Eng Datz ass eng Datz

Eng Datz ass eng Datz

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Reformeifer im Unterrichtswesen

Informativer und für die Eltern verständlicher sollen die neuen Entwicklungs- und Lernberichte („bilans intermédiaires“) in der Grundschule sein, die Bildungsminister Claude Meisch Anfang der Woche vorstellte. Dabei erleben auch die Schulnoten ihr Comeback. In Zukunft werden die Leistungen der Kinder, oder besser gesagt ihre Entwicklung, mit Noten von A+ bis D bewertet.

2009/2010 wurden die neuen Entwicklungs- und Lernberichte eingeführt, was einer kleinen Revolution gleichkam, da ein System von Kompetenzsockeln die klassischen Schulnoten bis 60 ersetzte. Zwei Jahre später folgten die ersten Anpassungen und nun die nächste Reform. Ob die ständigen Veränderungen den Eltern also helfen, einen besseren Durchblick zu erhalten, ist eher zu bezweifeln. Denn momentan machen sie die Leute wohl eher durcheinander, als dass sie helfen.

Immerhin: Geht es nach den Eltern, so sind die Schulnoten noch immer das Maß aller Dinge, ganz nach dem Motto „Eng Datz ass eng Datz“, und spätestens wenn die da ist, muss etwas mit dem Sprössling unternommen werden. Mit den Kompetenzsockeln dagegen ist das schon etwas komplizierter, weshalb nun also die Benotung von A bis D hinzukommt. Ob das wirklich Sinn macht oder lediglich zur „Beruhigung“ der Eltern dient, wird die Zukunft zeigen. Wünschenswert wäre allerdings, dass in zwei Jahren nicht schon wieder eine neue Reform kommt, die die Konfusion in den Köpfen der Eltern dann perfekt macht.

Unter dem Strich aber bleibt die Erkenntnis: Ob Benotung und/oder Sockel, entscheidend ist bei den (Zwischen-)Bilanzen eh das Gespräch mit dem Lehrer. Und macht der seinen Job gut, dann spielt die Frage nach dem Benotungssystem ohnehin eine untergeordnete Rolle.

Glaubt man aber den Kommentaren in den sozialen Netzwerken, dann existiert so etwas wie ein guter Lehrer hierzulande kaum. Überbezahlt und faul ist das Lehrpersonal, so die einhellige Meinung der Neiderrepublik.
Wer so etwas behauptet, der hat schon lange keine Schule mehr von innen gesehen. Und der hat keine Ahnung von den Problemen, mit denen sich das Lehrpersonal von heute Tag für Tag konfrontiert sieht. Viele dieser Probleme haben damit zu tun, dass den Eltern die nötige Zeit für ihre Kinder und deren Erziehung fehlt – und in den „Maisons relais“ eine gezielte, individuelle Förderung des Nachwuchses unmöglich ist.

Und zum Thema Bezahlung sei gesagt: Allein die Tatsache, dass der Beruf des Lehrers einer der wichtigsten in unserer Gesellschaft ist, rechtfertigt so manches Privileg des Lehrpersonals. Und dass im Schulwesen genau wie im Rest des öffentlichen Dienstes gutes Geld verdient wird, ist nicht neu. Die Frage, die sich in diesem Kontext eher stellt, ist doch nicht, warum beim Staat so viel, sondern warum in der Privatwirtschaft so wenig verdient wird.