Hochwasser trifft auch die Computerindustrie

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(dpa)

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Rund ein Viertel der weltweit hergestellten Festplatten kam bislang aus Thailand. Wegen der Unwetterkatastrophe drohen Lieferengpässe und Preissteigerungen.

Wegen der Überschwemmungen in weiten Teilen des Landes mussten seit August schon einige Fabriken geschlossen werden, rund ein Drittel der Festplattenproduktion des Landes ist ausgefallen. Rund ein Viertel der weltweit produzierten Festplatten werden in Thailand hergestellt. Das Land liegt damit hinter China auf Platz zwei, wie das Marktforschungsunternehmen IHS iSuppli berichtete.

Kosten steigen

Analysten zufolge sollen die Kosten bei einigen Festplatten schon um einige Dollar gestiegen sein. Der wirtschaftliche Schaden für Thailand durch das Hochwasser wird auf mindestens drei Milliarden Dollar geschätzt.

Für die PC-Industrie kommt dieser Rückschlag zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Wegen der unsicheren Finanz- und Wirtschaftslage, aber durch das Aufkommen neuer Geräte wie den Tablet-PCs ist die Nachfrage nach den klassischen PCs in den USA und in Westeuropa zurückgegangen. Zuvor hatten schon das schwere Erdbeben und der Tsunami in Japan vom 11. März den Nachschub von Speicherchips für PC getroffen.

Mögliche Engpässe

Die weltgrößten Festplattenhersteller Seagate und Western Digital warnten vorsorglich vor möglichen Lieferverzögerungen. Western Digital hat wegen des Hochwassers seine Arbeit in Thailand eingestellt. Die beiden Fabriken mussten geschlossen werden. Die anderen, in Malaysia gelegenen Anlagen, produzieren weiter, betonte das Unternehmen. Bis zum Ende des Jahres sei aber mit Lieferverzögerungen zu rechnen. Die Anlagen in Thailand von Western Digital produzieren mehr als die Hälfte der Festplatten des Unternehmens.

Seagate erklärte, die eigenen Fabriken in Thailand produzierten weiter normal, es gebe aber Nachschubprobleme bei einigen Bauteilen. Das werde bis zum Jahresende zu Einschränkungen führen, in welchem Ausmaß sei aber noch unklar. Auch Toshiba hat seine Festplattenproduktion in Thailand ausgesetzt. Auch Zulieferbetriebe sind von den Überschwemmungen betroffen.

Ernste Lage

Ein Analyst des Marktforschungsunternehmens Gartner, John Monroe, nannte die Störungen „sehr ernst und anhaltend“. Die Produktion von etwa der Hälfte der Motoren der Festplatten sei betroffen. Er rechne mit Nachwirkungen bis in den März hinein. Wie genau die Auswirkungen sein werden, ist aber noch unklar. Dafür gebe es noch zu viele Unbekannte, sagte Monroe.

Aber schon die Naturkatastrophen in Japan zeigten, dass die Industrie auch schwere Krisen erstaunlich gut abfedern kann. Die Produktion ist meist über mehrere Länder verteilt. Einige Analysten zeigten sich denn auch zuversichtlich, dass die Auswirkungen des Hochwassers in Thailand nur von kurzer Dauer sein würden. John Rydning, Analyst von IDC, erklärte, die Nachschubkette der PC-Industrie sei „sehr redundant und bemerkenswert belastbar“. Auch die Naturkatastrophen in Japan hätten zu keinen größeren Störungen geführt.

Alternativer Nachschub

Intel-Finanzvorstand Stacy Smith zeigte sich zuversichtlich, dass es keine Auswirkungen auf den PC-Absatz geben wird. „Eine Kombination aus alternativen Nachschubwegen und Lagerbeständen wird uns da durchbringen“, sagte Smith.

Ob die Ausfälle in Thailand irgendwie bei den Kunden ankommen, zum Beispiel in Form von Preissteigerungen oder von verzögerten Lieferungen, ist noch völlig unklar. Apple warnte vorsorglich, möglicherweise sei die Mac-Reihe irgendwie betroffen. Der drittgrößte PC-Hersteller der Welt, Dell, rechnet nur mit minimalen Auswirkungen. Und der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard erklärte nur, man beobachte die Situation in Thailand.