Dilemma

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(Alain Rischard/editpress)

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FIFA, IAAF und Co.

Sportfunktionäre haben es auch nicht einfach in dieser Welt. In schöner Regelmäßigkeit „schaffen“ sie es momentan in die Schlagzeilen. Den Anfang machte der geschlossene Verein namens FIFA, dessen Protagonisten inzwischen vom FBI zu Fall gebracht werden. Vergangene Woche dann publizierte die Welt-Anti-Doping-Behörde WADA ihren zweiten Bericht über den internationalen Leichtathletik-Verband IAAF. Und der offenbart einen Skandal von unglaublichem Ausmaß.
Ex-Präsident Lamine Diack stand der IAAF 16 Jahre vor und baute „einen geschlossenen inneren Kreis auf, der wie eine informelle und illegitime Regierung außerhalb der IAAF-Strukturen funktionierte“, wie es im Bericht heißt. Der Senegalese schaffte demnach mafiöse Strukturen. Mitunter wurden sogar Athleten erpresst. Gegen eine entsprechende Geldzahlung konnte so ein positiver Dopingtest von der IAAF einfach mal so vertuscht werden. Im Vergleich dazu ist der Stimmenkauf bei der FIFA schon fast ein Kavaliersdelikt …
Den Karren aus dem Dreck ziehen soll nun mit dem früheren Weltklasse-Mittelstreckler Sebastian Coe ausgerechnet jemand, der seit 2007 IAAF-Vizepräsident war und ziemlich gut Bescheid gewusst haben dürfte über die Machenschaften im Verband. Mein Name ist Hase …

Die Beispiele Fußball und Leichtathletik machen das Dilemma der Sportverbände deutlich. Denn man möchte sich nicht in den eigenen Schwanz beißen. Der gestürzte FIFA-Präsident Sepp Blatter hatte vor fünf Jahren auf entwaffnende Art in einem Interview auf die Frage nach der Korruptionsbekämpfung innerhalb seines Verbandes geantwortet: „Wenn wir auf dieses Thema eingehen würden, können wir das ganze Gebilde (gemeint war die FIFA) einreißen.“

Diack ließ sich dagegen nie zu ähnlichen Äußerungen hinreißen. Vielmehr profitierte er doppelt vom System, wenn man denn so will. Er kassierte von den Dopingsündern Geld und wendete mit der Vertuschung der positiven Probe gleichzeitig auch noch „Schaden“ für die Leichtathletik ab. Denn ein Dopingfall ist immer schlecht fürs Image einer Sportart. Sponsoren könnten ihr Engagement überdenken, die TV-Sender von Übertragungen absehen. Der Radsport weiß ein Lied hiervon zu singen. Obwohl spätestens nach dem Festina-Skandal von 1998 das flächendeckende Doping im Peloton bekannt war, wurde der Star der Branche noch Jahre später vom Präsidenten des internationalen Radsportverbands UCI gedeckt.
Der Verdacht liegt nahe, dass auch in anderen Verbänden ähnlich verfahren wird. Warum zum Beispiel hört man so wenig von Dopingfällen im Schwimmen? Einer Sportart, in der es um Millisekunden geht und der seit 2009 ein betagter Funktionär aus Uruguay vorsteht. Am Rande der Weltmeisterschaften 2015 wurde der Generalsekretär des Verbands nach der Anzahl der Dopingproben gefragt. Er konnte sich nicht mehr erinnern, ob es nun 3.000 oder 300 wären …

Eine Boomsportart ist derweil Biathlon. Doping scheint auch hier fast keine Rolle zu spielen, glaubt man den Statistiken der überführten Sportler. Und was ist mit Fußball? Da macht nun Doping wirklich keinen Sinn, heißt es immer wieder. Doch regelmäßige unangemeldete Trainingskontrollen gibt es kaum. Dopingproben bei verletzten Spielern in den Reha-Abteilungen der Profivereine ebenfalls nicht.