Kulturelle Höhepunkte

Kulturelle Höhepunkte
(Claude Wolf)

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Die heutige Postkarte ist eindeutig kulturell. Sie beginnt mit dem Besuch des Teatro Nacional, dem schönsten historischen Gebäude von San Jose. Und sie führt dann in das Museum mit den Goldschätzen aus der präkolumbianischen Zeit.

Eigentlich ist San Jose keine schöne Stadt. Das Zentrum ist ein eher unübersichtliches Gitternetz aus verkehrsreichen Einbahnstrassen und einer nicht weniger hektischen Fussgängerzone. Mitten drin, zwischen der Avenida Central und der Avenida Nummer zwei, gleich neben dem recht streng angelegten „Plaza de la Cultura“ auf dem den ganzen Tag über relativ viel los ist, liegen unsere beiden Höhepunkte.

Das Teatro Nacional, das architektonische Juwel San Joses, wurde um 1890 entworfen, nachdem die spanische Primadonna Adelina Patti auf ihrer Südamerikatournee in San Jose nicht auftreten wollte, weil es keinen passenden Aufführungsort gab.

Teatro Nacional

Für die Kaffeebarone – und vor allem ihre Frauen – war das eine Blamage, die sie nicht auf sich beruhen lassen wollten. Sie erhoben kurzerhand eine zusätzliche Steuer auf dem Export der Kaffeebohne und liessen damit ein feudales Theater errichten. Angeblich soll es der Pariser Oper ähneln. Es könnte aber auch deutscher Inspiration sein. Es ist jedenfalls ein beeindruckendes Gebäude mit über tausend Sitzplätzen auf drei Etagen, bei dem an nichts gepart wurde. Verarbeitet wurde nur kostbares, importiertes Baumaterial, allein die schönen Holzarbeiten entstanden im Land selbst. Die Decke, auf der eine Kaffeeernte dargestellt ist, bleibt nach wie vor eine Attraktion, genau wie die kostbaren Statuen, Gemälde, Marmortreppen und der in Rot und Gold gehaltene Zuschauerraum mit der drehbaren Bühne. Zur Einweihung im Jahr 1897 kam das Ensemble aus der Pariser Oper mit einer Aufführung von „El Fausto de Gounod“. 1965 wurde das Theater zum Nationaldenkmal erklärt.

Ein echter Kontrast dazu ist das Museo del Oro Precolombino, das gleich daneben liegt. Es ist allerdings in einem ganz modernen, unterirdischen Gebäude untergebracht. Das Museum wird von einer Stiftung geführt, die der Zentralbank gehört und nimmt die Besucher mit in die Zeit vor der Eroberung durch Christoph Columbus. Die Idee entstand 1950, als die Baank begann, die Schätze aus präkolumbianischer Zeit zu kaufen, das Museum wurde 1975 eröffnet und 1985 renoviert.

Museo del Oro Precolombino

Beim Rundgang durch die drei Etagen kann der moderne Besucher verstehen, dass den spanischen Eroberern die Augen überquollen, als sie die Schätze entdeckten, mit denen sich die Ureinwohner des amerikanischen Kontinentes schmückten. Die Sammlung umfasst Stücke, die 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden und bis 1500 nach Christus hergestellt wurden. Rund 1.600 Exponate zeigen das Können der damaligen Goldschmiede, die Sammlung ist anscheinend noch viel umfangreicher.

Zu sehen sind erste Münzen, aber auch ein präkolumbianisches Grab, das 88 Grabbeigaben enthielt, als man es 1950 auf einer Bananenplantage entdeckte oder einen lebensgrosser Krieger mit Stirnband, Brustreif, Amuletten und Fussgelenkringen aus Gold. Auch die unzähligen Froschfigurinen, die Ohrringe, Tierfiguren und erotischen Statuetten können das eine oder andere Schmuckliebhaberherz höher schlagen lassen.

Eine kleine Geldsammlung, die vor allem das System des Trocs mit den Kakaobohnen und die Bezahlung der Arbeiter auf den Kaffeeplantagen veranschaulicht, rundet den Museumbesuch ab.