ in Bratislava jedoch vor einer großen Herausforderung.

Was noch vor wenigen Wochen fast unmöglich erschien, findet nun doch statt. Trotz der Corona-Pandemie bestreiten die FLBB-Herren die beiden Begegnungen der Vorqualifikation für die WM 2023, die im zweiten Zeitfenster vorgesehen sind. Aus einem Auswärtsspiel in Island und einem Heimspiel gegen die Slowakei wird jedoch nichts, denn beide Partien werden in Bratislava ausgetragen. Der Basketballweltverband FIBA hat sich nämlich dazu entschieden, die Begegnungen einer Gruppe in Form eines Turniers an einem Ort auszutragen. Was die Gruppe B betrifft, hat somit die Slowakei den Zuschlag für die sogenannte „Bubble“ erhalten: „Um ehrlich zu sein, bin ich persönlich schon überrascht, dass die Qualifikationsspiele überhaupt stattfinden“, erklärte Nationaltrainer Ken Diederich vor der Abfahrt in die Slowakei. Immerhin befindet sich das Land bereits seit mehreren Wochen im Lockdown. „Doch wir nehmen es, wie es kommt. Wir wollen gerne Basketball spielen und wenn dies klappt, umso besser.“ 

Dennoch keine einfache Situation – immerhin ruht in Luxemburg der Spielbetrieb nunmehr seit einem Monat. Während einige Vereine wie etwa Ettelbrück in dieser Zeit noch mindestens dreimal in der Woche weiter trainierten, ruhte bei anderen Klubs der Ball. Hinzu kommt, dass bei den luxemburgischen Gegnern in dieser Zeit der Spielbetrieb weiterging oder, wie im Fall von Island, vor den Qualifikationsspielen wieder aufgenommen wurde: „Wir müssen sehen, wie wir damit klarkommen werden. Ein Vorteil ist es jedenfalls nicht. Besser wäre gewesen, wenn die Spieler weiterhin voll im Wettbewerb drin wären“, betont auch Diederich. Da kommt es dem Nationaltrainer gelegen, dass mit Thomas Grün (Gladiators Trier), Alex Laurent (Klosterneuburg Dukes) und Oliver Vujakovic (Swarco Raiders Tirol) drei wichtige Säulen des Teams – die im ersten Zeitfenster im Februar 2020 deutlich bewiesen, welchen Stellenwert sie inzwischen in den Reihen des FLBB-Kaders besitzen – in den letzten Wochen mehr oder weniger häufig zum Einsatz kamen. Dabei ließen Grün und Vujakovic noch am vergangenen Wochenende mit starken Leistungen aufhorchen.

Steigerung von der Dreier-Linie

Vorgenommen hatte man sich nach dem ersten Zeitfenster in den Reihen der Nationalmannschaft jedenfalls viel. Trotz der Niederlagen in der Slowakei (65:73) und zu Hause gegen den Kosovo (80:84) im Februar war ein weiterer Entwicklungsschritt der FLBB-Herren nicht zu übersehen. Mit einem attraktiven Tempospiel sowie einem unermüdlichen Kampfgeist war man in beiden Partien nah an einem Sieg dran, etwas, dass auch den einheimischen Fans nicht entging, die das Team so zahlreich wie selten zuvor in der Coque unterstützten. Die Rebound-Sparte, die Laurent und Co. in den vergangenen Jahren stets haushoch verloren hatte, konnte man nicht zuletzt durch die Verstärkung von Clancy Rugg beide Male für sich entscheiden. Am Ende fehlte vor allem gegen den Kosovo die nötige Cleverness, denn in den letzten fünf Minuten verspielte man einen fast schon sicher geglaubten Sieg doch noch.

Neben den vielen Ballverlusten, die das riskante Tempospiel einfach birgt, hat der Nationaltrainer jedoch noch eine weitere Schwäche ausgemacht: die Trefferquote von der Drei-Punkte-Linie. Denn in den letzten beiden Partien landeten hier nur sieben von insgesamt 40 Versuchen im Korb, was einer Quote von 17,5 Prozent entspricht: „Was die Größe betrifft, können wir mit der Konkurrenz nicht mithalten, deshalb sind die Drei-Punkte-Würfe für uns elementar, um auf einem solchen Niveau mithalten zu können. Wir brauchen auf jeden Fall zehn Dreier, wenn wir ein solches Spiel gewinnen wollen.“ Dies dürfte umso mehr gegen ein Team wie Island von entscheidender Bedeutung sein, denn mit Tryggvi Hlinason (2,15 Meter) und Ragnar Nathanaelsson (2,18 Meter) verfügt die Mannschaft aus dem Norden über zwei wirkliche Hühnen. Das letzte Aufeinandertreffen bei den Spielen der kleinen Staaten im Mai 2019 konnte Luxemburg jedoch für sich entscheiden. 

Für Diederich steht jedenfalls fest, dass man aufgrund der Corona-Pandemie vor der wohl schwersten Kampagne der letzten Jahre steht, auch wenn er es begrüßt, dass man aufgrund der Unterbrechung der Saison in Luxemburg eine zusätzliche Woche an Vorbereitung hatte. „Wir müssen uns einfach auf uns selbst konzentrieren, wir müssen das perfekte Match spielen. Wenn man auf diesem Niveau gegen Profis zwei Minuten nicht auf der Höhe bist, dann ist das Spiel weg.“ Dass man sich kaum noch größere Durchhänger erlaubt, das stellten seine Spieler ebenfalls in den letzten Qualifikationsspielen unter Beweis. Seit Diederich im Jahr 2016 das Nationalteam als Head-Coach übernahm, sprang jedenfalls in jeder Qualifikation mindestens ein Sieg heraus, etwas, das man auch in der aktuellen Kampagne anstrebt. 

Am Montag sind die Spieler in der Slowakei angekommen, hatten in der „Bubble“, in der sich neben den vier Teams nur noch die Schiedsrichter sowie Offiziellen befinden, Zeit, sich voll und ganz auf Basketball zu konzentrieren. Beim Weltverband FIBA will man jedenfalls nichts dem Zufall überlassen. Nach den beiden Covid-19-Tests in Luxemburg wurde die FLBB-Delegation gleich bei der Ankunft in der „Bubble“ in Bratislava am Montag ein weiteres Mal getestet, seitdem standen noch zwei weitere von der FIBA angeordnete Tests auf dem Programm. Alle Ergebnisse der FLBB-Spieler waren bisher übrigens negativ. Demnach dürfte dem Spiel heute um 16 Uhr gegen Island nichts mehr im Weg stehen. 

Im Überblick

Der Luxemburger Kader: Gaëtan Bernimont (Racing Luxemburg), Ivan Delgado, Philippe Gutenkauf, Yann Wolff (alle Etzella Ettelbrück), Mike Feipel (Sparta Bartringen), Thomas Grün (Gladiators Trier/D), Joe Kalmes (Musel Pikes), Ben Kovac (Den Helder Suns/NL), Alex Laurent (Klosterneuburg Dukes/AUT), Kevin Moura (T71 Düdelingen), Clancy Rugg (Basket Esch), Max Schmit (US Heffingen), Oliver Vujakovic (Swarco Raiders Tirol/AUT); Coach: Ken Diederich, Assistant-Coach: Denis Toroman

Programm:
WM-Vorqualifikation 2023, Gruppe B:
Heute (in Bratislava):
16.00: Island – Luxemburg
19.00: Slowakei – Kosovo
Am Samstag (in Bratislava):
16.00: Island – Kosovo
19.00: Luxemburg – Slowakei
18. Februar 2021:
Slowakei – Island
Kosovo – Luxemburg
20. Februar 2021:
Kosovo – Slowakei
Luxemburg – Island

Bereits gespielt:
Luxemburg – Kosovo 80:84
Island – Slowakei 83:74
Slowakei – Luxemburg 73:65
Kosovo – Island 80:78

Tabelle: 1. Kosovo 2 Spiele/4 Punkte, 2. Island 2/3, 3. Slowakei 2/3, 4. Luxemburg 2/2