Dilemma der Republikaner

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„Super Tuesday“ hat in den USA also das Rennen um den republikanischen Präsidentschaftskandidaten nicht entschieden. Zwar hat Mitt Romney sechs von zehn Vorwahlen gewonnen, dennoch kann niemand behaupten, sein schärfster Rivale Rick Santorum liege daniedergestreckt.

Es wäre indes ebenso falsch, ihn als „alive and kickin’“ zu beschreiben. Nein, die beiden republikanischen Frontrunner betreiben zurzeit etwas, das jedem (im US-amerikanischen Sinne) Liberalen nur Quell intensivster Genugtuung sein kann: Sie bekämpfen – und neutralisieren mithin – einander gegenseitig. Beide investieren viel Geld darin, ihren Gegener als grundsätzlich ungeeignet für das höchste Amt im Staate zu beschrieben. Das Erfreuliche daran: Beide dürften durchaus recht haben. Wie Santorum ganz richtig immer wieder feststellt: Der superreiche Romney ist nicht eben der Freund der werktätigen Massen. Er hat den Grundstock seiner Abermillionen mit der Investmentfirma Bain Capital gelegt, einer jener Haifischgesellschaften, die Unternehmen mithilfe geliehenen Geldes aufkaufen, die profitabelsten Unternehmensteile mit möglichst viel Gewinn weiterverkaufen, dem Rest anschließend die eben erwähnten Schulden aufbürden und diesen dann anschließend, ohne mit der Wimper zu zucken, den Bach runtergehen lassen.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Scheinheilige Nächstenliebe

Der Karriereweg von Investmentkapitalisten vom Schlage eines Romney ist typischerweise von Tausenden zerstörter Arbeitsplätze gesäumt. Leute von seinem Schlage funktionieren nach der Devise, dass des einen Brot mitunter durchaus des anderen Tod sein darf.

Zugleich bedauert der tiefgläubige Mormone aber regelmäßig zutiefst, dass seine zeit- und kräfteraubende politische Laufbahn ihn immer wieder daran hindert, sich den Bedürftigen zu widmen.

Das ist natürlich der Gipfel der religiösen Scheinheiligkeit: Erst sorge ich dafür, dass die Hungerleider immer mehr werden und dann lasse ich ihnen meine Nächstenliebe angedeihen.

Rick Santorum ist einem „Liberalen“ natürlich allein schon deswegen sympathischer, weil er in einem direkten Duell mit Obama kaum eine Chance hätte.

Gerade vielen „Swing“-Wählern, also politisch relativ moderaten Bürgern, die sich mal für den Kandidaten der einen, mal für den der anderen Partei entscheiden, gilt der eifernde Erzkatholik manchmal dann doch als einen Tick zu merkwürdig. Andererseits scheint der Mainstream innerhalb der Republikanischen Partei heutzutage bei all jenen Kandidaten, die von ihnen auf den Schild gehoben zu werden wünschen, ein gewisses Mindestmaß an „Wackiness“ geradezu vorauszusetzen.

Und diese werden von Santorum bedient: Seine radikale Ablehnung der Abtreibung zum Beispiel imponiert gerade auch proletarischen Redneck-Republikanern ganz schön mächtig.

Und so wird die Republikanische Partei weiterhin mit ihrem Dilemma ringen müssen: Sie muss sich entscheiden zwischen einem Kandidaten, der den Erzkonservativen zwar nicht die Gewähr bietet, dafür aber Obama schlagen könnte, und einem, der den frommen Parteigängern zu Wohlgefallen ist, dafür aber den Demokraten „four more years“ im Weißen Haus garantieren würde.