Iron DomeIsraels Raketenabwehr ist im Dauereinsatz, Konflikt weitet sich auf Westjordanland aus

Iron Dome / Israels Raketenabwehr ist im Dauereinsatz, Konflikt weitet sich auf Westjordanland aus
90 Prozent sollen abgefangen werden: Links die Verteidigungsanlage „Iron Dome“ in Israel, rechts von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen Foto: AFP/Anas Baba

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Die Spirale der Gewalt im Nahen Osten dreht sich weiter: Nach neuerlichem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen verstärkte die israelische Armee in der Nacht zum Freitag massiv ihre Angriffe auf das Palästinensergebiet. Zur Verteidigung setzt Israel auf eine ganz bestimmte Technik.

Nach israelischen Angaben feuerte die radikal-islamistische Hamas in den vergangenen Tagen mehr als 1.800 Raketen auf israelische Städte ab. Dass die Opferzahlen und die entstandenen Schäden auf israelischer Seite nicht höher ausfallen, verdankt das Land vor allem einer besonderen Verteidigungstechnologie. Mit „Iron Dome“ (Eiserne Kuppel) schützt sich Israel seit zehn Jahren gegen Raketenangriffe. Seit der neuerlichen Gewalteskalation in Nahost Anfang der Woche fing das mobile Abwehrsystem nach israelischen Angaben hunderte aus dem Gazastreifen abgefeuerte Geschosse ab. Demnach würden 90 Prozent der Raketen so in der Luft eliminiert.

Die erste „Iron Dome“-Batterie wurde im März 2011 nahe Be’er Sheva in der Negev-Wüste installiert. Inzwischen wurden neun weitere Einheiten in Betrieb genommen. Zur Abdeckung des gesamten israelischen Territoriums wären 13 Batterien erforderlich. Das Abwehrsystem wurde mit finanzieller Unterstützung der USA vom staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen Rafael Defense Systems mit Sitz in Haifa entwickelt. Die „Eiserne Kuppel“ kann Mörsergeschosse und Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern abfangen. Die einzelnen Batterien bestehen aus einem Radar, einer Kontrolleinheit und drei Abschussvorrichtungen mit je 20 Abwehrraketen. Nach Medienberichten kostet jeder Schuss etwa 50.000 Dollar. 

Mit Jets und Panzern

Israel griff im Gazastreifen unterdessen mit seiner Luftwaffe und mit Artillerie an. Über der dicht besiedelten Stadt Gaza stiegen in der Nacht zum Freitag erneut Feuerbälle auf, wie AFP-Reporter berichteten. Mehrere Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die israelische Armee ging eigenen Angaben zufolge insbesondere gegen ein Tunnel-Netz der radikalislamischen Hamas vor.

Ich habe gesagt, wir würden die Hamas und die anderen Terrororganisationen sehr hart schlagen. Und genau das tun wir.

Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident

Helfer der Vereinten Nationen warnen bereits vor Versorgungsengpass im Gazastreifen. Seit 10. Mai seien die zwei wichtigsten Grenzübergänge zu dem Palästinensergebiet am Mittelmeer von israelischer Seite geschlossen, so das UN-Büro. Bereits jetzt hätten die etwa zwei Millionen Menschen im Gazastreifen acht bis zwölf Stunden am Tag keinen Strom, weil zu wenig Diesel vorhanden sei. Humanitäre Hilfsgüter seien noch vorhanden, sie könnten aber zur Neige gehen. Mehr als 122 Menschen starben seit Montag durch die israelischen Luftangriffe im Gazastreifen, darunter 31 Kinder. 900 Menschen wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben bislang acht Menschen.

Asselborn warnt

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn forderte am Freitagmorgen auf RTL eine schnelle Lösung aufgrund der real existierenden Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen in Israel lebenden Palästinensern und Israelis. Vergangenes Jahr habe er in der Europäischen Union wenig Unterstützung bekommen, als er vor den  israelischen Annexionsplänen im Westjordanland warnte, so Asselborn. „Wir müssen eine gemeinsame Position in der EU finden“, sagte Asselborn in dem Radio-Interview. Im Laufe des Freitags ließen dann Österreichs Kanzler Sebastian Kurz sowie Tschechiens Präsident Milos Zeman an ihren jeweiligen Amtssitzen die israelische Fahne hissen.

Bei Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern im Westjordanland sind unterdessen nach neuen palästinensischen Angaben vier Palästinenser getötet und mehr als hundert weitere verletzt worden. Demnach erlagen zwei weitere Palästinenser am Nachmittag ihren Schussverletzungen, die sie bei Demonstrationen in Marda und Skaka erlitten hatten, wie das palästinensische Gesundheitsministerium und der Rote Halbmond mitteilten.

Im von Israel besetzten Westjordanland wird freitags regelmäßig gegen die Ausweitung der jüdischen Siedlungen protestiert. Vor dem Hintergrund der Gewalteskalation zwischen der israelischen Armee und militanten Palästinensern im Gazastreifen haben sich in den vergangenen Tagen auch die Spannungen im Westjordanland verschärft. Am Freitag meldete der palästinensische Rote Halbmond mehr als hundert Verletzte bei Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in dem besetzten Gebiet. Nach Angaben eines Vertreters der palästinensischen Sicherheitskräfte handelte es sich um die heftigsten Proteste im Westjordanland „seit der zweiten Intifada“, die im Jahr 2000 begann. (A.B., AFP, dpa)

Blücher
16. Mai 2021 - 8.56

Herr Asselborn mag vor einem Bürgerkrieg in Israel warnen, liegt es allerdings nahe auch Europa die Ausläufer dieses Teils religiös geprägten Konfliktes zum Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Zustände wird . Die Aufmärsche von Palästinensern, deren Anhängern der letzten Tage haben von der Gewaltbereitschaft, der Differenzen zwischen den Kulturen ,Religionen uns aufgezeigt, die Konflikte der Zukunft in Europa eher gleich denen eines Bürgerkrieges als konventionellen Krieges sind. Sollten wir also die Warnung der französischen Generäle und Soldaten ernst nehmen, nicht als nationales Gefasel abtun und in weiser Voraussicht vorsorgen , solch Umstände nicht eintreten.