„Wichtigeres zu tun“ – Richtig so!

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DIEKIRCH - Die Geschichte um den Esel auf der Turmspitze der alten Laurentiuskirche in Diekirch geht wohl in die Annalen ein. Der Gockelersatz hatte im Sommer letzten Jahres bereits für viel Diskussionen gesorgt.

Anfang August hatte die damalige CSV-Kulturministerin Octavie Modert reagiert. Ein Kreuz und ein Hahn müssten wieder auf den Turm und der Esel müsste runter. Punkt! Die jetzige Ministerin hat andere Prioritäten.

Im Rahmen der Arbeiten zur Instandsetzung der Laurentiuskirche in Diekirch, genauer gesagt in „al Dikrich“, wurden auch das Dach und der Kirchturm neu gestaltet. Auf der Turmspitze stand ein Kreuz mit einem Hahn. Beide waren in einem schlechten Zustand und wurden deshalb abmontiert.

Als Ersatz dachte man im Diekircher Schöffenrat an das Wahrzeichen der Distriktshauptstadt, den Esel. Gesagt, getan. So ziert ein munterer Esel seit Monaten den Turm der Kirche, in der seit vielen Jahren nur mehr Konzerte und Ausstellungen stattfinden. Religiöse Zeremonien werden seit langem nicht mehr dort zelebriert.

Es gab wohl Leute, die sich in den letzten Jahren in dieser kleinen Kirche das Ja-Wort geben wollten, doch sie wurden darauf aufmerksam gemacht, dass es dafür eine Dekanatskirche in Diekirch gibt, ein Gotteshaus, in das die Gemeinde – nebenbei bemerkt – kürzlich über 4 Millionen Euro für Restaurierungsarbeiten investiert hat.

Kreuz oder Esel?

Obschon es viele einheimische Bürger gibt, die die Idee mit dem Esel auf dem Turm der Laurentiuskirche begrüßten, wurde aus einem Teil der Bevölkerung heraus eine Gegenkampagne gestartet.

Bei den Diskussionen ging es vor allem um das fehlende Kreuz und nebenbei um die ebenso fehlende offizielle Erlaubnis des zuständigen Ministeriums für das Aufstellen der Eselsfigur. Das Kulturministerium hatte einen finanziellen Zuschuss für die Instandsetzungsarbeiten an dem geschützten Bau in Aussicht gestellt, den Modert aber Mitte 2013 auf Eis legte, bis der Esel runter sei. Modert: „Je ne puis tolérer l’altération grave que constitue, au niveau du clocher de ladite église, le remplacement de la croix et du coq par un âne qui a été effectué de surcroît sans demande préalable telle requise par la loi du 18 juillet 1983 concernant la conservation et la protection des sites et monuments nationaux, art. 10. Cette altération illégale me met par ailleurs dans l’impossibilité de pouvoir subventionner les travaux de restauration de ladite église …“ Auf Moderts Brief angesprochen gab damals Bürgermeister Haagen dem Tageblatt gegenüber zu verstehen: „Ich nehme diesen Brief zur Kenntnis.“

In den letzten Monaten hatte sich nichts um den Esel herum getan, was den Dienern unter dem Turm der Dekanatskirche wohl nicht so recht in den Kram passte. So wurde nun die eigene Zeitung in den Ring geschickt, damit die der neuen Kulturministerin Maggy Nagel (DP) mal in diesem Dossier auf die Finger klopft.

Viele wichtige Dossiers

Diese Rechnung ging aber nicht ganz auf, denn die Ministerin meinte, so stand es am Mittwoch jedenfalls auf der Webseite des Luxemburger Wort zu lesen, sie habe im Moment wichtigere Dinge zu erledigen.

Außerdem gab sie laut LW zu verstehen: „Wenn die Gemeinde Diekirch meine, der Esel sei gut und wichtig da oben an der Turmspitze, dann solle dieser doch da bleiben, mit oder ohne Genehmigung (Worten, die der Diekircher Bürgermeister Claude Haagen auf Tageblatt-Anfrage hin absolut teilt). Und was ihre Vorgängerin im Amt, Octavie Modert (CSV), entschieden habe, interessiere sie nicht.“

Zu dieser Haltung kann man die neue Ministerin nur beglückwünschen, weiß man doch um die hohe Anzahl von wirklich wichtigen Dossiers, die in den Schubläden dieses Ministeriums seit vielen, vielen Monaten zu verstauben drohen. Nagel hat kein leichtes Erbe von Modert angetreten.