Religion und Kapital

Religion und Kapital
(AP/Andrew Medichini)

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Die islamische Finanzwelt gewinnt in Luxemburg immer mehr an Bedeutung. Dass eine Religion mit der Finanzwelt so stark verwoben ist wie im Islam, mag manch einem suspekt sein.

Dabei sind Religion und Kapital auch in der „westlichen“ oder „traditionellen“ Finanzwelt stark miteinander verwoben. Für den Soziologen Max Weber etwa ist die Herausbildung der europäischen Erscheinungsform des Kapitalismus grundlegend mit der protestantischen Ethik verknüpft. Ein Zinsverbot wie im Koran findet sich ebenfalls in der Bibel.
Im Mittelalter wurde dieses Verbot von der Kirche tatsächlich umgesetzt, und auch damals schon gab es Menschen, die mit viel Kreativität Finanzgeschäften nachgingen, ohne gegen das Zinsverbot zu verstoßen – unter ihnen der Orden der Templer. Auch Ansätze modernen kapitalistischen Denkens finden sich bereits in der Bibel. Etwa der viel zitierte Satz: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“

Yves Greis ygreis@tageblatt.lu

Das Zinsverbot gibt es heute im Christentum nicht mehr. Heute pflegt die katholische Kirche ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Kapitalismus. Während der Papst den Kapitalismus öffentlich stark kritisiert, betreibt der Vatikan selbst eine Bank (die nicht den besten Ruf hat) und tritt zum Beispiel in Deutschland als kapitalistischer Arbeitgeber auf, der sogar die Macht hat, sich über das Arbeitsrecht zu stellen.