Neues Selbstbewusstsein

Neues Selbstbewusstsein
(Tageblatt/Jeff Lahr)

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Die 15. Spiele der kleinen Staaten Europas sind vorbei. Auch ohne viel Werbung im Vorfeld der Spiele wurden diese zu einem Riesen-Publikumserfolg, einem wahren Sportfest.

Die Sportler nahmen die unglaubliche Unterstützung dankend an, in Symbiose mit dem Publikum erzielten sie ein Rekord-Ergebnis für Luxemburg.

Claude Clemens cclemens@tageblatt.lu

Auch wenn es „nur“ die sogenannten „kleinen“ Spiele waren, so haben dieser „Goldrausch“ und die Begeisterungsstürme hoffentlich positive Auswirkungen auf den Sport in Luxemburg.

Die zunächst einmal die Sport-Bewegung selbst herbeiführen muss. Was junge Sportler bei diesen Spielen – sei es als Aktive, sei es als Zuschauer – erlebt haben, führt hoffentlich zu solch einem Motivationsschub, dass die „Drop out“-Rate im Luxemburger Sport in nächster Zeit vielleicht etwas geringer wird. Die große Zahl der freiwilligen Helfer und die Tatsache, dass sich diese 2012 recht schnell fanden, stimmt zuversichtlich, dass sich auch im Benevolat vielleicht etwas zum Positiven wendet, neue engagierte Mitarbeiter gefunden werden.

Der Erfolg dieser Spiele sollte es auch dem nationalen Olympischen Komitee COSL erlauben, mit neuem Elan und neuem, gestärktem Selbstbewusstsein seine Rolle als Chef-Lobbyist des Luxemburger Sports wahrzunehmen, angefangen beim sich in der Ausarbeitung befindenden „concept global pour le sport luxembourgeois“. Auch Sportminister Romain Schneider bekam durch die 15. JPEE neue Argumente in die Hand, um für „sein“ Ressort bei Politikerkollegen zu kämpfen.

Auf einem guten Weg

Fünf JPEE-Sportarten haben einen „politischen“ Verbandspräsidenten, eine weitere Abgeordnete war als Volunteer tätig; ihnen müssen COSL und Minister nicht erklären, wieso es sich lohnt, den Sport zu unterstützen, damit dieser seiner sozialen und gesundheitsfördernden Rolle gerecht werden kann. Und es lohnt sich auch, (Hoch)-Leistungssport angemessen zu unterstützen, denn dieser ist die natürliche Lokomotive für den Breitensport.

Das sollte hoffentlich vielen vergangene Woche klar geworden sein. 1995, bei den ersten JPEE im Großherzogtum, gab es die Coque noch nicht; letzte Woche zeigte sich, was so ein nationales Sportzentrum „wert“ sein kann. Und dabei wurde der nationale Sporttempel gegenüber den ursprünglichen Plänen in den 1990er Jahren von der Politik sogar noch zu Ungunsten des Sports abgespeckt.

Ebenso wie das überarbeitete Sportgesetz von 2005 um einen ursprünglich vorgesehenen Passus über Hilfestellungen beim Berufseinstieg für Sportler nach deren Karriereende abgespeckt wurde.

Dabei ist Luxemburg in vielerlei Hinsicht auf einem guten Weg: Mit Muller, Palgen, Mossong, Rodenbourg, De Nutte, Majerus, Bertemes und Vosahlo holten beispielsweise acht Sportsoldaten JPEE-Medaillen. Durch die Armee – wenn sie es wollten – hätten sie nach Karriereende schon mal eine berufliche Perspektive.

Jüngster Fortschritt: das Sportlycée. Um abgehende Schüler in Richtung Studien oder Beruf richtig zu beraten, wäre eine per Gesetz geschaffene Anlaufstelle ein weiterer Schritt in Richtung optimale Förderung des Sports, die allen zugute kommen würde.

Damit der Sport unter optimalen Bedingungen funktionieren kann, bedarf es natürlich auch dementsprechender Sportstätten. Luxemburg hat durchweg eine gute bis sehr gute „Ausrüstung“ in dieser Hinsicht, mit aber zwei hinlänglich bekannten Schwachstellen, zu welchen sich mittlerweile eine dritte hinzugesellt hat: Das Europapokal-Abenteuer des HB Esch hat überdeutlich gezeigt, dass die zweitgrößte Stadt des Landes dringendst eine neue, moderne Sporthalle braucht. Diese steht zwar seit den Wahlen 2011 im Escher Koalitionsprogramm, aber Papier ist bekanntlich geduldig und konkret getan hat sich noch nichts.

Auch hier gilt, wie für die JPEE: Vielleicht beschleunigt sportlicher Erfolg so manches. Es wäre jedenfalls wünschenswert. Und es wäre äußerst schade, würde die vergangene Woche durch die JPEE entfachte Sport-Begeisterung ungenutzt verpuffen.