Von drei jungen Schifflingern fehlt bis heute jede Spur

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Es geschah im Spätsommer 1942, kurz nachdem die Nazi-Besatzer den Befehl herausgegeben hatten, junge Luxemburger in die verhasste feldgraue Uniform zu zwingen und sie als Kanonenfutter an der Ostfront zu verheizen. Doch damit hat unsere Geschichte möglicherweise keine direkte Bewandtnis.

Schifflingen – An jenem Tag, wie an vielen anderen auch, hatten sich drei dreizehnjährige Burschen zu einem Ausflug „op de Bierg“ aufgemacht. „De Bierg“, das war im Verständnis der Einwohner zu dieser Zeit entweder der Schifflinger „Nossbierg“ oder der „Brucherbierg“ auf Kayler Territorium, eine Gegend für heranwachsende Abenteuersuchende, irgendwie mysteriös und adrenalinfördernd. Die drei waren, laut letzten Zeugen, die sie noch lebend gesehen hatten, auf dem Weg zum „Brucherbierg“ in Kayl unterwegs, zu einer Grube, die damals der MMRA aus Rodange gehörte und vor einiger Zeit bereits geschlossen worden war. Die Aussagen der Eltern waren übereinstimmend: Die Kinder hatten für ihren Ausflug weder Verpflegung noch Taschenlampen, weder Kerzen noch andere Gegenstände mitgenommen. Am selben Abend wurde eine Vermisstenmeldung bei der Zivilverwaltung eingereicht und zum selben Zeitpunkt machten sich Verwandte, Freunde und Nachbarn auf die Suche nach den verschwundenen Kindern. Am nächsten Morgen und an den darauffolgenden Tagen und Nächten wurde diese groß angelegte Suchaktion fortgesetzt. An ihr beteiligten sich Bergleute vom „Brucherbierg“ und Steiger der MMRA, die die Pläne der Stollen und die einzelnen Schächte der Grube bis ins Detail kannten. Nic. Plein, damals achtjährig, wohnte mit seinen Eltern direkt an der Eisenbahnbrücke in der Escher Straße in Kayl und hielt in seinen Aufzeichnungen folgende persönliche Erinnerungen fest: „Owes, et woar schonn däischter, stung ech mat mengem Papp a menger Mann mat zeg Leit op der Käler Bréck, deemools stung an der Mechel-Strooss nach nëmmen d’Haus Kollbach, an et hat ee fräi Siicht op de Brucherbierg, dee sech géint den Horizont ofgezeechent huet, gesinn huet een awer och de Schäin vun de Fakelen an de Karbitsluuchte vun deenen, déi op der Sich woaren no dräi vermësste jonge Borschten, déi bis haut nach net erëm font goufen …“ Um das Verschwinden der Jugendlichen wurden die unmöglichsten Geschichten und Legenden gesponnen. In dieser schrecklichen Zeit, als der Nazi-Terror gegen die Luxemburger einen seiner traurigsten Höhepunkte erreichte, junge Luxemburg für die Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden, die Scharfrichter hunderte Todesurteile gegen Resistenzler verhängten, die faschistischen Schergen tausende in die Konzentrationslager verschleppten und ganze Familien umsiedelten, geriet dieses Ereignis, außer bei den Eltern und den Verwandten, etwas in Vergessenheit.

Geschichten und Legenden

Diese hatten vergeblich gehofft, ihre Kinder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederzufinden. Doch auch in den folgenden Jahren konnte nicht die geringste Spur ausfindig gemacht werden.
Anlässlich der Renovierungsarbeiten auf dem Schifflinger Friedhof Anfang der 90er Jahre und zum 50. Jahrestag des Verschwindens der Jugendlichen wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Nic. Frisch daselbst eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: „Erënnerung un déi 3 Schëfflenger Schoulkanner Mersch Jean-Pierre (*23.11.1928) – Schmitt Jean (*06.04.1929) – Wegner Marcel (12.07.1929) déi zanter dem Krichsjoer 1942 vermësst sinn“.FH