Quo vadis, Belval?

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Allzu viel Positives drang in den letzten Monaten nicht an die Öffentlichkeit, wenn es um die Entwicklung auf Luxemburgs derzeit größter Baustelle, Belval, ging. Im Gegenteil: Negative Schlagzeilen wie die Schließung einer großen Buchhandlung im Belvalplaza I oder die sich über mehr als ein Jahr verzögernde Fertigstellung von Dutzenden von Wohnungen warfen eher einen dunklen...

Allzu viel Positives drang in den letzten Monaten nicht an die Öffentlichkeit, wenn es um die Entwicklung auf Luxemburgs derzeit größter Baustelle, Belval, ging.
Im Gegenteil: Negative Schlagzeilen wie die Schließung einer großen Buchhandlung im Belvalplaza I oder die sich über mehr als ein Jahr verzögernde Fertigstellung von Dutzenden von Wohnungen warfen eher einen dunklen Schatten auf das Voranschreiten des ehrgeizigen Projektes.

Mit einem Lichtblick aufwarten, zumindest, was Belval als Standort der Uni Luxemburg angeht, konnten dann vor kurzem Minister François Biltgen und der Präsident des Fonds Belval, Germain Dondelinger, am Rande einer Pressekonferenz: Der ursprüngliche Zeitplan soll eingehalten werden, so dass der Umzug 2013 stattfinden kann. Die „Maison du savoir“, die „Maison des sciences humaines“, die „Maison du nombre“, die „Maison de l’innovation“, die Bibliothek und die Studentenwohnungen sollen dann fertig sein. Lediglich die „Maison des matériaux“ und die „Maison de la biologie rouge“ würden anderthalb Jahre später in Betrieb gehen können. Die Arbeiten an den Uni-Gebäuden würden von keinem Sparplan beeinflusst.

Weniger erfreuliche Nachrichten geisterten dann aber letzte Woche wieder durch die Presse. Im Mittelpunkt stand das aus drei Teilen bestehende Gesetzesprojekt zur Schaffung des Nationalen Zentrums für Industriekultur („Centre national de la culture industrielle“, kurz CNCI).
Zuvor hatte schon der Staatsrat in einem Gutachten einige Fragen aufgeworfen, was den zweiten Teil, die Restaurierung der zu erhaltenden Anlagen, angeht. So sei es u.a. interessant gewesen, zu erfahren, ob die im Gesetz vom 17. November 2003 vorgesehenen finanziellen Mittel integral für die vorgesehenen Zwecke genutzt worden seien und wie viel der Verkauf der verschiedenen abgebauten Elemente (z.B.: die rund 6.000 Tonnen Schrott vom Hochofen C) gebracht habe.

Mangelnde Transparenz und eine Verschleuderung von Staatsgeldern werfen denn auch das „Mouvement écologique“ und die „Amicale des hauts-fourneaux“ den Verantwortlichen vor, was den Gesetzentwurf angeht. Unter anderem, so heißt es, sei die vereinbarte Informations- und Beteiligungspolitik bislang nicht ausgearbeitet worden: Seit mehr als einem Jahr würden die zuständigen Minister nicht auf Anfragen antworten. Der Fonds Belval verfüge, so die beiden Organisationen, auch nicht über genügend Fachpersonal in den Bereichen Industriekultur bzw. Industrie-Denkmalschutz.
Als „höchst kostenintensiv“ und „unsinnig“ werden der Abriss großer Teile des „Highways“ und des Fundamentes von Hochofen C bezeichnet. Ein weiterer wesentlicher Vorwurf der beiden Vereinigungen an die Adresse der Verantwortlichen ist der, dass das Nationale Industriedenkmal durch eine zu hohe Baudichte abgewertet würde. Daher fordern sie auch die Einrichtung einer zeitlich befristeten Schutzzone, innerhalb derer keine neuen Gebäude – abgesehen von denjenigen für das CNCI – errichtet werden dürften.

„Cité dans le monument“

Schlussfolgernd bedauern das „Mouvement écologique“ und die „Amicale“, dass die staatlichen Stellen das ursprüngliche Konzept eines „mouvement dans la cité“ allem Anschein nach in eine „cité dans le monument“ uminterpretieren wollen. Dass die Erhaltung der industriellen Zeugen beim Fonds Belval und den zuständigen Ministerien nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste steht, geht aus der traurigen Tatsache hervor, dass die beiden 75 und 115 Meter hohen Kamintürme der ehemaligen Agglomerierungsanlage bald auf 40 Meter gekürzt werden müssen. Dies nur, weil man es versäumt hat, die nötigen Unterhaltsarbeiten durchzuführen und sie nun einen Gefahrenpunkt darstellen. Traurig, so etwas!

François Besch
fbesch@tageblatt.lu