Bankenplatz exportiert sich nach Belgien

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Die „Rapatriierung“ belgischen Kapitals verstärkt sich. Um sich dem entgegenzustellen, exportiert sich der Bankenplatz ins Nachbarland. Nach der BdL wird nun auch die BIL eine Niederlassung in Belgien eröffnen.

„Es ist der Versuch, unter den neuen Voraussetzungen für den Bankenplatz zumindest diesen historischen Teil der Kundschaft zu halten“, umschreibt ein Banker dem Tageblatt gegenüber, wie sich die Luxemburger Banken auf die „Rapatriierung“ belgischen Kapitals einstellen. Eine neue Steueramnestie in Belgien sowie das sich abzeichnende Ende der Verschwiegenheit in Sachen Bankgeheimnis hierzulande schließen ein großes Kapitel in der Geschichte des Platzes.

Anders als die Schweiz – die weltweit Kapital angezogen hat – gibt man in Luxemburg zumindest die grenznahe Kundschaft nicht verloren. Auch wenn die Argumente nicht so schlagkräftig sind wie es einst das Bankgeheimnis war, erhoffen sich die heimischen Institute immer noch, mit der Dienstleistung punkten zu können.

Kunden nicht aufgeben

Ob dies von Erfolg gekrönt sein wird, muss sich erst noch zeigen. Die Kundengelder wird man wohl ziehen lassen müssen, den Kunden selber aber nicht kampflos aufgeben. Deshalb muss sich der Bankenplatz allerdings zum Kunden hin, nach Belgien exportieren.

Den Anfang hierzu hat die Banque de Luxembourg (BdL) gemacht. Die BdL hält als einzige „luxemburgische“ Bank momentan eine Banklizenz im Nachbarland. Bereits 2011 wurde in Arlon eine Niederlassung eröffnet. Letztes Jahr folgte dann Brüssel.

„Banque internationale en Belgique“?

Dem Kunden hinterher wird nun auch die BIL folgen. Dies bestätigte die Bank am Dienstag dem Tageblatt gegenüber: „Le Conseil d’administration de la BIL a décidé sur proposition du Comité de direction d’ouvrir une succursale de la BIL en Belgique. Nos actionnaires qui soutiennent pleinement ce projet offrent ainsi de nouvelles perspectives de développement à la BIL, notamment sur le marché belge.“ Da man noch nicht alle Zulassungen der Aufsichtsbehörden habe, möchte man jedoch keine weiteren Details preisgeben.

Es sind vor allem zwei Entwicklungen, die diese neuen „Voraussetzungen“ prägen. Zum einen versucht Belgien seit Jahren, die Gelder durch Steueramnestien wieder ins Land zurückzubekommen, etwa durch die „déclaration libératoire unique“ aus dem Jahre 2004. Die neueste Steueramnestie wurde von der Di Rupo-Regierung erst Anfang November angestoßen. Brüssel verspricht sich durch die „Rapatriierung“ insgesamt zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 600 Millionen Euro. Zum anderen neigen sich die Zeiten des Bankgeheimnisses definitiv dem Ende entgegen. Sollte Luxemburg dem Schweizer Beispiel folgen müssen – und darauf deutet vieles hin – dann ist spätestens mit Inkrafttreten von Fatca in den USA dieses Kapitel des Luxemburger Bankenplatzes vorbei und damit auch die Zeiten vom unversteuerten Vermögen aus dem Ausland.

Vor genau einer Woche konnte sich davon ein Journalist der niederländischen Tageszeitung De Standaard überzeugen. Als er in einem „Feldversuch“ bei drei Banken in Luxemburg „Schwarzgeld“ deponieren wollte, wurde er quasi an der Türschwelle umgedreht. „Endstation Luxemburg“, titelte De Standaard.