Oktober 2011

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Langsam, aber sicher verspüren so manche Lokalpolitiker und solche, die es einmal werden wollen, zunehmend den Drang dazu, sich mehr denn je in den Vordergrund zu bewegen. Jede noch so kleine Tat möchte man in Bild und Text festgehalten wissen, die PR-Abteilungen der Gemeinden werden verstärkt, die Ehrenweine mehren sich, die Empfänge auch.

Jedes Straßenschild, jeder Grashalm, jedes neue Kanalrohr und jeder gepflanzte Baum wird mit Pauken und Trompeten eingeweiht, Trikolorebändchen werden allenthalben durchgeschnitten, doch zuvor werden noch Einladungen zu Pressekonferenzen im Doppel- und Dreierpack verschickt.

Tja, die nächsten Kommunalwahlen stehen ins Haus, und das schneller, als man glaubt. In 55 Wochen ist es so weit. Und in 50 Wochen müssen die Kandidatenlisten gefüllt sein. Ob nun in den Proporz- oder in den Majorzgemeinden, bereits jetzt beginnt die Suche nach potenziellen Kandidaten.

Die „Jagd“ ist landesweit eröffnet. Es werden Männer und Frauen gesucht, die sich nicht vor Verantwortung drücken und sich für andere einsetzen wollen. Solche, die noch Interesse an der Lokalpolitik haben und die sehr viel Geduld und Idealismus mitbringen müssen. Solche, die sich von vornherein kein Dankeschön für das erwarten, was sie im Interesse der Gemeinde sprich der Allgemeinheit tun.

Gleichgültigkeit und Ablehnung

Doch die Suche nach solchen Mitbürgern wird schwieriger denn je. Der demografische Wandel und die im Arbeitsmarkt geforderte Beweglichkeit junger Menschen machen nämlich nicht nur das Vereinsleben schwieriger, sondern auch die Kommunalpolitik. Berufstätige und junge Familien mit Kindern für ein ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik zu gewinnen, wäre wichtig, ist aber kaum noch möglich.

Dazu gesellen sich dann noch die „Politikverdrossenheit“ und die oft geäußerte Meinung, dass man lokal sowieso nichts mehr bewegen kann, da ja alles von höherer Stelle aus diktiert wird. Allgemein herrscht heute mehr denn je eine Stimmung in der Bevölkerung, die durch Gleichgültigkeit und Ablehnung in Bezug auf politische Probleme und Programme gekennzeichnet ist.

Auswirkungen von Politikverdrossenheit können auf der einen Seite Lethargie, Fatalismus, auf der Kehrseite zunehmende politische Instabilität und anwachsender Extremismus sein.
So mancher hat aber auch Angst vor denen, für die unmittelbar eigene Karriere-Interessen bedeutsamer als alles andere sind. Ihr Vorgehen ist von Filz, Parteidisziplin und Fraktionszwang geprägt, und das ist längst nicht jedermanns Sache.

Für Oktober 2011 werden Hunderte von Kandidaten gebraucht, die ab 1. Januar 2012 die Posten der Bürgermeister, der Schöffen und der Räte in den 116 Gemeinden Luxemburgs bekleiden sollen.

Nur zur Erinnerung: In Gemeinden mit bis zu 999 Einwohnern besteht der Gemeinderat aus sieben Mitgliedern, ab 1.000 und bis 2.999 Einwohner braucht es neun Ratsmitglieder, deren elf sind es bei einer Bevölkerungszahl zwischen 3.000 und 5.999, bis 9.999 sind es dann 13, bis 14.999 sind es 15, bis 19.999 braucht man 17 Ratsmitglieder und darüber hinaus besteht der Gemeinderat aus 19 Mitgliedern.

Roger Infalt
rinfalt@tageblatt.lu