Die Stay Behind-Spur bleibt aktuell

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Stay Behind bleibt für die Verteidigung die heisseste Spur im Bommeleeër-Prozess. Zur Sprache kommt erneut die Ermittlungsarbeit. Etliche Beweisstücke an das BKA und das FBI verschwanden.

Mit Stay Behind hatte der Prozesstag am Mittwoch geendet. Mit der Nato-Geheimarmee geht es am Donnerstag weiter. Die Verteidigung legt Dokumente über Ereignisse vor, die die Beteiligung von Stay Behind an die Anschläge untermauern sollen. Und sie fragt: Gab es geheime Waffenlager für die Stay Behind-Truppen? Wurde dort der Sprengstoff für die Attentate gelagert? Und: Hielt Prinz Jean eine Rede vor dem Kongress der World Anticommunist League in einem Hotel in Luxemburg über Antikommunismus? Die WACL war ein Sammelsurium rechtsextremer Politiker und Diktatoren aus der ganzen Welt. Der Kongress fand in den 1980er Jahren im Novotel in Dommeldingen statt. War der Prinz Mitglied der WACL, fragt Vogel.

Überall in Europa kam es in den 1980er Jahren zu Attentaten. Weitverbreitet ist die These, dass mit den Anschlägen eine Atmosphäre der Unsicherheit in Europa und eine antikommunistische Stimmung geschürt werden sollte. Der Staat sollte aufrüsten und sich gegen eine vermeintliche sowjetische Gefahr wappnen.

Vor Gericht zitiert Vogel aus einem Bericht eines Soldaten, der an einer Geheimübung beteiligt gewesen sein soll. Er sollte US-Marines abholen und sie nach Bettemburg zum WSA-Militärlager fahren. Nach der Aktion kamen sie nicht mehr zum vereinbarten Rendezvous, sie verschwanden.

Geheimtreffen mit einem Verdächtigen

Im Visier hat die Verteidigung am Donnerstag auch das geheime Treffen zwischen dem heutigen Generalstaatsanwalt Robert Biever, dem Verdächtigen Ben Geiben und zwei Ermittlen. Warum keine Niederschrift angefertigt worden, kritisiert die Verteidigung. Mit der aktuellen Beweislage werde man die Bombenleger nie finden, sagt Me Lydie Lorang.

Der Begriff Staatsterrorismus war bereits an den ersten Tagen des Gerichtsprozesses gefallen. In einem Brief an den Premierminister und den Parlamentspräsidenten fordert Me Gaston Vogel Ermittlungen.

Generalstaatsanwalt Robert Biever hatte am Dienstag vor Gericht überraschend gesagt, Personen in hohen Positionen wüssten, wer hinter den Bombenanschlägen der 1980er Jahre stünden. Details wollte Biever den Richtern nicht sagen.

Die Namen nennen

Im offenen Brief appellierte Me Gaston Vogel an den Regierungschef und den Parlamentspräsidenten, damit die Namen dieser Personen genannt werden und man gegen sie ermitteln könne.

Bereits am ersten Verhandlungstag hatte die Verteidigung die geheime Nato-Armee Stay behind ins Spiel gebracht und dabei von Staatsterrorismus gesprochen. Der Staat ist Nebenkläger beim Prozess gegen die Bommeleeër, hat demnach Anspruch auf Entscheidung, sollten die Schuldigen der Anschläge gefunden und bestraft werden. Sollte die Behauptung zutreffen, dass der Staat Terrorakte gegen sich selbst verübt hat, sei es blanker Zynismus eine Entschädigung in Millionen Höhe zu fordern.

Seinem Schreiben an den Regierungschef und den Parlamentspräsidenten hat Me Vogel die eidestaatliche Erklärung von Andreas Krämer beigefügt. Vogel hatte am Mittwoch daraus zitiert. Darin beschuldigt Kramer Stay Behind und den Luxemburger Geheimdienstchef von damals, hinter der Anschlagsserie zu stecken.

Stay Behind: Keine Spuren gefunden

Es sei in Richtung Stay Behind ermittelt worden, beteuerte Ermittler Carlo Klein im Zeugenstand. Es habe allerdings keine Spuren in die Richtung gegeben.

Das Gericht entscheidet nach einer kurzen Beratungspause, der Spur Stay Behind auf den Grund zu gehen. Die Ermittlungen werden ausgeweitet.

Die Wahrheitsfindung vor Gericht erschwert das Verschwinden wichtiger Beweisstücke. So fehlen vom Anschlag auf den Tunnel in Hollerich alle wichtigen Beweisstücke. Sie sollten vom BKA untersucht werden. Beweisstücke, die zur Untersuchung nach Brüssek, an das BKA und das FBI gingen, verschwanden.

Die vierte Verhandlungswoche am kommenden Montag beginnt mit den Ermittlungen gegen Geiben.

(fo/lmo/Tageblatt.lu)