„Foreign Fighters“

„Foreign Fighters“
(Alain Rischard/editpress)

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Ausländische Kämpfer im Irak und in Syrien

Der Islamische Staat (IS) hat sich durch eine Vielzahl von Faktoren zu einer effizienten Terrormaschine entwickelt: Angefangen bei der Erfahrung der ehemaligen Saddam-Militärkader über ein durchstrukturiertes Finanzsystem bis hin zur ausgefeilten Propagandamaschine griffen alle Zahnräder der IS-Maschinerie lange Zeit reibungslos ineinander. Ihre Reichweite und bedrohliche Dimension erhielt die sunnitische Terrormiliz jedoch erst durch die Rekrutierung zahlreicher Terrorjünger: Rund 30.000 ausländische Kämpfer konnte der IS in knapp zwei Jahren für sich gewinnen. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Viele von ihnen sind im Gefecht, wegen des Verdachts des Hochverrats in den eigenen Reihen oder aber bei ihren Selbstmordattentaten umgekommen.

Jüngst haben die Angriffe der internationalen Anti-IS-Koalition und die Bombardements durch Moskau den Druck auf sie erhöht. Neben der Zerstörung von zentralen Einrichtungen lag die Priorität immer wieder auf dem Ausschalten gefährlicher „Foreign Fighters“. Eines der prominentesten Opfer war der ausländische Kämpfer und Propagandachef des IS: „Jihadi John“ aus Großbritannien. Diese und ähnliche Angriffe hatten zur Folge, dass sich die Halbstarken, Kriminellen und Terrorhungrigen mittlerweile fast vollständig in die Hochburgen des IS zurückziehen mussten.

Das syrische Rakka und Mossul im Irak sind zu einer Art letzter Zuflucht für sie geworden. Für viele steht eine Rückkehr gar nicht zur Debatte. Sie befürchten Gefängnisstrafen, Gesichtsverlust oder aber Hohn. Hinzu kommt die Tatsache, dass bislang keine wirklichen Erfolgsfälle bekannt sind, in denen IS-Rückkehrer resozialisiert wurden. Die meisten Dschihadisten werden verhört, weggesperrt und ausgequetscht. Ihr Insiderwissen ist wertvoll. Je nach Grad und Rang, den sie innerhalb des IS eingenommen haben, kennen sie die Logistik, die Strategie oder zumindest wichtige Versorgungsrouten beziehungsweise -standorte der Terrormiliz.

Viele „Foreign Fighters“ dürften somit lediglich als Kanonenfutter enden – wenn sie aus dem Maghreb oder dem Nahen Osten stammen. Sie verfügen im Gegensatz zu ihren europäischen Mitstreitern über keine besonderen Sprachkenntnisse und sind somit in den Augen des IS weniger wertvoll. Sie verdienen die Hälfte, genießen im Gegensatz zu den Europäern kaum Privilegien und finden sich schnell in einer frustrierenden Realität wieder. Tunesien hat beispielsweise rund 6.000 junge Kämpfer an den IS verloren. Viele von ihnen sind arbeits- sowie perspektivlos und träumen vom schnellen Geld in den Reihen der Barbaren.

Auch Ruhm und Selbstwertgefühl spielen für diese abgestumpften Menschen eine Rolle. Allerdings erfahren sie in den Reihen des IS genau die gleiche Erniedrigung und Behandlung wie in ihrer eigenen Heimat: Sie werden zu Terrorjüngern zweiter Klasse degradiert. Unter dem Eindruck der internationalen Bombardements, der versiegenden Finanzquellen und der angeschlagenen Propagandamaschine stellt sich die Frage, wie lange die Anziehungskraft des IS noch Bestand haben wird.