Von wegen „geeigneter Standort“

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Dass die Ackerbauschule an der avenue Salentiny in Ettelbrück längst nicht mehr den heutigen Anforderungen gewachsen ist, ist nichts Neues. Dass ein neues Gebäude für das LTA (Lycée technique agricole) in Diekirch, oder sollte man besser sagen in Gilsdorf, geplant ist, ist ebenfalls bekannt. Doch weniger bekannt ist die aktuelle Stellungnahme der Diekircher Gemeinde zu...

DIEKIRCH/GILSDORF – Als vor geraumer Zeit nach einem geeigneten Standort für das LTA gesucht wurde, hatte Vater Staat insgesamt sechs Areale in der engen Auswahl, darunter auch das Gebiet namens „Walebroch“ zwischen Ingeldorf (Gemeinde Erpeldingen) und Diekirch.

Hierbei handelt es sich um ein erschlossenes Areal, das zudem direkt an der Bahnstrecke Ettelbrück-Diekirch liegt und über eine separate Straße entlang der Hauptverbindungsstraße zu erreichen ist.

Aus welchen Gründen auch immer war aber ein Gebiet oberhalb des bestehenden neuen Gebäudes des Lycée Classique Diekirch bzw. der Hotelfachschule in der rue Jos Merten zurückbehalten worden. Ein Gelände, das im Hang liegt und technisch gesehen schwerer zu erschließen ist als ein ebenes Grundstück.
Doch damit nicht genug.

Im Juni dieses Jahres waren die Mitglieder der Gemeindeverwaltung Diekirch in einer Arbeitssitzung über erste Planungsdetails informiert worden. Anhand der Informationen wurde auch klar, dass es sich beim Projekt längst nicht mehr nur im eine Schule handeln wird, auch ein neues Staatslaboratorium, ein neues Gebäude für die Ackerbauverwaltung sowie ein Schulinternat sind vorgesehen.

Nun hat die Gemeindeführung aus Diekirch Stellung zu diesen Projekten genommen. Wie aus dem neunseitigen Papier hervorgeht, ist die Gemeinde Diekirch „not amused“. „Le Conseil communal décide unanimement d’exprimer ses réserves quant à la faisabilité concrète du projet mentionné et de formuler des recommandations ainsi que de définir des charges et des conditions.“

Bei den Beanstandungen geht es vor allem um die Verkehrsproblematik, die das genannte Gesamtprojekt in und um Diekirch verursachen wird, sowie um die Ableitung des Oberflächen- und Schmutzwassers bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Hochwasserschutzmaßnahmen.

Wenn die Stadt Diekirch nicht einen Verkehrskollaps erleiden will, müssen im Fall der Realisierung des Projekts Entlastungsstraßen und -wege sowie Brücken und neue Passagen für den öffentlichen Verkehr gebaut werden, verbunden mit einem horrenden Kostenaufwand.

Wir wollten vom ehemaligen Bürgermeister der Stadt Diekirch und jetzigen LSAP-Rat und Abgeordneten Claude Haagen wissen, wie es in diesem Dossier denn nun weitergehen könnte.
Claude Haagen: „Ich möchte es gleich vorausschicken: Es geht hier nicht um eine so genannte Nimby-Diskussion, es geht lediglich darum, dass vor Jahren sechs verschiedene Areale zur Wahl standen. Das Grundstück zwischen Diekirch und Gilsdorf (d.Red.: ein Areal, das auf dem Territorium der Gemeinde Bettendorf liegt) wurde zurückbehalten – so wurde mir damals als Bürgermeister gesagt – weil keines der anderen genannten Grundstücke zu dem Zeitpunkt zur Verfügung gestanden haben soll.“

„Tageblatt“: Gibt es denn nun Neues in dieser Sache?
C.H.: „Ja! Damals hatte ich das Gebiet namens ‚Walebroch‘ bereits in die Diskussion gebracht. Dabei handelt es sich, wie bereits erwähnt, um ein Areal zwischen Ingeldorf (Gemeinde Erpeldingen) und Diekirch. Dieses Grundstück liegt direkt an der Bahnstrecke Ettelbrück-Diekirch (was bei einer zu erwartenden Schülerzahl von rund 3.000 nicht unwichtig ist) und ist erschlossen. Der „Walebroch“ ist zu haben, und das zu einem erschwinglichen Preis. Hier gibt es genügend Platz für Schulgebäude, Sportanlagen, Schulinternate usw. usf. Und im Vergleich mit dem zurückbehaltenen Gelände auf den Gilsdorfer Koppen werden die Folgekosten hier viel niedriger ausfallen, ganz abgesehen davon, dass wir in Diekirch keine neuen Wege und Brücken bauen müssen, um die Verkehrs- und auch Sicherheitsprobleme zu lösen.“

„T“: Alles schön und gut, aber wenn jetzt ein neues Areal in Frage kommen sollte, wirft das doch das Projekt zeitlich zurück.

C.H.: „Nein! Fassen wir doch einmal die Problematik rund um die schulischen Einrichtungen auf dem Gebiet der ‚Nordstad‘ zusammen: Für den Bau einer neuen Ackerbauschule brauchen wir mindestens drei Jahre. Dann können auf dem Areal des bestehenden LTA in Ettelbrück neue Strukturen für das Technische Lyzeum Ettelbrück errichtet werden. Weitere drei Jahre kommen hinzu. Dort, wo das LTEtt steht, soll das ‚Nordstad‘-Lyzeum entstehen, was mindestens weitere drei Jahre dauern wird. Summa summarum sind dann neun Jahre um.

Mindestens!

Auf dem Areal ‚Walebroch‘ könnten wir neben dem geplanten Gesamtprojekt für die Ackerbauschule und die Ackerbauverwaltung auch gleichzeitig provisorische (Container)-Bauten errichten und so die oben genannten Schulgebäude mit einem Schlag für die Umbau- bzw. Neubauarbeiten freimachen. Im Endeffekt hätten wir also Zeit gespart und zudem hätten wir ein wirkliches ‚Nordstad‘-Projekt realisiert.“

Die oben erwähnte Stellungnahme der Diekirch Gemeinde ging dieser Tage an alle betroffenen Ministerien. Es bleibt abzuwarten, was sich in diesem Dossier noch tut. „Praktisch, technisch und finanziell gesehen wäre es jedenfalls angebracht, sich noch einmal an einen Tisch zu setzen und alle Möglichkeiten, die ja doch vorhanden sind, auf Herz und Nieren zu prüfen“, so Claude Haagen abschließend. Roger Infalt