Kippt der Bommeleeër-Prozess?

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Wird der Bommeleeër-Prozess wegen neuer Erkenntnisse in der Affäre vertagt? Das zumindest fordert Me Gaston Vogel. Neue Informationen deuten auf einen Zusammenhang zwischen Bommeleeër und Stay Behind hin.

In einem offenen Brief an den stellvertretenden Staatsanwalt Georges Oswald fordert Me Gaston Vogel, Rechtsbeistand des Angeklagten Scheer, die Verlegung des Prozessbeginns in der Bommeleeër-Affäre. Der Prozessauftakt ist am kommenden Montag.

Der Brief von Me Gaston Vogel an den stellvertretenden Staatsanwalt Georges Oswald

Als Grund führt Me Vogel die Aussagen eines anonymen Zeugen auf RTL am Mittwoch an. Dort hat ein ehemaliger Unteroffizier der Luxemburger Armee gesagt, Luxemburger Militärangehörige seien in den 1980er Jahren in der Handhabung von Sprengstoff und dem Anbringen von Sprengsätzen zu Sabotagezwecken ausgebildet worden. Die Ausbildung habe in den Jahren 1984-1986 stattgefunden, als das Land durch die bisher unklärte Bombenserie erschüttert wurde. Eine Einheit des Luxemburger Stay Behind sei auf Sabotage-Aktionen spezialisiert gewesen. Deren Angehörige sollen zusammen mit niederländischen, britischen und amerikanischen Spezialtruppen ausgebildet worden sein.

Stay Behind

Stay-Behind war ein Netzwerk kleiner Gruppen militärisch ausgebildeter Personen in den Nato-Ländern, die im Falle einer Invasion der Truppen des Warschauer Pakts im Hinterland operieren sollten. Die Luxemburger Einheit bestand aus nicht mal einem Dutzend Personen, heißt es. Offiziellen Informationen zufolge waren deren Mitglieder mit einem Sender ausgerüstet, angelegt worden war auch ein geheimes Waffenlager.

Der von RTL zitierte Zeuge behauptet nun, dass die Einheit bei ihren Übungen Scheinsprengungen vornehmen sollten, u.a. auf Anlagen wie Strommasten, die dann von den Bommeleeërn tatsächlich zerstört wurden. Auch er habe an einer Übung teilgenommen, bei der er zusammen mit US-Spezialkräften aus Schottland geheim nach Luxemburg eingeflogen worden sei, um hier Sabotageaktionen zu simulieren.

Stay Behind-These war bisher tabu

Die These eines Zusammenhangs zwischen den Bombenanschlägen 1984-1986 und Stay Behind ist bei den Ermittlungen in der Affäre Bommeleeër nicht berücktsichtigt worden. Es sei klar, dass der Prozess Scheer (der Name des Mandaten von Me Vogel) nicht stattfinden könne, solange diese neuen Elemente im Dossier, das dem Gericht vorgelegt worden sei, nicht berücksichtigt wurden, so Vogel.

In einer parlamentarischen Dringlichkeitsanfrage an Premierminister Jean-Claude Juncker und Verteidigungsminister Jean-Marie Halsdorf hat DP-Fraktionschef Claude Meisch am Donnerstag zusätzliche Informationen zu Stay Behind gefordert.

Ungestört von der Forderung des Strafverteidigers laufen die Vorbereitungen für den Prozess weiter. Das bestätigte Pressesprecher Henri Eippers am Donnerstag Tageblatt.