Stay behind und die Bommeleeër

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Auch am dritten Verhandlungstag im Bommeleeër-Prozess kommt die Geheimarmee Stay Behind und ihre Beziehungen zum Geheimdienst SREL und zur Affäre zur Sprache. Wichtige Beweise dazu seien verschwunden.

Grobes Geschütz fährt die Verteidigung am dritten Verhandlungstag auf. Sie thematisiert Stay Behind, die Geheimarmee in den Nato-Ländern im Kalten Krieg, und ihre möglichen Verbindungen zur Bommeleeër-Affäre. Der Staatsanwaltschaft warf Me Gaston Vogel am Mittwoch vor, zu keinem Zeitpunkt in diese Richtung ermittelt zu haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war in den Ländern der Militärallianz ein Netzwerk von militärischen Gruppen gebildet worden, die im Fall einer sowjetischen Besetzung im Hinterland operieren sollten.

Me Vogel schildert vor Gericht die Geschichte des Netzwerks. Dabei spricht er von Staatsterrorismus. Die Verteidigung von Jos Wilmes und Marc Scheer, die beiden einzigen Angeklagten, vermutet Beziehungen zwischen Stay Behind und der Anschlagsserie. Vogel ging während seines Plädoyers auf gemeinsame Stay-Behind-Militärübungen von belgischen, Luxemburger, deutschen und US-Einheiten ein, unter anderem das Manöver Ösling84. Entsprechende Akten seien 2010 auf dem Herrenberg jedoch verschwunden. Warum wurde niemals in diese Richtung ermittelt, empört sich Me Vogel mehrmals.

Wenige Tage vor Prozessbeginn hatte ein anonymer Zeuge auf RTL von Übungen im Jahr 1984 berichtet, bei denen Sprengungen geprobt wurden, ähnlich jener die von den Bommeleeërn später tatsächlich ausgeübt werden sollten.

Beweise verschwanden bei Auflösung von Stay Behind

Zahlreiche, mögliche Beweise zu den Anschlägen seien mit der Auflösung von Stay Behind verschwunden. Vogel zufolge habe es auch schwarze Kassen gegeben, von denen die Regierung Luxemburgs wusste. Als rechten Arm von Stay Behind in Luxemburg nannte Vogel den Gründer der Brigade mobile der Gendarmerie (BMG), Ben Geiben und BMG-Mitglied Jos Steil. Auch die Angeklagten Wilmes und Scheer gehörten der BMG an.

Der Geheimdienst soll Vogel zufolge Spuren zu Stay Behind verwischt haben. Wichtige Beweise liess man mithilfe des SREL und der US-Geheimdienste verschwinden.

Der damalie Regierungschef und heutige Ehrenstaatsminister Jacques Santer hatte bisher jeglichen Zusammenhang zwischen Stay Behind, Geheimdienst und Bombenleger zurückgewiesen. Am Mittwoch warnte Me Vogel jedoch den ehemaligen Regierungschef vor einem Meineid vor Gericht.

Auch Me Lydie Lorang stellt die Geheimarmee Stay Behind und mögliche Beziehungen zur Anschlagsserie in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Sie zitiert Aussagen ehemaliger Luxemburger Soldaten. Man habe unterschiedliche Sprengfallen konstruiert, sagen sie. Trainiert wurden sie von den Green Berets (US-Spezialeinheit). Warum wurde nicht in diese Richtung ermittelt, fragt nach Me Vogel auch Me Lorang.

Vor Sitzungsbeginn war bekannt geworden, dass die beiden Anwälte erneut den ermittelten Sachverhalt darstellen und nach rechtlichen Gesichtspunkten bewerten wollten. Einbringen wollten sie einen entsprechenden Eilantrag.

Wegen zahlreicher Mängel und Fehler fordert die Strafverteidigung von der Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen in der Anschlagserie. Auch nach dem dritten Verhandlungstag bleiben die Fronten zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung verhärtet.

Am Donnerstag werden die ersten Ermittler in der Affäre gehört.