Sicherer SchulwegHesperingen verringert das Pedibus-Angebot ab September

Sicherer Schulweg / Hesperingen verringert das Pedibus-Angebot ab September
Beim Pedibus werden die Kinder zu Fuß zur Schule gebracht, allerdings in einer Gruppe Foto: Getty Images/iStockphoto

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für die kommende Rentrée hat die Gemeinde Hesperingen das Konzept des „Séchere Schoulwee“ überarbeitet: Der Pedibus wird von 15 Linien auf fünf zurückgestutzt, was in der letzten Gemeinderatssitzung vor den Sommerferien von der Opposition heftig kritisiert wurde.

Während die Stadt Luxemburg ab September dieses Jahres im Rahmen eines Pilotprojekts in den Vierteln Bonneweg und Cents den Pedibus einführt, geht die Gemeinde Hesperingen den entgegengesetzten Weg und reduziert den Pedibus, den sie 2006 einführte, von 15 auf fünf Linien.  Es seien zu viele Linien gewesen und deshalb sei es auch schwierig gewesen, ausreichend Begleiter zu finden, lautet die Argumentation der CSV-Mehrheit.

Zu den fünf Pedibus-Linien kommen in einigen Vierteln vorgezeichnete Schulwege hinzu, denen die Kinder ab gewissen „Points de rassemblement“ folgen sollen. Das ist in den sogenannten ruhigen Vierteln der Fall, wie z.B. in Fentingen, das inzwischen viel verkehrsberuhigter sei. Vor den Schulen gebe es außerdem Tempo-30- Zone und Verkehrsampeln, wo zusätzlich Erwachsene als Lotsen stehen würden. Ebenso seien Maßnahmen ergriffen worden,  um den Durchgangsverkehr so weit wie möglich zu unterbinden, heißt es auf der Website des „Service Enfance et Jeunesse“ der Gemeinde, die für den Pedibus verantwortlich ist. Die Pedibus-Linien, also mit Begleitpersonal, führen nun nur noch entlang der Hauptstraßen.

Die Änderung stieß auf Ablehnung bei allen Oppositionsparteien. Sie waren sich einig, dass das Pedibus-Konzept alternativlos sei, und forderten, dass es in allen fünf Ortschaften der Gemeinde angeboten wird. Eine gemeinsame diesbezügliche Motion von DP und „déi gréng“ wurde von der CSV-Mehrheit allerdings verworfen.

Roland Tex („déi gréng“) meint, die Mehrheit sei wohl nicht gegen den Pedibus, allerdings findet er jedoch die Aussage „gewagt“, er sei auf Howald und in Itzig nicht notwendig, da dort die Gefahr nicht so groß sei. Auch seine Partei wünsche, dass der Pedibus in allen Vierteln angeboten wird.

Rita Velazquez (LSAP) ging in einer Stellungnahme ebenfalls auf das Projekt ein und meinte, die Entscheidung zur Änderung des Pedibus-Konzepts basiere auf einer „fraglichen Studie“. Weder das Pedibus-Personal noch die Schulkommission und auch nicht der Gemeinderat seien dabei involviert gewesen.

Die LSAP-Vertreterin ging aber noch einen Schritt weiter und wies in ihrer Motion auf ein anderes Problem des Pedibus hin: Seit Jahren hätten sich die Arbeitsbedingungen der Angestellten arg verschlechtert. Anfangs seien die Pedibus-Begleiterinnen von der Gemeinde angestellt gewesen im Statut „salariées communales“, doch 2012 übernahm der „Service Enfants et Jeunes“ (SEJ) der Gemeinde diesen Dienst, was eine Änderung des Statuts mit sich brachte: Fortan waren sie Privatangestellte („employés privés“). Entgegen den Versprechungen des Schöffenrats und der Direktion der Asbl SEJ, der neue Status werde nichts an ihren Arbeitsbedingungen ändern, sei die Privatisierung des Dienstes mit einer Verringerung ihres Lohns einhergegangen. Um den Dienst wieder attraktiver zu machen – es fehlt ja laut offizieller Darstellung an Personal – müssen diese Probleme behoben werden.

„De Geck mat de Leit gemaach“

Eine ehemalige Pedibus-Mitarbeiterin, die es vorzieht, anonym zu bleiben, bestätigte diese Aussagen gegenüber dem Tageblatt. „Nach 2018 hieß es, wir würden im Vergleich mit den Angestellten der ‚Maison relais’ nicht genug arbeiten“, berichtet die frühere Pedibus-Begleiterin. „Aber das war doch Äpfel mit Birnen vergleichen“. Zudem sollte für die Berechnung der Arbeitszeit nur der Hinweg zur Schule berücksichtigt werden.

„Wir sollten dann auch nicht mehr für die Sommerferien bezahlt werden, obwohl das schon von Anfang an in unserem Lohn berücksichtigt worden war.“ Der Monatslohn sei anfangs mit zehn multipliziert und die Gesamtsumme auf 12 Monate aufgeteilt worden. „Die Kirsche auf dem Kuchen war dann 2018 die Aufforderung, beim Sommerfest zu helfen. Wir müssten dies tun, hieß es. Wir bekamen diesbezüglich sogar einen Brief mit Drohungen.“ Die Ex-Pedibus-Begleiterin wehrte sich allerdings erfolgreich mithilfe ihrer Gewerkschaft gegen dieses Vorgehen der SEJ-Leitung.

Was ihr heute auch noch sauer aufstößt, ist, dass die Begleiterinnen all die Jahre – die Frau war seit 2006 mit dabei – nur einen auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag hatten, der jedes Jahr verlängert wurde: „Wir wussten damals leider nicht, dass das nicht legal war und dass ein befristeter Arbeitsvertrag maximal zweimal verlängert werden darf.“ Sie habe schließlich gekündigt, als sie gemerkt habe, dass „de Geck mat eis gemaach ginn ass“.

Für Rita Velazquez ist klar: Die Gemeinde muss die Bedeutung des Pedibus als öffentliche Dienstleistung anerkennen und dafür die nötigen Mittel bereitstellen. Die Arbeitsbedingungen und Löhne der Begleiterinnen sollten noch mal überdacht werden, sodass die Arbeit wieder attraktiver für Interessierte wird.