Für eine hochwertige öffentliche Schule in Esch

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Im legendären „Ratelach“, der „Maison de la parole et de la pensée“ der Kulturfabrik, ist schon so manch rebellischer Gedanke ausgesprochen worden. Doch das ist lange her. Vor fast zehn Jahren wurde die Kulturfabrik generalsaniert und an alle gesetzlich geforderten Sicherheitsstandards und Normen angepasst.

Esch – Gestern hatte der Betrachter bisweilen den Eindruck, als sei der rebellische Geist für kurze Zeit wieder dorthin zurückgekehrt. Das Rapel („Réseau d’action des parents d’élèves“) ist eine Splittergruppe, „die aus den Grenzen einer herkömmlichen Elternvereinigung ausbrechen“ möchte und sich „die Verteidigung eines öffentlichen Bildungssystems, das niemanden ausgrenzt“, auf die Fahnen geschrieben hat.
Gestern gaben die Rapel-Mitglieder Ingrid Van Der Kley, Pia und Guy Schneider-Peller, Danielle Koffi, Laurent Marchese, Guy Klein und Morena Bossio in eben jenem „Ratelach“ eine Pressekonferenz, um auf die Missstände in der Lallinger Schule hinzuweisen.

„Eine extremtödliche Falle …“

Und Missstände gibt es, laut Rapel, dort mehr als genug: Schimmel und üble Gerüche verbreiten sich im ganzen Gebäude. Mauerrisse sowie scharfe Ecken und Kanten gefährden die Sicherheit der Kinder. Ein Plastiklineal stützt ein schweres Metallfenster ab, damit dieses offen bleibt. „Eine extrem tödliche Falle“, meinte Ingrid Van Der Kley.
Der Boden im Turnsaal sei uneben und der Belag beginne sich zu lösen. Und allem Übel zum Trotz sei die Schule nicht ausreichend und vorschriftsmäßig mit Erste-Hilfe-Kästen und Feuermeldern ausgestattet. Ein Evakuierungsplan sei erst gar nicht vorhanden.
Weiter gebe es in der Lallinger Schule insgesamt drei Klos und zwei Pissoirs für 320 Kinder. Ihr siebenjähriger Sohn habe chronischen Durchfall, weil er sich nicht mehr traue, das Schulklo zu benutzen und deshalb sein Verdauungssystem gestört sei: „Et ass rëffeg wéi eng Sau“, so die unmissverständliche Aussage von Ingrid Van Der Kley. Und an Toiletten für Behinderte habe hier bisher noch niemand gedacht. Eine andere Mutter beklagte, ihr Kind habe wegen des Schimmels Asthmaprobleme.
Um die Escher Gemeindeführung auf die Missstände in der Lallinger Schule hinzuweisen, schrieb das Rapel einen Brief an den Schöffenrat. Am 6. November 2007 adressierten Pia und Guy Schneider-Peller ein Schreiben an Schulschöffe Jean Tonnar, in dem sie auf den scheußlichen Gestank in der Schule hinwiesen. Jean Tonnar leitete den Brief an die zuständigen Gemeindedienste weiter, doch nichts passierte. Es folgten weitere Briefe. An den Generalinspektor für Gesundheit im öffentlichen Dienst, die Gewerbeinspektion, das Gesundheitsministerium, das Bildungsministerium, den Ombudsmann. Und immer wieder an die Escher Gemeindeführung. Die Probleme häuften sich, doch die Zustände in der Lallinger Schule blieben unverändert.
„Die Escher Gemeinde reagiert einfach nicht auf unsere Beschwerden. Wir wollen uns doch nur mal zusammen mit ihr an einen Tisch setzen und die Probleme ausdiskutieren. Die ablehnende Haltung des Schöffenrats ist inakzeptabel“, bedauerte Laurent Marchese.
Und Ingrid Van Der Kley fügte hinzu, das Rapel habe diese Pressekonferenz einberufen, weil die betroffenen Eltern diese Situation nicht mehr hinnehmen können. Nun hoffen sie auf breite Unterstützung aus der Bevölkerung.
Gegen Ende der Pressekonferenz tauchten dann zwei Mitglieder der „herkömmlichen Elternvereinigung“ der Lallinger Schule auf. Schöffe Henri Hinterscheid habe ihrem Verein soeben, zusammen mit den Lehrern, eine Audienz genehmigt und das Rapel wolle er verklagen, meinten sie.
Diese Aussagen erhitzten die Gemüter. Die Rapel hatte sich sozusagen als „Gegenbewegung“ zur gewöhnlichen „Association des parents“ konstituiert, weil diese sich nicht ausreichend engagierten. Jetzt dürfen ausgerechnet die „herkömmlichen“ Elternvertreter mit Henri Hinterscheid verhandeln.

Analyse soll Aufklärung bringen

Claudio Di Ronco, Präsident dieser herkömmlichen „Association des parents d’élèves“ der Lallinger Schule, betonte gestern in einem Gespräch, dass die Elternvereinigung keineswegs mangelndes Engagement gezeigt habe.
Bereits vor zwei Jahren habe man den Schöffenrat mit einem Forderungskatalog auf Probleme und Mängel hingewiesen. In der Folge sei dann auch schon einiges behoben worden. So seien z.B. die kaputten Fensterbänke und der Boden im Turnsaal vor einigen Monaten repariert worden. Sicherlich sei noch längst nicht alles in Ordnung, doch die Gemeindeführung habe weitere Schritte angekündigt.
Am morgigen Donnerstag wolle Schöffe Henri Hinterscheid die Ergebnisse einer Analyse der Schadstoffwerte mitteilen, die kürzlich in der Schule durchgeführt wurde. Sollten sich in der Tat Hinweise auf Schimmel oder andere Schadstoffe ergeben, müsse man natürlich sofort handeln. Der Rapel warf Di Ronco vor, zu aggressiv und zu ungeduldig vorzugehen. Erst auf der Basis der Resultate aus den Analysen könne die weitere Vorgehensweise beschlossen werden.

„Weit und breitkein Schimmel …“

Schulschöffe Jean Tonnar bestätigte gestern Nachmittag, dass morgen Donnerstag um 17.30 Uhr eine Begehung des Gebäudes mit Lehrern und Elternvereinigung stattfinden wird, bei der dann auch die Ergebnisse der Analyse vorgestellt werden. Eines könne er aber mit Sicherheit sagen, meinte Tonnar: „Da ist weit und breit kein Schimmel. So viel kann ich schon verraten.“ Auch von Asbest habe er in diesem Zusammenhang bisher überhaupt noch nichts gehört.
Mängel im Sicherheitsbereich festzustellen sei Aufgabe der „Délégués à la sécurité“ und die würden ihn am Donnerstag sicherlich in Kenntnis setzen, falls etwas nicht stimme, so Jean Tonnar weiter.
Zu Rapel meinte der Schulschöffe, der Verein sei illegal, weil er weder Statuten habe, noch im Firmenregister eingetragen sei. Einen solchen Verein könne er nicht anerkennen, geschweige denn ernst nehmen, vor allem, wenn er auch noch Lügen verbreite.