AnalyseDeutschland: Grüne, SPD und Liberale könnten es nach den Südwest-Wahlen auch im Bund gemeinsam versuchen

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Malu Dreyer wurde in Rheinland-Pfalz als Ministerpräsidentin bestätigt Foto: AFP/Armando Babani

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Grüne, SPD und Liberale könnten es nach den Südwest-Wahlen auch im Bund gemeinsam versuchen.

Keine Schnittchen, kein Bier, keine Stimmung. Ein Wahlabend in Corona-Zeiten. Sieger wie Verlierer unterschieden sich diesbezüglich nicht. Sofern die Spitzenleute die Masken überhaupt abnehmen konnten, war bei drei Parteien allerdings öfter mal ein dickes Lächeln im Gesicht zu sehen: Bei den Grünen besonders breit, bei der FDP ebenfalls und ein bisschen sogar bei den Sozialdemokraten.

Warum soll der Bund nicht darauf hingucken

Malu Dreyer zur Ampel

Dabei hatte die SPD in beiden Ländern Stimmen verloren. Doch die Führung in Berlin hatte sich entschlossen, nur das Positive zu sehen. Malu Dreyer wurde in Rheinland-Pfalz als Ministerpräsidentin bestätigt, mit ihr auch die Ampelkoalition. Und durch das schlechte Abschneiden der CDU gibt es jetzt auch in Stuttgart die Chance, eine solche Drei-Farben-Koalition zu bilden, also trotz der desaströsen zehn Prozent mitzuregieren. Es sei in beiden Ländern klar geworden, dass eine Regierungsbildung ohne die CDU möglich sei, sagte Kanzlerkandidat Olaf Scholz in Berlin. Und ergänzte selbstbewusst: „Ich will Bundeskanzler werden und viele haben jetzt gesehen, dass das geht.“ Nämlich mit Grünen und Liberalen.

Freilich, in einem Studio in Mainz goss der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz zur gleichen Zeit etwas Wasser in Scholz’ Wein, vielleicht unabsichtlich. Der Abstand seiner lokalen SPD zur Bundespartei sei noch nie so groß gewesen wie jetzt, sagte er. Im Bund liege man bei 16, im Land bei über 34 Prozent. Heißt auch: In Berlin ist der Weg zur Ampel sehr viel weiter.

Koalitionsgedanken nicht nur im Land

Außerdem ist noch gar nicht klar, ob das mit der neuen Lichtsignalanlagen-Regierung in Baden-Württemberg überhaupt klappt. Der grüne Wahlsieger Winfried Kretschmann hielt sich jedenfalls sehr bedeckt. Er werde mit allen demokratischen Parteien reden, sagt er. Und zwar, damit keiner auf falsche Gedanken komme, in der Reihenfolge der Größe. Da käme die CDU zuerst dran.

Auch die Berliner Spitzen der Grünen wollten Kretschmann keine andere Empfehlung geben. Mehrere Optionen zu haben, „das macht die Verhandlungen ein bisschen einfacher“, sagte Parteichefin Annalena Baerbock ganz abgebrüht. Ihr Chefkollege Robert Habeck unkte, dass eine Ampel mit der FDP in Stuttgart vielleicht schwierig werde, denn die bremse in der Klimapolitik noch mehr als die Union. Schwarz-Grün bleibt also für die Bundesgrünen eine von mehreren Optionen.

Die angesprochene FDP hatte vor fünf Jahren eine Ampelkoalition noch strikt abgelehnt, und ihr Fraktionschef im Landtag, Hans-Ulrich Rülke, hatte die Grünen wieder und wieder wegen ihrer Autopolitik kritisiert. Jetzt aber will auch Rülke in die Regierung und sieht für die Verhandlungen in dem „besten Ergebnis seit 1968“ seiner Partei auch eine gute Ausgangsposition.

Ziel: „Wir wollen die 500.000 Arbeitsplätze in Baden-Württemberg erhalten, die der Verbrennungsmotor sichert.“ Das dürften schwierige Gespräche werden. Parteichef Christian Lindner ermunterte die Südwest-Liberalen aber indirekt, es zu versuchen. In Rheinland-Pfalz habe man gerade gesehen, dass eine Ampelkoalition zum ersten Mal bestätigt worden sei und die FDP nicht drastisch für sie abgestraft worden sei, sagte er.