Erbitterte Kämpfe in Aleppo

Erbitterte Kämpfe in Aleppo
(AFP/George Ourfalian / AFP)

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Die erbitterten Kämpfe in der nordsyrischen Provinz Aleppo haben zehntausende Menschen in die Flucht getrieben und lasten schwer auf den Friedensgesprächen in Genf.

Alleine an einem Frontabschnitt nahe der türkischen Grenze seien 30.000 Zivilisten auf der Flucht, berichtete Human Rights Watch (HRW) am Freitag. Aktivisten zufolge wurden in den Kämpfen um Aleppo seit Sonntag mehr als 200 Kämpfer aller Konfliktparteien getötet.

HRW-Mitarbeiter Gerry Simpson warf der Türkei vor, von der Grenze auf Flüchtlinge zu schießen: „Während Zivilisten vor IS-Kämpfern flüchten, antwortet die Türkei mit scharfer Munition anstatt mit Mitgefühl.“ Die ganze Welt rede über den Kampf gegen die Dschihadisten vom Islamischen Staat. Aber diejenigen, die in größter Gefahr seien, dem IS in die Hände zu fallen, „sitzen auf der falschen Seite der Grenze in der Falle“.

Mindestens 210 Kämpfer getötet

Bei den Gefechten an mindestens vier Orten in der Provinz Aleppo – den schärfsten seit Ausrufung der Waffenruhe am 27. Februar – wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte seit Sonntag mindestens 210 Kämpfer getötet. Alleine nahe der Stadt Al-Eis südlich der Stadt Aleppo habe es 50 Tote auf Seiten der Regierungstruppen sowie 61 getötete Al-Nusra-Kämpfer gegeben.

Am Donnerstag hatte sich die US-Regierung „sehr besorgt“ über Berichte gezeigt, wonach die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad in der Provinz mit Unterstützung russischer Kampfjets eine Offensive gestartet hätten. Nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle waren aber auch Rebellen an den Kämpfen beteiligt, die sich ebenso an die Waffenruhe halten müssten. „Aleppo ist der Schlüssel zu Krieg und Frieden in Syrien“, sagte der Leiter der Stelle, Rami Abdel Rahman, AFP. „Jede Kriegspartei ist dort involviert.“

Zweite Runde der Friedensgespräche

In Genf traf am Freitag eine Delegation Assads zur geplanten zweiten Runde der Friedensgespräche ein. Vertreter der Opposition waren schon zuvor in die Schweizer Stadt geflogen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte zwar seine Hoffnung kundgetan, es könne zu „entscheidenden Gesprächen“ kommen – doch sind beide Seiten noch völlig zerstritten über die künftige Rolle Assads.

Während neue Kämpfe entflammt sind und die Diplomatie kaum voran kommt, wird die Lage hunderttausender Zivilisten in Syrien immer prekärer. Auch 60 Tage nach der vereinbarten Feuerpause seien „90 Prozent der Menschen weiterhin von dringend benötigter Hilfe abgeschnitten“, klagte ein Bündnis von Hilfsorganisationen, darunter Care und World Vision, am Freitag. Die Staatengemeinschaft müsse dringend sicherstellen, „dass Millionen Zivilisten nicht regelrecht verhungern“, mahnte Care-Chef Karl-Otto Zentel.