Mobilität: privat oder öffentlich?

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Dem ehemaligen Transportminister Lucien Lux lag der öffentliche Transport (ÖT) am Herzen und sein Ministerium investierte viele Millionen in seine Förderung. Dennoch konnte der sog. „modal split“, also das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Verkehr, während der vergangenen Jahre nur unwesentlich (um wenige Prozentpunkte) in Richtung ÖT verbessert werden.

Robert Schneider
rschneider@tageblatt.lu

Dem ehemaligen Transportminister Lucien Lux lag der öffentliche Transport (ÖT) am Herzen und sein Ministerium investierte viele Millionen in seine Förderung. Dennoch konnte der sog. „modal split“, also das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Verkehr, während der vergangenen Jahre nur unwesentlich (um wenige Prozentpunkte) in Richtung ÖT verbessert werden.
Es scheint so zu sein, dass trotz allmorgendlichem und allabendlichem Stau auf den Autobahnen, trotz hohen Parkplatzkosten, trotz zunehmenden Belastungen für die Umwelt … der Durchschnittsbürger nur schwer von der Nützlichkeit von Bahn und Bussen zu überzeugen ist. Erst wenn es wirklich wehtut, wird umgestiegen: zum Beispiel wenn, wie während der letzten Wochen geschehen, die Angst vor glättebedingten Beulen im eigenen Wagen dann doch zu groß wird. Oder ist das öffentliche Angebot etwa immer noch nicht ausreichend?
Auch hierfür gibt es Anhaltspunkte: Immerhin harrt die Hauptstadt des Baus einer Trambahn inklusive der Peripheriebahnhöfe, versprochene Zugstrecken bzw. einige zweigleisig auszubauende Strecken sind erst in der Bauphase. Hinzu kommt, dass trotz zahlreichen Studien, trotz Verkehrsverbund, Mobilitätszentrale und punktuellen Maßnahmen das Angebot vielfach unzureichend ist, die Anschlüsse bei den Verbindungen oft nicht klappen, da die verschiedenen Träger (CFL, AVL, TICE usw.) ihre Fahrpläne nur ungenügend bis überhaupt nicht aufeinander abstimmen. Wenn dann noch überfüllte Busse und unpünktliche Züge hinzukommen, vergeht auch dem engagiertesten Befürworter des öffentlichen Verkehrs die Lust an der Gemeinschaftsfahrt.

Finanzierungsvorbehalt und Mobilität

Im Bereich der Infrastruktur sah es noch vor zwei Jahren so aus, als ob die öffentliche Mobilität endlich Land sehe. Das Tram-Projekt stieß auf breite Zustimmung, der Ausbau der Bahnstrecke Bettemburg-Luxemburg war genehmigt worden, einige träumten bereits von einer weiteren Tram in den Südgemeinden. Wie die aktuellen Prioritäten in Sachen Mobilität aussehen, ist allerdings in den trüben Gewässern des „Finanzierungsvorbehaltes“ der Regierung kaum mehr sichtbar.
Nicht nur das „Mouvement écologique“ fordert deshalb klare Aussagen aus dem Ministerium und legte seinerseits neun Prioritäten vor, die laut Vorstellungen der Organisation eine sanftere, umweltschonendere und somit nachhaltigere Mobilität garantieren sollen.
Wenn schon Finanzierungsvorbehalt, dann dürften auf keinen Fall weitere Autobahnen bzw. die Verbreiterung bestehender geplant werden.
Tatsächlich geht beides nicht: Eine Förderung des Gemeinschaftstransports ist nicht nur finanziell inkompatibel mit neuen Straßen und mehr Auffangparkings rund um die Hauptstadt; der öffentliche Transport braucht – soll er reibungslos und praktisch funktionieren – ganz einfach die verkehrstechnische Vorfahrt, die bislang allzu oft dem Auto eingeräumt wird.
Es wäre demnächst an der Zeit, in aller Klarheit die Ziele und Prioritäten der künftigen Mobilität zu definieren. Setzen wir weiter wie bislang auf Individualverkehr, so ist kaum damit zu rechnen, dass die „Modal split“-Ziele je erreicht werden (mit allen impliziten Nachteilen für Lebensqualität und Umwelt). Oder fördern wir konsequent und somit aufwändig den gemeinschaftlichen Transport?
Beides zu wollen, ist sowohl finanz- als auch transportpolitischer Unfug, übrigens unabhängig von Finanzkrisen. Die Forderung nach klaren Aussagen ist nicht nur deshalb eine berechtigte.
Wo steuern wir verkehrstechnisch hin?