SchülerartikelDonald Trump hat es gefunden: das Wundermittel, auf das alle gewartet haben

Schülerartikel / Donald Trump hat es gefunden: das Wundermittel, auf das alle gewartet haben
 Foto: AFP/Jim Watson

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Im Rahmen einer Serie zum Internationalen Tag der Pressefreiheit (3. Mai) haben Schüler im Tageblatt das Wort. Heute beschäftigt sich Eline Klaassen mit einer Satire zu Donald Trumps Corona-Strategie.

Donald J. Trump, seit 2016 Präsident der Vereinigten Staaten, hat es geschafft: Er hat endlich die große Lösung für die Corona-Pandemie gefunden. Seine Zickzack-Strategie wird somit eindrucksvoll und mit täglichen medialen Höhepunkten fortgeführt.

Es geht ganz einfach: Das Desinfektionsmittel, das uns vor dem Virus schützen soll, wird, statt sich die Hände damit einzuseifen, einfach gleich in die Lunge injiziert. „Desinfektionsmittel setzt den Virus nach einer Minute außer Gefecht. Können wir es durch eine Injektion ins Innere bringen und damit reinigen? Das Virus gelangt in die Lunge und richtet dort Schaden an. Es wäre interessant, das zu überprüfen, sodass Ärzte es einsetzen können“, meinte Trump auf einer Pressekonferenz, während der Gesichtsausdruck einer Regierungsberaterin im Hintergrund merklich entgleiste. Nur schade, dass gerade die Ärzte die Desinfektionsinjektion als eine etwas weniger gute Idee einstufen. Es sei einer der gefährlichsten Vorschläge, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemacht wurden. In den meisten Fällen ende die Injektion von Desinfektionsmittel wohl tödlich. UV-Strahlung und Bleichmittel seien höchstens bei äußerer Anwendung auf trockenen Oberflächen sinnvoll gegen das Virus.

Der Präsident als Helfer der Ärzte

Auch Deborah Birx, US-Koordinatorin für die Corona-Pandemie, reagiert verdutzt auf Trumps Aussagen. Sie habe von Licht als Behandlungsmittel gegen das Virus noch nicht gehört. Die Bestätigung, die Trumps Seitenblicke während des Vortrags bei ihr zu suchen schienen, erhält er demnach wieder einmal offensichtlich nicht. Zum Glück hat Trump mittlerweile einem Journalisten im Weißen Haus erklärt, dass er „eine sarkastische Frage an Reporter wie Sie gestellt“ habe, „nur um zu sehen, was passiert“. Er „dachte, das wäre klar“. Nun ja, möglicherweise war es nicht ganz der Moment, um Journalisten sarkastische Fragen über tödliche Corona-Behandlungen zu stellen. Aber der Kontakt zu den Medien bereitet dem Präsidenten der USA bekanntlich generell einige Schwierigkeiten und seine Neigung zu Verdrehungen und Unwahrheiten spitzt sich im Umgang mit der Corona-Krise weiter zu.

UV-Strahlung und Desinfektionsmittel-Injektionen sind nicht die einzigen Wunderheilmittel, die Trump bereits vorgeschlagen hat. Nachdem auch endlich zu ihm durchdrungen war, dass Corona wohl doch keine reine Erfindung der Demokraten sei und auch Trump zugeben musste, dass Corona tatsächlich „überhaupt nicht dasselbe wie die Grippe“ sei, kam er auf die Idee, man könnte eine Heilung ja mal mit einem Malaria-Mittel versuchen. Erste Studien wiesen diesbezüglich allerdings wenig Erfolg auf, zeigten sogar höhere Sterberaten durch diese Behandlung auf. Der US-Präsident glänzt durch grobe und lebensgefährliche Aussagen und selbstverständlich Tweets.

Seine Sprecherin Kayleigh McEnany wirft ein, Trump habe doch wohl mehrfach betont, dass man sich bei Fragen zur Behandlung des Coronavirus an seine Ärzte wenden solle. Dabei vergisst sie allerdings offenbar, dass die Ärzte ohne Trumps Aussagen wohl völlig aufgeschmissen wären. Wie soll denn Amerika das ultimative Heilmittel finden, wenn nicht ihr Präsident in angeblich sarkastischen Beisätzen Ideen liefert? Immerhin deklariert sich Trump weiterhin als Genie, das auch medizinisch ein Naturtalent sei.

Alles Chinas Schuld!

Während Trump also weiter Hobby-Virologe spielt und mit den unterschiedlichsten Aussagen und verbalen Entgleisungen um sich wirft, verbreitet sich die Pandemie trotz Maßnahmen fröhlich weiter in den USA und Trumps Zögern hat sogar dafür gesorgt, dass die USA am Ende die meisten Toten zu beklagen haben werden.

Doch Trump bleibt ein Meister der Ablenkung: Statt sich Gedanken über das marode Gesundheitssystem seines Landes und um seine eigenen, undeutlichen, immer wieder hin und her schwankenden Äußerungen zu den Sicherheitsmaßnahmen zu machen, fokussiert der US-Präsident seine Angriffe und gibt China die Schuld an allem. „Es hätte in China gestoppt werden können“, sagte Trump vor einer Woche bei einer seiner täglichen Pressekonferenzen im Weißen Haus. „Das ist nicht geschehen und die ganze Welt leidet deswegen.“ Er geht sogar noch weiter, indem er Gerüchte in die Welt setzt, China könnte das Virus willentlich in einem Labor erschaffen haben. Sollten sich diese Verschwörungstheorien als wahr herausstellen, würden China „Konsequenzen“ drohen.

Das vor der Krise bereits skurrile Auftreten des US-Präsidenten verschärfte sich während der Krise merklich und verkehrt das anfängliche Horrorszenario eines Stephen-King-Romans in eine schlechte Parodie eines miesen Katastrophenfilms. Man darf jedenfalls gespannt sein, welche Behandlung Trump als Nächstes vorschlägt.

de Schmatt
6. Mai 2020 - 15.58

Trump selbst ist das " Wundermittel " !