SkispringenAcht für den Adler: Die Favoriten der Vierschanzentournee

Skispringen / Acht für den Adler: Die Favoriten der Vierschanzentournee
Der Pole Dawid Kubacki gilt als Topfavorit auf den Gesamtsieg der 71. Vierschanzentournee Foto: dpa/Philipp Schmidli

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Viermal Polen, zweimal Japan: In den vergangenen sechs Jahren war die Vierschanzentournee eine Zweiländer-Angelegenheit – zumindest was den Gesamtsieger angeht. Und auch bei der 71. Auflage ist der Topfavorit auf den Gewinn des Goldadlers ein Pole. Das sind die acht potenziellen Kandidaten auf den Gesamtsieg beim Klassiker, der am Mittwoch mit der Qualifikation für das erste Springen in Oberstdorf beginnt.

Dawid Kubacki (Polen)

13. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 1. (2019/20)
Kubacki kam in seiner Karriere erst spät in Fahrt, war beim ersten Weltcupsieg fast 29 Jahre alt. Doch mit Ruhe und Beharrlichkeit biss er sich im Schatten seines großen Teamkollegen Kamil Stoch durch. Und profitiert davon heute in höchstem Maße: Kubacki war der bestimmende Springer der ersten Saisonwochen, war teilweise meilenweit voraus und gewann viermal. Solche Frühform besaß er noch nie: Zuvor hatte Kubacki keinen Weltcupsieg vor dem Jahreswechsel gefeiert. Kurzum – der Tourneesieger 2019/20 ist der große Favorit 2022/23.

Stefan Kraft (Österreich)

12. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 1. (2014/15)
Seiner war der letzte in einer Serie von sieben Vierschanzentournee-Siegen der Goldenen Generation Österreichs von 2008/09 bis 2014/15. Acht Jahre ist das nunmehr her, seitdem ging der Goldadler nicht mehr an den Co-Gastgeber. Eine Durststrecke, die schmerzt. Das Zeug, wieder durchzumarschieren, hat der dreimalige Einzel-Weltmeister – wenn der „Krafti“ die Tournee nicht wie zuletzt fünfmal in Folge in Garmisch wegwirft: 31., 49., 13., 28., Quali-Aus – so geht Trauma.

Halvor Egner Granerud (Norwegen)

7. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 3. (2021/22)
Vom reinen Vermögen her könnte Granerud, Urenkel des Kinderbuch-Autors Thorbjörn Egner (Karius und Baktus), der Allerbeste sein. Nur: Keiner neigt so sehr zu kapitalen Böcken wie der Extremspringer aus Oslo. Die gröbsten Bockgefahren hat Granerud in dieser Saison abgestellt, fliegt nicht mehr so furchterregend weit nach rechts raus wie im Vorjahr, als er teilweise nach der Landung an der Bande entlangschrappte. Das Zeug zum Tourneesieg hat Granerud zweifelsohne. Acht Wettkampfsprünge in Serie ohne Patzer zu absolvieren, wird der Schlüssel sein.

Anze Lanisek (Slowenien)

7. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 16. (2021/22)
Lange dauerte es, bis sich der Flieger aus Sloweniens Hauptstadt Ljubljana national etablieren konnte. Lanisek ging in den internen Duellen durch eine harte Schule, es hat sich gelohnt – der Jugend-Olympiasieger von 2012 ist nun die klare Nummer eins im Team, sämtliche Saisonsiege (3) und Podestplatzierungen (7) gingen auf sein Konto. Nur im ersten von acht Springen des Winters stand Lanisek nicht auf dem Podest, er hat die Konstanz für den dritten slowenischen Tourneesieg nach Primoz Peterka (1996/97) und Peter Prevc (2015/16).

Karl Geiger (Deutschland)

11. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 2. (2020/21)
So viel hat der Mann aus dem Tournee-Auftaktort Oberstdorf bereits gewonnen, der ganz große Einzel-Titel war – mit Ausnahme des Sieges bei der Skiflug-WM 2020 – noch nicht dabei. Dritter (2019/20), Zweiter (2020/21) und Vierter (2021/22) war Geiger zuletzt bei der Tournee, Platz eins wäre da die logische Konsequenz? Statistisch vielleicht, die Vorleistungen (nur ein Podestplatz) waren in den drei Vorjahren besser. Eines aber scheint klar: Wenn ein Deutscher die Tournee diesmal gewinnt, dann Geiger.

Marius Lindvik (Norwegen)

4. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 2. (2019/20, 2020/21)
Die ersten Monate des Jahres 2022 waren für Lindvik ein Traum: Fünf Weltcupsiege, dazu olympisches Einzelgold von der Großschanze und Einzelgold bei der Flug-WM. In der neuen Saison will es aber noch nicht so recht laufen, der Hobby-DJ sucht nach alter Leichtigkeit. Sollte Lindvik, der bis auf Oberstdorf an allen Tourneestationen schon gewonnen hat, diese finden, mischt er ganz vorne mit.

Ryoyu Kobayashi (Japan)

Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 1. (2018/19, 2021/22)
„Roy“ ist der Titelverteidiger, und bei ihm ist die Sache denkbar einfach: Kommt er ins Fliegen, ist Kobayashi kaum zu schlagen. Zweimal dominierte er eine Tournee bereits fast nach Belieben. 2018/19 schaffte er als Dritter nach Sven Hannawald und Kamil Stoch den „Grand Slam“ mit vier Tagessiegen, im vergangenen Winter verpasste er beim zweiten Gesamtsieg den nächsten Komplett-Triumph nach drei Siegen mit Platz fünf in Bischofshofen. Allerdings: Mit nur einem einstelligen Ergebnis quälte sich Kobayashi höchst mühsam durch die bisherige Saison.

Kamil Stoch (Polen)

18. Tournee-Teilnahme – Beste Platzierung: 1. (2016/17, 2017/18, 2020/21)
Seit fast zwei Jahren wartet Stoch auf einen Weltcupsieg, es ist die längste Durststrecke seit seinem Debüterfolg 2011, dem er 38 weitere folgen ließ. Dass er noch einmal wie im Traumwinter 2017/18 mit vier Tagessiegen zu seinem dann vierten Gesamtsieg – so viele haben nur Janne Ahonen (5) und Jens Weißflog (4) gefeiert – fliegt, ist unwahrscheinlich. Doch nicht nur wegen seiner Konstanz, seiner Ruhe, seiner Erfahrung und seiner sagenhaften Luftfahrt sollte man einen „König Kamil“ nie abschreiben. (SID)

Programm

Oberstdorf: Mittwoch, 28. Dezember: Qualifikation (16.30 Uhr). Donnerstag, 29. Dezember: 1. Tourneespringen (16.30 Uhr)
Garmisch-Partenkirchen: Samstag, 31. Dezember: Qualifikation (14.00 Uhr). Sonntag, 1. Januar: 2. Tourneespringen (14.00 Uhr)
Innsbruck: Dienstag, 3. Januar: Qualifikation (13.30 Uhr). Mittwoch, 4. Januar: 3. Tourneespringen (13.30 Uhr)
Bischofshofen: Donnerstag, 5. Januar: Qualifikation (16.30 Uhr). Freitag, 6. Januar: 4. Tourneespringen (16.30 Uhr)