Drei besondere Fälle

Drei besondere Fälle
(Tageblatt)

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Dieser Tage werden Luxemburg und Panama oft in einem Atemzug genannt, was den meisten Luxemburgern wohl nicht behagt, denn sie (wir) sind ja die Guten.

Aber was weiß man schon über die mittelamerikanische Republik, über welche die USA genauestens wachen und, wenn notwendig, den Big Stick, den großen Knüppel, hervorholen?
Panama lebt zwar vornehmlich von seinem berühmten Kanal, wie Luxemburg lange von seinem Stahl, ist aber auch ein Finanzplatz. Einer von der alten Art, der Steueroptimierungen und -hinterziehungen zulässt, die führende Mächte zu Recht verärgern.

In der Digitalzeit lässt sich nichts vor gewissen Diensten verbergen. Diejenigen, die (wahrscheinlich schon lange) Zugang zu den „Panama Papers“ hatten und sie den Zeitungen jetzt zusteckten, beabsichtigten genau das, was passiert: größte Empörung in Europa, politische Turbulenzen ebenda, und auch dort vielleicht etwas Imageschaden für Putin, diesen ungefügigen Burschen.

Die Empörung und die Turbulenzen ebnen den Weg zur totalen Kontrolle, der sich nur die USA, China und Russland entziehen können. Luxemburg jedenfalls nicht; daher lag unsere „neue“ Regierung auch richtig, als sie den LuxLeaks-Skandal nutzte, um Missstände aus der Sans-gêne-Ära (wir möchten nicht deutlicher sein!) zu beseitigen.

Luxemburg hat als ein sauberes, leistungsstarkes Kompetenzzentrum durchaus gute Chancen, im Herzen Europas ein (vergleichsweise) reiches Land zu bleiben, das seinen Bewohnern überdurchschnittliche Lebensbedingungen bieten kann.
Umso dümmer, verwerflicher, deplatzierter wirkt deshalb die Verknüpfung zweier wesensfremder Begriffe: Regierung und Gambia. Irgendein Breitmaulfrosch fand es witzig, der blau-rot-grünen Koalition das „Gambia“ anzuhängen, wegen Gambias Fahne, hahaha. Die sind Gambia, und was ist Gambia, ein Armenhaus irgendwo in Schwarzafrika, nicht wahr, hahaha.
Gambia ist nicht zum Lachen. Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt, nachdem es hunderte Jahre lang von unseren weißen Brüdern aus Portugal und dann Großbritannien kolonisiert war, nicht zum Vorteil seiner Bevölkerung.
Gambia, das mit seinen gut 1,8 Millionen Menschen immerhin dreimal mehr als Luxemburg zählt, verweist auf die 1965 erlangte Unabhängigkeit als den wichtigsten Besitz; es lebt von einer kargen Landwirtschaft und ein wenig Tourismus, Industrie gibt es so gut wie keine; das BIP entspricht nicht einmal einem Prozent des luxemburgischen; 60 Prozent sind Analphabeten. Und wenn Gambia sich im Dezember letzten Jahres zum islamischen Staat erklärte, dann wundert das jene Beobachter nicht, die wissen, dass 60% der Gambier mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen müssen.

Luxemburg hatte im Laufe der Zeit so viel Glück wie Gambia Pech. Am Beispiel Panama sollte Luxemburg heute nachvollziehen, was „uns“ gestern passiert wäre, wenn die Großen den Big Stick oder den groben Besen zur Reinigung zur Hand genommen hätten.

Die kleine Moral von der Panama-Luxemburg-Gambiageschicht’ wäre: Leiser auftreten, Landsleute, und respektvoller, generöser, solidarischer, unter uns und den anderen gegenüber.

asold@tageblatt.lu