Regime der Gnassingbés in Togo bleibt ungebrochen

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In der einstigen deutschen Kolonie Togo ist die Herrschaft der Familie Gnassingbé auch im fünften Jahrzehnt ungebrochen. Die Wahlkommission des westafrikanischen Staates erklärte am Samstag Amtsinhaber Faure Gnassingbé mit einem Anteil von 60,9 Prozent zum Sieger der Präsidentschaftswahl.

Für den Herausforderer Jean-Pierre Fabre gab die Wahlkommission 33,9 Prozent der Stimmen an. Der Oppositionsführer warf der Regierung Wahlbetrug vor und rief die Bevölkerung zu Protesten auf. In Lomé versammelten sich am Samstag etwa 200 Anhänger der Opposition zusammen mit Fabre zu einer Kundgebung. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 gab es in Togo noch keine Wahl gegeben, die unumstritten war und demokratischen Standards entsprach. Gnassingbé ist der Sohn von Eyadama Gnassingbé, der 1967 mit einem Putsch an die Macht kam und 43 Jahre lang regierte. Nach dessen Tod im Februar 2005 übernahm sein Sohn wieder mit einem Militärputsch die Macht. Mit einer Präsidentenwahl im gleichen Jahr, bei der es offenbar zu massivem Betrug kam, bestätigte er seine Herrschaft.

Bei der Wahl am Donnerstag wurden Wähler nach einem Bericht von Amnesty International von Soldaten eingeschüchtert. In mehreren Wahllokalen kam es demnach zu Schießereien, als Soldaten Urnen mit den abgegebenen Stimmzetteln in ihre Gewalt brachten. Internationale Beobachter erklärten, sie hätten keine offenkundigen Belege für Betrug. Allerdings habe die Regierungspartei versucht, Stimmen zu kaufen.

Bereits im Wahlkampf soll Gnassingbé Geld und Reis an Teilnehmer von Kundgebungen verteilt haben. Die Ergebnisse nach Bezirken weisen im Norden des Landes, wo Eyadema Gnassingbé geboren wurde, eine Beteiligung von 70 bis 80 Prozent aus. In der Hauptstadt Lomé und im Süden, wo die Opposition traditionell am stärksten ist, wurde hingegen eine weit geringere Beteiligung angegeben.
Der stellvertretende Präsident der Wahlkommission und Oppositionspolitiker Jean-Claude Homawoo sagte, die Wähler seien es gewohnt, dass die Ergebnisse gefälscht würden. „Die Leute sind müde geworden, sie glauben nicht, dass ihre Stimme noch etwas bewirkt.“ Gnassingbés Sprecher Pascal Bodjona wies den Vorwurf des Stimmenkaufs zurück und warf der Opposition vor, „schlechte Verlierer“ zu sein.

Togo wurde 1884 zum deutschen Schutzgebiet erklärt. Im ersten Weltkrieg wurde das Land von britischen und französischen Truppen besetzt. Danach gelangte der Osten zum französischen, der Westen zum britischen Kolonialreich.

AP