Mehr Autonomie für die Schulen, bitte

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Die Pläne von Unterrichtsministerin Mady Delvaux sind unausgegoren, so die DP, die sich gestern unter anderem für eine größere Selbstbestimmung für die Schulen ausgesprochen hat. René Hoffmann

„Die hauptsächliche Rolle der Politik muss lediglich sein, einen Rahmen zu setzen, in dem die Schulen sich entwickeln können“, so die frühere Unterrichtsministerin Anne Brasseur. Die Schulen sollen nämlich auch selbst Konzepte entwickeln dürfen. Die Vermittlung von Wissen sei notwendig. Jedoch dürfe man sich nicht nur auf die Schulen fokussieren. Die Berufsausbildung sei von der jetzigen Regierung sträflich vergessen worden. Besonders im Bausektor sei dort Not am Manne. Die Reform des Schulgesetzes von 1912 sei notwendig. Aber man müsse aufpassen, dass dieses Gesetz nicht zur „Reform der verpassten Chancen“ werde. So sei die „éducation différenciée“ noch immer nicht im neuen Gesetz berücksichtigt worden, so Anne Brasseur. Die Ernennung der Lehrkräfte und anschließende Verteilung auf die Schulen durch den Staat ist den Liberalen ein Dorn im Auge. Sie argumentieren, dass dies eine Aufgabe der Gemeinden sein muss. Die Abschaffung der Direktorenposten in den Primärschulen ist ebenfalls ein Schritt in die falsche Richtung. „Es muss eine Hierarchie geben mit einem sichtbaren Ansprechpartner“, so Anne Brasseur, die von einer „kollektiven Flucht vor der Verantwortung“ der Regierung spricht. Die Schulinspektoren sollen mehr Kompetenzen erhalten. Die DP ist bestürzt, dass die CSV-LSAP-Koalition die Einführung eines nicht-religiösen Werteunterrichts ablehnt. Besonders die Sozialisten müssten jetzt Farbe bekennen und nicht nur von der Trennung von Kirche und Staat philosophieren. Weiter will die DP die Bürokratie in den Schulen abbauen.

Wissensgesellschaft

Die größte Oppositionspartei begrüßt hingegen das Heraufsetzen des Schulpflichtalters von 15 auf 16 Jahre. Aber sie fordert auch eine bessere Betreuung für Schulabbrecher, die bis zu ihrem 18. Lebensjahr unterstützt werden sollen. „Wir verhindern auf diese Weise, dass diese jungen Menschen zu Langzeitarbeitslosen werden“, erklärt Anne Brasseur. Eugène Berger seinerseits meint, dass die Ausarbeitung von Gesetzen viel zu langsam voranschreite und nicht immer kohärent sei. Was das Personalgesetz betrifft, fordern die Liberalen den Rückzug der Gesetzesvorlage. Viele juristische Fragen bleiben offen, zum Beispiel über das Statut der Lehrkräfte oder die Zusammensetzung des Ersatzlehrerpools. Abschließend zog Fraktionspräsident Goerens einen Vergleich zwischen zwei europäischen Ländern, um die Bedeutung der schulischen Ausbildung klarzumachen. Portugal und Irland seien vor etwa 20 Jahren auf gleichem wirtschaftlichen Niveau gewesen. Während Portugal sich auf den Export von Billigarbeitskräften beschränkt habe, hätte Irland seine Situation erheblich verbessert, weil das Land in die Wissensgesellschaft investiert hat. Was den aktuellen Streit über die Aufwertung der Karrieren der Lehrkräfte anbelangt, meint die DP, dass der Lehrerberuf ordentlich bezahlt werden solle. Aber die Ausbilder müssten auch bereit sein, über ihre Arbeitsaufteilung zu diskutieren, da sich die Schule im Laufe der Jahre sehr verändert hat. „Ein Kompromiss zwischen der Regierung und den Gewerkschaften ist vital, um das optimale Funktionieren der Schulen und den sozialen Frieden im Ausbildungsbereich zu gewährleisten“, warnt Parteipräsident Claude Meisch.