Putin ja, Luzifer nein

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Von unserem Korrespondenten Axel Eichholz

In Russland sind besonders ausgefallene Namen jetzt verboten. 2017 ist noch ein Putin zur Welt gekommen. Sein schöner Vorname darf bleiben. Dagegen herrscht in einer Satanistenfamilie aus Perm Trauer. Söhnchen Luzifer darf nicht so heißen.

In Russland ist das Verbot für besonders ausgefallene Namen für neugeborene Kinder in Kraft getreten. Die Eltern dürfen zu diesem Zweck keine Zahlen, Flüche, Zeichen der Interpunktion sowie Bezeichnungen von Ämtern und Titel benutzen. Nunmehr bekommen diejenigen, die einen unwiderstehlichen Hang zu Außergewöhnlichem verspüren, beim Standesamt keinen Geburtsschein etwa auf den Namen „1.000.000“ (Million), „;“ (Semikolon) oder „General“ ausgestellt.

Ganz aus dem Schneider sind die Neugeborenen jedoch nicht. Im dagestanischen Machatschkala erblickte Ende 2017 ein weiterer Putin das Licht der Welt. Den Einwand, der Kleine könnte Probleme kriegen, „wenn der Amtsinhaber einmal nicht mehr Präsident ist“, lassen seine Eltern nicht gelten. „Das ist doch einfach nicht möglich“, sagt der Vater überzeugt. Der Kosename seines Sohnes sei übrigens Wladimir Wladimirowitsch, also Vor- und Vatersname des heutigen Kremlherrn. Es bleibt unklar, ob der Papa es ernst meint.

Vor-, Nach- oder Vatersname?

Im mittelrussischen Alexandrow gaben Umsiedler aus Tadschikistan ihrem Sohn, der Anfang 2018 zur Welt kam, den Namen Schoigu. Den setzte der Großvater Rahmon Dschurajew mit der Begründung durch, er verehre den russischen Verteidigungsminister zutiefst. In tadschikischen Familien hat der Clanälteste in solchen Angelegenheiten das letzte Wort. Vater und Mutter hielten dem zwar entgegen, Schoigu sei kein Vor-, sondern ein Nachname. Der Minister heiße Sergej Kuschugetowitsch Schoigu. Da legte Opa Rahmon einen Zeitungsartikel vor, aus dem hervorging, dass die russischen Passbeamten den Familien- und Vatersnamen des gebürtigen Tuwiners verwechselt haben müssen. Schoigu habe sein Vater mit Vornamen geheißen. Kuschuget sei der Familienname. Richtigerweise müsste der Minister Sergej Schoigu oglu Kuschuget heißen.

Irina und Alexej aus der AltaiRegion haben die Namensfindung für ihr zukünftiges Kind von langer Hand vorbereitet. Als es noch unterwegs war, haben sie ihren „sehr konventionellen“ Familiennamen, den sie nicht mehr verraten wollen, amtlich in „Märchenhaft“ ändern lassen. Da war es nur natürlich, dass sie dem Neugeborenen den Namen Aladdin gaben. Wie hätten sie das Kind benannt, wenn es ein Mädchen geworden wäre? Doch nicht etwa Scheherazade? Die Mutter lächelt nur verschmitzt. Sie ist zufrieden.

Die tückischen Omas

Dagegen herrscht in der Satanistenfamilie Menschikow aus Perm tiefe Trauer. Sie hatten ihren Sohn beim Standesamt auf den Namen Luzifer eintragen lassen. Nun stellten sie entsetzt fest, dass sich die beiden Großmütter in ihrer Abwesenheit zusammengetan und den Luzik auf den „menschlichen“ Namen Leonid in der Kirche haben taufen lassen. Mit Berichtigungen in der Geburtsurkunde lässt sich nichts mehr ausrichten, denn die tückischen Omas haben alles auf geistiger Ebene zu einer Angelegenheit zwischen Jesus und dem Satan erhoben. Für richtig Gläubige steht das fest, selbst wenn sie nicht an Gott, sondern an den Teufel glauben.

Der 20-jährige Student Alexander Petrow aus Samara zeigt stolz seinen Ausweis. Er heißt jetzt John Snow, wie derjenige in der Serie „Game of Thrones“. Er habe zwischen Ragnar und John Snow gewählt und sich letzten Endes für den zweiten Namen entschieden. Er passe besser zu Russland, der Wolga und zu ihm selbst, so John-Alexander. Seine Freundin sei begeistert und dränge darauf, dass sie endlich heiraten. Er hat es damit aber nicht eilig. Seit er John Snow heißt, kann er sich vor weiblicher Aufmerksamkeit kaum retten.