Gigantische Pläne in Polen

Gigantische Pläne in Polen
(dpa/Symbolfoto)

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Bei Arcelor Mittal stehen Eintscheidungen über Hochöfen in Dünkirchen, in Eisenhüttenstadt und in Krakau mit weitreichender Wirkung an, die 2015 und 2016 an das Ende ihres Lebenszyklus geraten.

Die Entscheidungen über die Hochöfen stehen in engem Zusammenhang vor allem mit der Entwicklung des Konzerns in Polen. Das brandenburgische Kombinat von Eisenhüttenstadt besteht aus zwei Hochöfen. Der kleine Hochofen 1 ist in der Krise der Überproduktion im Jahre 2011 stillgelegt worden. Er hat eine Kapazität von 500.000 Jahrestonnen. Am Montag vergangener Woche ist er wieder angefahren worden. Mit dem von ihm produzierten Roheisen sollen vor allem Brammen hergestellt werden, die gewalzt werden können. Zu Renovierung läuft stattdessen der andere Hochofen in Eisenhüttenstatt aus.

Der Standort Eisenhüttenstatt an der deutsch-polnischen Grenze wird von Polen aus verwaltet. Und hier beginnt ein Problem. Nicht nur der große Hochofen 5 in Eisenhüttenstadt läuft aus, sondern auch der Hochofen in Krakau, der Mitte 2016 an das Ende seines Lebenszyklus kommt und neu zugestellt werden müsste. Die Produktion beider Hochöfen kann der kleine aus Eisenhüttenstadt aber nicht auffangen. Die Entscheidung, so ein Sprecher des Konzerns auf Fragen von Tageblatt.lu, wird bald fallen, weil dort in den nachgeordneten Einheiten Investitionsentscheidungen vom Schicksal des Krakauer Hochofens abhängig sind. Insgesamt, so der Konzern, hängen vom Schicksal dieses Hochofens 1.700 Arbeitsplätze ab. Zu den weiteren Investitionsentscheidungen dürfte auch die über eine Galvanisationsstraße gehören.

Brammen

Gefallen ist allerdings eine Investitionsentscheidung zu der modernsten Walzstraße Europas, die 2007 in Krakau gebaut wurde. Hier soll ein zweiter Ofen für 25 Millionen Euro hinzugefügt werden. Die Walzstraße ist 2007 gebaut worden und gilt als die modernste in Europa. Die Investition für den Ofen beläuft sich auf 25 Millionen Euro. In dem Ofen werden Brammen erhitzt und nach der Erhitzung gewalzt. Mit der zweiten Erhitzungseinheit soll eine Erweiterung der Produktbreite ermöglicht werden. Produkte mit höherem Mehrwert sollen vor allem die Produktbreite der Walzstraße für Kunden in Zentral und Osteuropa erhöht werden, teilt das Unternehmen gegenüber Tageblatt.lu mit.

In Polen plant ArcelorMittal weiter, so der Sprecher, ein gigantisches Industrialisierungskonzept. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlkombinats Nova Huta verfügt der Konzern über freie Flächen. „Wir haben,“ sagt der Sprecher, „mit den Verwaltungen der Städte Krakau und Malopolska Gespräche geführt, mit Vertretern der polnischen Regierung und mit Organisationen, um aus diesen Flächen eine gewaltige Industrie Region zu machen. Hier könnten Tausende von Arbeitsplätzen entstehen. Das ist ein Projekt, das sehr gut auch in die Planung der Europäischen Kommission hinein passt.“

Pläne

Arcelor Mittal hat Erfahrung mit solchen Konzepten in Luxemburg. Hier entsteht auf der Fläche eines ehemaligen Stahlwerks in Esch Belval eine Universität und eine Dienstleistungsstadt. Zu den Investitionen, die das bedingt, will sich das Unternehmen derzeit nicht äußern. „Sie sind in diesem Stadium der Diskussionen noch nicht abzusehen“, sagt der Vertreter des Unternehmens.

In Frankreich hat ArcelorMittal mit Beginn des neuen Jahres einen neuen Landesmanager, der sich gleich mit einem größeren Problem herumschlagen darf. Nicht nur in Eisenhüttenstatt und in Krakau kommt ein Hochofen an das Ende seiner Lebenszeit und muss entweder innen neu verkleidet oder endgültig stillgelegt werden. Auch in Dünkirchen muss eine Entscheidung getroffen werden, weil auch dort ein Hochofen entweder refektioniert oder stillgelegt werden muss.

Walzstraßen

ArcelorMittal hat die Produktion von Roheisen in Europa von nationalen Grenzen befreit und produziert an wenigen Standorten, wie Dünkirchen Duisburg, Hamburg, Bremen, Eisenhüttenstadt oder Krakau. Von diesen Standorten werden Vorprodukte quer durch Europa zur Verarbeitung in Walzstraßen geschickt. In Lothringen sind Gandrange abhängig von Hamburg, Florange, aber auch Wallonien abhängig von Dünkirchen. Bisher sagt der Konzern nicht, wie die Mengen, die in Dünkirchen ausfallen werden, für die Walzstraßen im Osten Frankreichs und in Belgien ersetzt werden sollen.

Der ArcelorMittal Frankreich Präsident war zu einem Gespräch mit Tageblatt.lu nicht bereits, „weil er zu beschäftigt sei,“ wie eine Sprecherin des Unternehmens in Paris sagte. Ob deutsche Stahlwerke aushelfen werden, wird möglicherweise auf dem deutschen Pressetag des Unternehmens im März bekannt.